Dicke Luft auf Schreckenstein
verloren sie kein Wort. Auch die Minis bei der Schnittlauchsemmel behielten das, was sie wußten, für sich.
„Ziemlich genial!“ lobte Dampfwalze in der Pause. „So knapp wie möglich. Sonst drehen sie uns nur wieder Stricke!“
„Mann!“ Andi schlug sich vor die Stirn. „Hab ich doch glatt vergessen, ihm zu sagen, daß Konstanze in ihrer Schublade ein Bild von dir hat!“
Der Muskelprotz holte aus, grinste aber und ließ den Arm wieder sinken. „Du hast Glück. Ein blaues Auge war ein neuer Grund für Verdächtigungen.“
Kurz vor dem Mittagessen erschien ein völlig atemloser Mauersäge mit Hund Harro in Stephans und Ottokars Zimmer im Südflügel. „Ich… ks… habe eine wichtige Nachricht für euch!“ begann er, „Harro, Platz !… ks… Ich habe ihn mitgenommen, damit ich sagen kann, er sei mir… ks… weggelaufen, falls ich einem der… ks… Gäste begegne…“
Die beiden Freunde lobten die Umsicht des Burgherrn und hörten sich an, was er zu berichten wußte.
„Ich… ks… habe eine wichtige Nachricht für euch!“ erklärte der Burgherr
„Ich habe unsere Gäste gestern abend zum… ks… Wein in die Bibliothek eingeladen. Ich habe ihnen den Raum als… ks… Wohnzimmer zur Verfügung gestellt. Schön Platz, Harro! Nach der Schulversammlung sind sie in größter… ks… Erregung zu mir gekommen und wollten mein Tonbandgerät. Das… ks… konnte ich ihnen nicht abschlagen, weil sie es in meinem Salon schon… ks… gesehen hatten. Sitz, Harro! Ihr wißt… ks… das große, mit dem ich Opern und Symphonien aufnehme. Platz, Harro, hab ich gesagt! Sie sind damit in… ks… größter Eile abgezogen. Später dann beim Wein waren sie ruhig und gesprächig. Sie… ks… haben es in der Folterkammer installiert, um euch zu belauschen. Doktor Stark kam… ks… etwas später und sagte, er habe euch gerade hinunterschleichen ge … ks… sehen. Das freute sie sehr. Harro, pfui!“
Die beiden Freunde sahen einander an. „Vielen Dank, Graf“, sagte Stephan. „Sie sind uns eine große Hilfe.“
Mauersäge winkte ab. „ Schreckensteiner Solidarität. Hoffentlich habt ihr euch… ks… nicht verplappert.“
Sehr langsam schüttelte Ottokar den Kopf. „Auch Lehrer sind manchmal Dilettanten. Wir haben das Kabel sofort gesehen, das aus der Eisernen Jungfrau raus zur Steckdose lief. Darauf haben wir zuerst belangloses Zeug geredet, einander Zettel mit Stichworten geschrieben und dann einen Spezialtext losgelassen: Wie sehr uns das Mißtrauen kränke und daß wir nicht mehr wüßten, was wir tun sollen, damit sie uns glauben. Es gebe eigentlich nur noch eine Möglichkeit: Sie auf einem Streich von unserer Ehrlichkeit zu überzeugen. Aber ob sie da mitmachen?“
„Ihr… ks… ihr – pfui, Harro! – ihr Teufelskerle!“ rief Mauersäge begeistert. Und ich dachte – Harro, Platz! – ich hätte euch da eine… ks… wichtige Information…“
„Die haben Sie auch“, antworteten die beiden gleichzeitig. „Traumhaft ist vor allem, daß Sie ihnen die Bibliothek zur Verfügung gestellt haben“, fuhr Stephan fort.
Und Ottokar vollendete den Gedanken. „Jetzt wissen wir, wo wir unsere nächste Abhöranlage einrichten müssen.“
Da strahlte der Burgherr, und Harro saß still bei Fuß. „Das… ks… freut mich. Ich werde sofort Wein kaltstellen lassen. Für… ks… heute abend. Denn Wein löst die Zungen!“
„Mit Wein und Tonband gegen Mißtrauen und Vorurteile!“ schwafelte Stephan drauflos.
Erstaunt sah Ottokar ihn an. „Als Lyriker bist du ein Alptraum.“
Der Gong zum Mittagessen beendete die Unterredung. „Sehr gut!“ freute sich Mauersäge. „Ich… ks… warte hier, bis alle oben sind. Jetzt hab ich ein… ks… gutes Gefühl!“
In der Schweigezeit sagte Ottokar die verschobene Programmänderung wieder an: Vorführung der Pflichten für die Gemeinschaft, insbesondere eine Feuerwehrübung.
Pummel meldete sich beim Schulkapitän ab. „Ich muß rüber zur Horn. Wegen der Vase.“
Ottokar ging mit ihm zum Rex, um dessen Rat einzuholen. Die Rektorin von Rosenfels erforderte stets eine Sonderbehandlung.
„Gut, daß ihr kommt!“ Direktor Meyers Augenbrauen hoben sich über den Rand seiner dickrandigen Brille. „Studienrat Huber fährt mit dem Wagen rüber. Frag ihn, ob er dich mitnimmt. Ein Gespräch während der Fahrt kann vielleicht nützlich sein. Herr Huber ist der Wohlwollendste von allen. Sieh zu, daß er dabei ist, wenn du dich entschuldigst. Du verstehst?
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