Diamanten für die falsche Braut?
genug, dass ihr Vater eine Geliebte hatte – zuzulassen, dass sie seine verlassene Frau belästigte, war der Gipfel! „Du hast es überhaupt nicht nötig, auch nur ein Wort mit Maggie zu wechseln, Mum. Sie ist Dads Problem, nicht deins. Die Frau darf ihre Nase nicht in Dinge stecken, die sie nichts angehen.“
„Der Kampf zwischen unseren Anwälten würde die Kosten nur noch weiter hochtreiben, wollte sie mir einreden.“
„Und was wollte sie letztendlich wirklich?“ Behutsam nahm Alissa ihrer Mutter das Tischtuch ab, das diese nervös knetete.
„Geld, das deinem Vater zusteht“, erklärte Jenny niedergeschlagen. „Und obwohl ich davon nichts hören wollte, hat Maggie recht. Gesetzlich steht ihm die Hälfte von allem zu, was unsere Familie besitzt. Aber was soll ich tun, wenn sich kein Interessent für das Haus findet?“
„Sie hätte nicht herkommen dürfen, Mum. Du hättest gar nicht mit ihr sprechen dürfen.“
„Sie tritt zwar sehr forsch auf, aber ich habe keine Angst vor ihr, Alissa. Und du solltest dich lieber nicht einmischen. Es ist gut möglich, dass dein Vater Maggie heiratet und mit ihr eine Familie gründet. So etwas kommt ständig vor, deshalb solltest du auf keinen Fall Partei ergreifen.“
In ihren Augen schimmerten Tränen, und Alissa drückte ihr mitfühlend die Hand. „Ich hab dich sehr lieb, Mum, und es tut mir furchtbar weh, dich leiden zu sehen.“
Jenny Bartlett bemühte sich, tapfer zu lächeln. „Mit der Zeit werde ich darüber hinwegkommen. ‚Das Leben muss weitergehen‘, sagt Maggie. Aber im Moment ist alles noch so frisch. Ich liebe ihn immer noch, Alissa“, gestand sie leise. „Das Schlimmste ist, dass ich meine Gefühle nicht einfach abschalten kann.“
Tröstend umarmte Alissa ihre zierliche Mutter. Auch ihr war zum Weinen. Erinnerungen an glückliche Zeiten stiegen vor Alissas geistigem Auge auf. Es war so unfair, dass ihre Mutter, die sie alle ihr Leben lang geliebt und unterstützt hatte, ihr Zuhause und das Geschäft verlieren sollte. Dann war sie mittellos und besaß nichts mehr. „Alexa ist nach Hause gekommen, Mum. Mit guten Nachrichten. Sie hat einen Mann kennengelernt und denkt ernsthaft daran …“
Überrascht hob ihre Mutter den Kopf. „Wirklich …?“
„Ja. Und für deine Geldsorgen haben Alexa und ich eine Lösung gefunden“, hörte Alissa sich sagen. „Möglicherweise musst du das Haus nun doch nicht verkaufen.“
„Wie soll ich das verstehen?“, fragte ihre Mutter zweifelnd.
„Es gibt noch Wunder.“ Blitzschnell überlegte Alissa. Wie konnten sie ihrer Mutter Alexas unverhofften Geldsegen glaubhaft erklären?
Ihre Kühnheit erstaunte sie selbst. Sie war der vernünftige Zwilling, handelte nie impulsiv oder riskant. Doch die Familie hatte Vorrang, und um ihrer Mutter willen wollte sie den schrecklichen Scheidungskrieg würdig beenden. Nachdenklich sah sie zu, wie Jenny das Geschäft abschloss.
Will ich Sergej Antonovich wirklich heiraten? fragte Alissa sich bang. Oder hatte sie ihrer Mutter falsche Hoffnungen gemacht?
Als Alissa wenige Minuten später das Haus betrat, zwang Alexa sie zu einer Entscheidung.
„Während du fort warst, hat einer der Anwälte des Russen angerufen“, flüsterte sie ihr zu, während sie das Abendessen vorbereiteten. „Sergej Antonovich will mich vor der Hochzeit treffen. Du musst dich also schnell entscheiden, ob du Mum helfen möchtest oder nicht.“
Alissa dachte an das Baby, das ihre Schwester erwartete. Es war kaum anzunehmen, dass sie es behalten würde, wenn die Beziehung zu dessen Vater zerbrach. Andererseits war sie, Alissa, in jeder Hinsicht frei und ungebunden und konnte problemlos heiraten.
Vor langer Zeit hatte sie sich insgeheim in Alexas Freund verliebt und schrecklichen Liebeskummer durchlitten. Seitdem war sie nur noch lockere Bindungen eingegangen und hatte sich schnell zurückgezogen, wenn ein Mann sie sexuell zu bedrängen versuchte. Und wirklich interessiert hatte sie danach keiner mehr. Im Gegensatz zu Alexa, die ständig auf Männerjagd war, suchte Alissa bei einem Mann tiefere Werte und war meist allein.
Doch ihre Familie bedeutete ihr alles. Sie hatte Qualen ausgestanden, als sie machtlos zusehen musste, wie diese auseinanderzubrechen drohte. Jetzt lag es in ihrer Hand, das zu verhindern. Würde sie die Kraft aufbringen, sich entgegen ihren Prinzipien für Geld auf diese Ehefarce einzulassen? War das weniger verwerflich, weil sie daraus persönlich keinen Gewinn zog? Durfte
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