Diadem von den Sternen
schienen fest genug zu sitzen, um nicht herauszufallen. Mit einem Seufzer der Erleichterung zog sie ihre Bluse aus der Hose und ließ die juckenden Brotkrumen herausfallen. Unter den wehenden Blusenschößen langte sie hinauf und wischte sich Brüste und Bauch ab. Mulak eilte dahin; der Reitwind blies ihr das Haar nach hinten und glitt seidenweich über ihren müden Körper.
Mulaks Hufe stampften einen beständigen Rhythmus auf den Boden der Straße, und in ihrem Blut spürte sie den Widerhall. Als sie in das rasch zurückfallende Tal umblickte, lachte sie. Sie fühlte sich wieder kraftvoll lebendig. Seltsamerweise wurde ihr bewußt, daß sie sich mehr als alles andere wünschte, ein Bad zu nehmen. Da sie ihre äußere Erscheinung unter der entwürdigenden geistigen Sklaverei, in der Tarnsian sie gehalten hatte, hatte absinken lassen, fühlte sie jetzt, da sie ihre Schwingen ausbreitete, das dringende Bedürfnis, auch die letzten Reste dieser Sklaverei von ihrem Körper abzuwaschen. Sie sehnte sich nach sauberen Haaren; nach einem sauberen Körper. Dennoch waren die Farben leuchtender, die Gerüche frischer, und die Klänge tanzten in ihren Ohren. Sie spürte Mulaks Muskeln kraftvoll unter sich arbeiten und erfreute sich an dem reinen, freien Fließen seines dahinjagenden Körpers.
Vo r ihr schlängelte sich die Straße durch einen Flickenteppich bunter Felder, die dort arbeitenden Menschen starrten sie an, machten jedoch keinerlei Anstalten, sich einzumischen. Tarnsian war immer schwächer in ihrem Kopf zu spüren. Die Straße führte bergan, erschien über und neben den Hügeln und war dann in der blauen Ferne hoch über dem Talboden verschwunden. Hoch droben, wenig mehr als eine dunkelblaue Radierung im Blau des Himmels, erhoben sich Zwillingsgipfel, die sich in eine steilwandige Einkerbung senkten. Der Tangra Suzan. Sie sah höher. Hesh war ein helles, blaues Geschwür, das sich aus Horlis Seite wölbte. Sie lächelte zufrieden. In ein paar Tagen, dachte sie, brauche ich mir Heshs wegen keine Sorgen mehr zu machen. Sie fuhr sich über ihr Haar. Leichter zu reisen.
Sie machte es sich im Sattel bequemer. „Mulak, Mi-Muklis.“ Beim Klang ihrer Stimme zuckten seine Lauscher lebhaft, und dies ließ sie vor Freude förmlich sprudeln. „Wenn es in der Nähe irgendwo eine schattige Stelle gibt, dann kann ich mein Bad nehmen.“
Das Rah’Massarat entfaltete sich unter Mulaks wirbelnden Läufen. Er erreichte die Hügel und wurde ein wenig langsamer, als das Land steiler anstieg. Auf dem Gipfel einer Anhöhe hielt ihn Aleytys an und blickte zurück. Sie konnte das ganze Tal überblicken, die Luft war klar und still wie Kristall. Die Menschen auf den Feldern waren winzige Figürchen auf einer gemusterten Steppdecke neben einem Fluß, der zu einem gewundenen Band geschrumpft war, das hellblau neben weißgewaschenen Spielzeugklötzen schimmerte. Sie seufzte vor Freude.
Dann wehte eine Staubwolke aus weißem Straßensand hoch, unten, dort, wo die Straße ins Tal mündete. Gleichzeitig spürte sie die Berührung in ihrem Geist stärker werden. Tarnsian, dachte sie erschrocken. Sie sah den Staub die Straße entlangkriechen. „Nur ein Reiter … Das ist nicht groß genug … Nicht einmal ein Wohnwagen. Er ist verrückt!“ Finster starrte sie zu ihm hinunter und schüttelte hilflos den Kopf. Sie wendete den Hengst und trieb ihn im schnellen Galopp die Straße hinauf. „Gibt alles auf, was er hatte … Nur um mich zu fangen …“ Eine starke Verwunderung verringerte ihre Stimme zu einem harten Krächzen.
Die Sonnenstrahlen schlugen auf ihren bloßen Kopf herunter, verursachten einen dumpfen Schmerz, der Tarnsians Tasten noch unerträglicher machte. Sehr viel weiter kommen wir nicht, dachte sie. Nicht bis zum Ende der Großen Hitze. Sie rieb sich mit der freien Hand nervös übers Gesicht und blickte sich ängstlich um. Die Straße hatte sich wieder dem Fluß zugebogen, bis dieser nur mehr ein paar Meter entfernt unterhalb eines steinigen Ufers dahintoste. Sie lenkte den Hengst von der Straße und suchte sich ihren Weg den Hang hinunter, bis sie neben dem Wasser ritt, an den Bäumen vorbei, die die Flußufer säumten, vor dem sengenden Licht der Sonnen geschützt. Während sie den Hengst sich seinen Weg an den Felsen vorbei selbst suchen ließ, murmelte sie rachsüchtig: „Hoffentlich mögen ihn die da hinten nicht. Hoffentlich halten sie ihn gut auf.“
Immer bedrückender wurde die Hitze. Obwohl die Bäume die
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