Dicke Moepse
du anders bist. Ich wollte dann bei deiner Freundin Mel etwas mehr über dich herausfinden. Aber ich habe schnell gemerkt, dass das nicht wirklich eine Freundschaft war.«
»Du wolltest etwas über mich herausfinden? Was denn?«, frage ich.
»Mel hat mich gnadenlos angebaggert und versucht mir auszureden, dass ich bei dir vielleicht doch noch eine Chance haben könnte.«
»Und das hast du geglaubt?« Ich bin fassungslos.
»Na ja, ich wusste es ja nicht. Deine Signale deuteten ja eher in die andere Richtung. Mel hat einsehen müssen, dass sie wirklich nicht mein Typ ist«, erzählt Andreas weiter.
»Das hätte ich wirklich nicht gedacht.«
»Und jetzt?«, fragt Andreas.
»Ich werde trotzdem mein Studium beenden, wenn du das meinst!«, sage ich zögernd und blinzele Andreas vorsichtig an.
»Du weißt doch genau, was ich meine!«, sagt er.
»Du meinst, ob wir diese dämlichen Spielchen endlich mal sein lassen könnten?«, frage ich mutig und greife nach seiner Hand.
»Das wäre ein Anfang«, antwortet Andreas und lächelt wieder. Mein Herz klopft, ich spüre ein wunderbares Kribbeln im Bauch, und eine angenehme Wärme durchflutet mich.
»Weißt du, als die Büchsenschütz gestern hier in mein Büro kamen, um mir zu verkünden, dass sie die neuen Eigentümer des Zoos sind, wurde mir klar, dass man nie aufhören sollte, an Wunder zu glauben. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passieren würde, war weitaus geringer als die Wahrscheinlichkeit, dass wir beide über unseren Dickkopf springen …«
»… und uns endlich eingestehen, dass wir doch ganz gut zusammenpassen?«, ergänze ich schnell.
»Ja, Frau Dr. Jakob. Genau das«, antwortet Andreas und legt seine Arme um meine Taille.
»Und wieso küsst du mich dann nicht?«, frage ich keck.
»Weil du die ganze Zeit Fragen stellst!«
Andreas beugt sich zu mir hinunter, und unsere Lippen berühren sich. Mein Herz macht einen Luftsprung, und tausend Schmetterlinge in meinem Bauch springen Trampolin.
»Wow! Im nüchternen Zustand küsst du wesentlich besser!«, bemerkt Andreas, als wir für einen kurzen Moment Luft holen müssen.
»Du kannst es nicht lassen, mich zu ärgern, oder?«, frage ich.
»Nein, was sich liebt, das neckt sich eben! Was Süßes?« Andreas hält mir eine Tüte voller roter Geleebonbons hin, und ich muss schallend lachen. Es sind die gleichen Süßigkeiten, die ich vor knapp elf Monaten in einem Kästchen im Wald vergraben habe.
»Danke!«, sage ich und schüttele den Kopf. »Ich weiß etwas, was noch viel süßer schmeckt.« Damit schlinge ich meine Arme um Andreas’ Hals und küsse ihn innig. Das Leben kann so schön sein! Und ist kein Traummann in Sicht, dann formt man sich eben einen, zur Not halt aus Gummibonbons.
Und was passierte dann?
Erika Sonnebank trennte sich nach all den Jahren von ihrem Mann Günther. Sie kündigte außerdem ihre Stelle als Buchhalterin und gründete eine sehr erfolgreiche Seitensprungagentur.
Carla wurde von Jens schwanger und brachte neun Monate später einen gesunden Jungen namens Carlos zur Welt. Während ihrer Schwangerschaft schrieb sie ein Kochbuch, das zu einem Bestseller wurde.
Mel hat es tatsächlich in die Business-Class geschafft. Dann musste das Flugzeug jedoch in Amerika notlanden. Sie verliebte sich dort in den Chef einer Erdnussfabrik, hängte ihren Job an den Nagel und blieb im Ausland. Leider merkt sie bis heute nicht, dass ihr Mann sie ständig hintergeht.
Nach Renés Entlassung aus dem Gefängnis nahm Stefan Kontakt zu ihm auf. Beide eröffneten eine Firma für Tierfutter, gingen aber nach ihrem Börsengang pleite. Nun halten sie sich mit Hilfsjobs über Wasser.
Rosi machte ihren Doktor in Veterinärmedizin und führte nach Dr. Nachtnebels freiwilligem Rücktritt die Praxis. Andreas blieb weiterhin der Geschäftsführer des Pamgrid-Zoos, der dank der Büchsenschütz-Investition und dem Patenschaftskonzept endlich aus den roten Zahlen kam.
Vielen Dank an
Andy, Katharina, Katrin, Peter und Ulrich
für die Inspiration und natürlich ein Dank
an alle Zoos dieser Welt!
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