Diamantendiebe
Boden. Ein schrecklicher Schmerz schoss von ihrer Wirbelsäule bis in ihren Kopf. Mit einem wütenden Zischen sprang sie hoch und wollte gerade nach seinem Kopf treten, als der Alarm losging.
Für den Bruchteil einer Sekunde erstarrten beide.
Mit wild klopfendem Herzen schnappte sich Tess die am Boden liegende Tasche mit den Diamanten und schnellte auf das unterirdische Loch zu, aus dem sie zuvor gekommen war. Sie griff nach dem schwarzen Nylonseil und verschwand in der Dunkelheit. Der andere Dieb folgte ihr auf dem Fuße und landete hinter ihr. Sie wollte ihn soeben zur Hölle wünschen, als sie über sich die schnellen Fußtritte der Wachleute hören konnte, die den Saferaum betraten. Schnell drehte sie ihre kleine Taschenlampe auf und griff eilig nach ihrer Tauchmaske und ihrem Tauchanzug, die sie am Rand des Abwasserkanals hingelegt hatte. Der andere Dieb war offenbar nicht weniger gut vorbereitet als sie und machte es ihr nach.
Bevor sie jedoch ihre Tauchanzüge anlegen konnten, hörten sie wütende russische Schreie, gefolgt von einer Gewehrsalve, die durch das Einstiegsloch abgefeuert wurde. Kugeln schossen hin und her und Querschläger prallten von den Wänden ab. Die beiden Diebe warfen sich ohne ihre Ausrüstung einfach in den dunklen Abwasserkanal. Sie schwammen noch ein paar Meter vom Gefahrenpunkt weg, bevor sie bis auf den Grund sanken. Sobald ihnen jedoch die Luft ausging, tauchten sie wieder an die Oberfläche. Die Stimmen der Sicherheitsleute kamen immer näher und näher. Ohne Zuhilfenahme ihrer Taschenlampen versteckten sie sich im finstersten Winkel des Tunnels, um nicht entdeckt zu werden.
Tess unterdrückte ein Würgen. Der Geruch des Abwassers war geradezu überwältigend ekelerregend. Scheiße, über Stunden würde der Geruch sie krank machen. Sie wischte sich mit ihrer behandschuhten Hand das stinkende Wasser aus dem Gesicht. »Hau ab!«, flüsterte sie wütend, als ihr Gegner ihren Arm berührte. Sie fühlte mehr, als sie es erkennen konnte, dass er einen Finger an den Mund legte und ihr bedeutete, still zu sein. Die Wachen kamen schneller und schneller zu ihrem Versteck, ihre kräftigen Scheinwerfer durchdrangen die Dunkelheit. Ein Lichtkegel zog wenige Zentimeter an den beiden Dieben vorbei, die sich flach gegen die stinkende, schimmelige Wand pressten.
Sobald die Wachen vorbei waren, schwammen die beiden leise an die Stelle zurück, wo sie ihre Ausrüstung liegen gelassen hatten. In Windeseile stiegen sie in ihre Tauchanzüge, tauchten wieder in das dreckige Wasser und drehten ihre Taschenlampen auf.
Unglücklicherweise entschloss sich einer der Wachleute, genau an diese Stelle zurückzukehren. Er bemerkte das schwache Licht und die aus dem Wasser aufsteigenden Luftblasen und alarmierte mit einem lauten Schrei seine Kollegen, während er zum Rand des Kanals lief, dabei wild ins Wasser feuernd. Tess‹ Herz hämmerte wild gegen ihre Rippen, als die Projektile ins Wasser schossen, sie dabei um Haaresbreite verfehlend. Der andere Dieb zog sie tiefer ins Wasser, um zu verhindern, dass sie getroffen wurde und klopfte ihr auf die Schulter, um ihr zu signalisieren, dass sie ihm folgen sollte. Das Wasser dort unten war noch ekelerregender als an der Oberfläche und sogar die Taschenlampen, die sie am Kopf befestigt hatten, konnten kaum den Weg weisen. Sie hörte den gedämpften Lärm laufender Füße und als sie weiterschwamm, wurde ihre Sauerstoffflasche von einer Kugel getroffen und der kostbare Sauerstoff stieg in großen Luftblasen hoch. Sie versuchte nicht in Panik zu geraten und betete zu Gott, dass sie nicht erstickte. Als der Sauerstofftank völlig leer war, nahm sie ihn ab und ließ ihn einfach fallen.
Der andere bedeutete ihr sich zu beeilen und zerrte an ihrem Arm. Tess hielt den Atem an und schwamm so schnell sie konnte. Sie sich zwang sich, Ruhe zu bewahren und sich zu konzentrieren. Der lange Tunnel teilte sich in drei engere Röhren. Sie hatte vergessen, welches die Richtige war, die zum Ausgang führte, denn alle drei sahen völlig gleich aus. Sie zögerte und versuchte sich zu orientieren. Ihre Lungen und ihr Herz waren nahe daran zu explodieren und die Geschosse drangen weiterhin ins Wasser. Sie begann panisch zu werden. Guter Gott, sie würde sterben. Der Fremde nahm seine Flasche ab und bot sie ihr an. Sie saugte dankbar den Sauerstoff ein und gab dann die Flasche zurück. Er legte seinen kräftigen Arm fest um ihre Taille und zog sie zu dem Tunnel, der auf ihrer linken
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