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Dicke Luft auf Schreckenstein

Dicke Luft auf Schreckenstein

Titel: Dicke Luft auf Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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das anschauen wollen…“
    „Oh, ja doch!“ antwortete die Hilferuferin, und die Leiterin schwelgte weiter. „Es lohnt sich wirklich. Es sind ganz eigene Stimmungen von kühler Klarheit und doch Wärme, wie auf Gemälden von… na… zu dumm, ich komme jetzt nicht auf den Namen…“
    „Dann schauen wir mal“, sagte der Lockenprofessor.
    „Vielleicht kommen wir drauf“, meinte die Hilferuferin. Hier schaltete sich Pummels Stimme ein: „Vier gingen. Zwei blieben zurück. Sie hatten sich Wichtigeres zu sagen“, verkündete er merkwürdig feierlich.
    Nach einer kleinen Ewigkeit absoluter Stille kam zuerst ein Seufzer, dann zwitscherte Fräulein Doktor Horn: „Ach, Leo! Schön, daß du da bist. Wie lang haben wir uns nicht gesehen?“
    Nach längerer Pause kam die Antwort. „Ja ja , Adelchen. Lang, lang ist’s her…“
    „Liebesgeflüster auf Rosenfels!“ raunte Mücke in die Pause. Mancher Ritter mußte sich den Mund zuhalten, um keinen Apfel—Sahne—Mampf über den Tisch zu ballern.
    „Und ich war so schrecklich schüchtern!“ zwitscherte die Leiterin, daß Witzbold Klaus laut aufschluchzte.
    „Nein“, widersprach der weiße Leo, „schüchtern war ich!“
    Die Stimmung am Lehrertisch hatte umgeschlagen. Alles grinste. Studienrat Huber zeigte Humor. Er bebte sichtlich vor innerem Gelächter und schüttelte den Kopf. Schon kam wieder Adelchengezwitscher. „Und was war dann ich?“
    „Du warst streng, unnahbar streng“, tönte der weiße Leo mild. „Und du bist es noch heut. Streng wie ein alter Ritter.“
    Jetzt flogen Mampfebröckchen durch den Eßsaal . Wäre Burg Schreckenstein eingestürzt, niemand hätte es bemerkt, so bogen sich alle, aber auch alle, vor Lachen. Tränen flössen, Stühle kippten, Fensterscheiben zitterten. Mancher mußte seinem Nachbarn Erste Hilfe leisten, indem er ihm auf den Rücken klopfte, bis er wieder Luft bekam oder das Bröckchen in der Luftröhre endlich den Weg in den Magen gefunden hatte.
    Als wieder Ruhe eintrat, war das Liebesgeflüster vorbei, die Bergblickgenießer kehrten zurück.
    „Traumhaft schön!“ jubelte die Hilferuferin.
    „Aber der Name des Malers ist auch uns nicht eingefallen“, gestand der Lockenprofessor.
    „Es muß ein Romantiker sein“, klugschwätzte der Psychobart.
    „Nicht schlecht, Junge! Die Richtung stimmt“, alberte Musterschüler Strehlau . „Der Maler heißt Ludwig Richter.“
    „Genau!“ bestätigte die Schnittlauchsemmel vom Lehrertisch.
    „Woher weißt du denn das?“ fragte Dampfwalze in das erstaunte Geraune.
    „Weil’s mich interessiert hat“, antwortete Strehlau . „Von dem stammt nämlich das Bild Überfahrt über die Elbe am Schreckenstein. “
    „Hast du mich jetzt erschreckt!“ blödelte Klaus. „Ich dachte schon beim Kappellsee.“
    Mücke schüttelte nur noch den Kopf. „Für die miese Lage ist das ein sehr lustiger Abend.“
    Das silberne Glöckchen ertönte, die Schweigezeit begann. Am Lehrertisch erhob sich Doktor Waldmann. Er ging zu Ottokar, flüsterte ihm etwas ins Ohr und setzte sich wieder. Meistens sagte der Schulkapitän nur mittags an. Trat er abends ans Schwarze Brett, handelte es sich um etwas Besonderes. Nach kurzem Bimmeln mit der Kuhglocke begann Ottokar von einem Zettel vorzulesen: „Wer hat Werners Fotoapparat aus seinem Zimmer genommen oder weiß etwas davon?“
    Keiner sah sich um. Der Betreffende würde selbstverständlich die Hand heben. Doch niemand meldete sich.
    Ottokar zuckte mit den Schultern und stellte die nächste Frage: „Wer hat Benis Radio aus seinem Zimmer genommen oder weiß etwas davon?“
    Das war ein starkes Stück. Ritter sahen sich um. Doch wieder hob sich keine Hand.
    Die Gäste am Lehrertisch steckten die Köpfe zusammen.
    „Andis Trompete ist aus seinem Schrank verschwunden“, fuhr Ottokar fort. „Wer hat sie genommen oder weiß etwas davon?“
    Verluste von diesem Wert und in dieser Häufung hatte es auf der Burg nie gegeben. Ritter wechselten Blicke, denn abermals rührte sich keine Hand.
    Und noch immer war der Schulkapitän nicht am Ende. „Fritz hat im Südflügel ein Päckchen Zigaretten gefunden“, sagte er. „Wer es vermißt, kann’s bei mir abholen.“ Diesmal hob sich eine Hand. Gleich darauf eine zweite. Beide am Lehrertisch.
    Ottokar zog das Päckchen aus der Tasche und ging hin, um es zurückzugeben. Der Psychobart nahm es an sich. „Und wo ist meins?“ fragte die Hilferuferin. Der Schulkapitän zog die Schultern hoch. „Das hat

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