Dicke Moepse
ihm das Wasser reichen kann.
Andreas wirft mir einen Blick zu, und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich bin in ihn verliebt. Du meine Güte! Ich bin komplett in Andreas verschossen! Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird es mir. Der Mann ist einfach wie geschaffen für mich.
Oje. Das ist nun wirklich die absolute Vollkatastrophe.
Jetzt, da unser Zoo vor dem Aus steht, werden wir uns wahrscheinlich nie wiedersehen. Aber vielleicht ist es ja auch besser so. Im Gegensatz zu Mel will ich nämlich keiner anderen Frau den Mann ausspannen. Selbst wenn diese Frau Mel ist.
Ich mache mich auf den Heimweg und freunde mich schon mal mit dem Gedanken an, mir eine billige Wohnung in Wedding zu suchen. Dann könnte Jens mein Zimmer übernehmen. Carla und er sind doch sicher heilfroh, wenn sie für sich sind. Ich werde mir die Schöneberger Gegend künftig sowieso nicht mehr leisten können. Deprimiert schließe ich die Wohnungstür auf. Am liebsten würde ich mich in meinem Elend in mein Zimmer verkrümeln, aber Jens empfängt mich bereits mit einem Gesicht, als sei heute schon Weihnachten.
»Hallo, Rosi!«, singt er mir förmlich entgegen.
»Wo ist Carla?«, frage ich. Jens ist nicht allein, sondern hat noch einen seltenen Gast in unserer Wohnküche.
»Carla muss noch arbeiten, dafür ist hier jemand anders, der dich gerne sehen würde.«
»Frau Jakob! Gut, dass Sie endlich da sind!« Dr. Hieronymus Nachtnebel, der Arzt, dem die Zoos vertrauen, sitzt höchstpersönlich an unserem Küchentisch.
»Was machen Sie denn hier?«, frage ich überrascht.
»Aber Frau Jakob, ich habe doch eine weitaus erfreutere Begrüßung verdient, oder?« Der Doktor lächelt mich so freundlich an, als wolle er mich dazu bringen, meinen Text noch einmal umzudichten.
»Tut mir leid. Nichts gegen Sie, aber ich hatte einen Höllentag!«
»Hat das vielleicht etwas mit der Schließung des Zoos zu tun?«, fragt der Doc, immer noch in bester Plauderlaune.
»Ja, allerdings freue ich mich nur halb so sehr darüber wie Sie!«, sage ich ein bisschen grantig.
»Nun setz dich doch erst einmal«, unterbricht uns Jens. Also nehme ich brav auf meinem Stuhl Platz.
»Frau Jakob, ich bin bestens im Bild. Herr Tannenbach hat mich am frühen Abend über den Stand der Dinge informiert. Dann hat er mich noch auf eine Idee gebracht. Obwohl, um ehrlich zu sein, hatte ich den Gedanken schon vorher, mir fehlte einfach noch der passende Augenblick.« Dr. Nachtnebel macht eine kurze Pause, was mich fast in den Wahnsinn treibt.
»Was haben Sie sich gedacht?«, frage ich ungeduldig.
»So sagen Sie es ihr doch endlich!« Jens genießt die Situation sichtlich. Er wackelt aufgeregt mit den Füßen unterm Tisch, was mich nur noch nervöser macht.
»Ich muss dafür doch etwas ausholen. Schließlich ist das nicht so einfach«, beginnt er. »Sie wissen ja, meine Frau und ich konnten nie Kinder bekommen. Wo wir uns doch so sehr eine Tochter gewünscht haben. Eine Tochter, genau wie Sie.«
Worauf will er hinaus? Möchte er mich etwa adoptieren?
»Ich habe schon immer gewusst, dass Sie viel Potenzial haben, aber als Sie neulich mit den Möpsen bei mir waren, da haben Sie mich restlos überzeugt. Frau Jakob, ich möchte Ihnen anbieten, in meine Praxis einzusteigen.«
Ich bin baff. Das habe ich zuallerletzt erwartet.
»Aber Herr Dr. Nachtnebel, das geht doch nicht. Ich habe kein Geld, bin meinen Job los, und mein Studium habe ich auch nicht abgeschlossen«, wende ich verzweifelt ein.
»Ich weiß, ich weiß. Deshalb habe ich mir gedacht, dass ich Ihnen für die noch fehlenden Semester finanziell unter die Arme greife. Wenn Sie möchten, machen Sie auch noch Ihren Doktor und nehmen mich als Doktorvater. Dann steigen Sie bei mir ein. Solange ich noch fit genug bin, werde ich selbstverständlich in der Praxis tätig bleiben. Aber meine Hanna und ich, wir wollen uns in drei, vier Jahren so langsam aus dem aktiven Berufsleben verabschieden und die Welt bereisen. Wer weiß, wie lange wir noch gesundheitlich dazu in der Lage sind?«
Ich lausche den Worten unseres Tierarztes, aber sie erreichen nicht den Ort, der für das Verständnis zuständig ist.
»Hallo? Erde an Rosi! Kapierst du nicht, was hier gerade passiert?« Jens wedelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. »Er hat dir angeboten, dein Studium zu finanzieren, damit du im Anschluss in seine Praxis einsteigen kannst! Verstehst du? Ist das nicht irrsinnig toll?« Jens ist schier außer
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