Dicke Luft auf Schreckenstein
Anhänger lagen auslaufbereit im Hafen.
„Mann o Mann! Viel zu viele Weiber!“ frotzelte Klaus. „Da müssen ja mindestens zwei schwimmen.“
„Moment!“ Ottokar und Stephan verfrachteten Bettina und Esther ins Ruderboot, wo Dampfwalze sie in Empfang nahm. Jetzt erst sahen sie die beiden Studienmacher und fingen an, sich zu wehren.
„Laßt uns sofort frei, sonst schreien wir!“ fauchte Esther und versuchte Dampfwalze in den Arm zu beißen.
„Bin schon dabei!“ Andi stand vor dem Steg und öffnete Sabines Fessel. Dieter tat dasselbe bei Renate. Verwundert sahen die Mädchen einander an.
„Ja, los! Fort mit euch!“ sagte Dieter. „Wir brauchen nur die zwei.“
„Haut ab! Schlagt Alarm!“ rief Esther ihnen zu. „Sagt, daß sie unser Elektroboot geklaut haben.“
„Traumhafte Idee!“ frotzelte Mücke. „Fräulein Doktor Horn wird entzückt sein. Außerdem haben wir’s nur geliehen. In eurem Interesse.“
Während die beiden Mädchen davonrannten, half Hans-Jürgen den Gästen in die Leihgabe. Verwirrt von der Fülle der Ereignisse, wußten sie nicht, was sie von all dem halten sollten.
Dampfwalze bat Mücke, ihm zu leuchten. Er wollte die beiden Gefangenen am Sitz festbinden. Sie wehrten sich so, daß Stephan und Ottokar Mühe hatten, sie zu halten.
Das ging der Schnittlauchsemmel zu weit. Sie schimpfte laut.
„Muß leider sein“, entgegnete Dampfwalze ruhig. „Sonst lassen die sich über Bord fallen, und wir sind dann an ihrer Lungenentzündung schuld.“
„Nach dem Motto: Geschieht meinen Eltern ganz recht, wenn ich mir die Finger erfriere. Warum kaufen sie mir keine Handschuhe“, alberte Witzbold Klaus.
„Ihr denkt aber auch an alles!“ staunte der Psychobart.
„Das gehört zu einem Schreckensteiner Streich“, antwortete Andi.
„Und wo bleibt euer Beweis?“ giftete die Schnittlauchsemmel.
„An Land“, vertröstete sie Ottokar.
Pummel hatte den Motor eingeschaltet; zwischen den Weiden hindurch fuhr der Konvoi hinaus in den See.
Versprochen ist versprochen
Lang vor Mitternacht war in der Bibliothek Gerichtstermin. Mauersäges Wein träufelte Pluspunkte für Schrekkenstein. Auch der Rex hatte sich dazugesellt.
Zuerst berichteten die Streichgäste von ihren Eindrücken. Da sie dabei ihren Durst stillten, gerieten die Bilder, die sie zeichneten, zunehmend rosiger.
Würde es dabei bleiben, wenn jetzt die Hauptverhandlung begann?
Äußerlich ruhig traten die Ritter in die Beweisführung ein. So perfekt der Schau—Streich geklappt hatte, so unberechenbar waren die Aussagen von Bettina und Esther im Zeugenstand.
Das Studienquintett hatte sich zu Geschworenen gemausert, die aufmerksam, wenn auch nicht ganz nüchtern, den Ausführungen lauschten, um sich ihr Urteil zu bilden. Zur richtigen Einstimmung griff der wortgewandte Mücke eine Frage auf, die der Psychobart schon auf dem See gestellt hatte: „Wie hast du die Mädchen dazu gebracht, herunterzukommen?“
„Meine Schwester Ingrid und ich sind ungefähr gleich groß. Wir sprechen auch sehr ähnlich. Im Flüsterton bei Dunkelheit kann uns keiner auseinanderhalten. Ich hab also in aller Ruhe Bettina geweckt und mit der Wahrheit geblufft: Steh auf! Die Idiotenritter sind da. Aber leise. Und kein Licht! Sie sind drunten am Portal. Dampfwalze sagt, sie müßten dich unbedingt sprechen. Vielleicht ist es wichtig. Ich geh schon runter und sag ihnen, du kommst gleich…“
„Das trickreiche Fräulein Mücke!“ alberte Klaus.
„Schuft!“ zischte Bettina zur unfreiwilligen Bestätigung. Die Geschworenen schmunzelten. Sogar Esther mußte grinsen.
„Jetzt aber zur Sache!“ drängte der Lockenprofessor. „Ihr wolltet uns beweisen, daß nicht ihr es wart, die unsere Zimmertüren verkeilt haben.“
Unsicher, wie sie sich vor dem Rex und den Studienmachern verhalten sollten, waren die beiden Mädchen ohne Fesseln steif auf ihren Stühlen gesessen. Nun rutschten sie verlegen hin und her.
„So ist es!“ antwortete Ottokar und überlegte, wie er’s anfangen sollte.
„Wir hören!“ sagte die Hilferuferin streng. Da fädelte sich Hans-Jürgen mit einer Frage ein. „Warum, glauben Sie, haben wir die Mädchen hergebracht?“
„Das habe ich euch schon x-mal gefragt!“ ereiferte sich die Schnittlauchsemmel.
„Dann fragen Sie doch mal die Mädchen“, empfahl Dieter.
Das tat die Schnittlauchsemmel umgehend. Doch Bettina und Esther gaben keinen Laut von sich. Sie zuckten nur mit den Schultern.
Die
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