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Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Lang
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während Eva die Schmerzen des Kindergebärens auf sich zu nehmen hatte. So sollte es in alle Zukunft bleiben.
    Worin genau bestand die Sünde? Der Ausdruck «Baum der Erkenntnis» spielt mit den zwei Bedeutungen eines hebräischen Wortes, das zugleich «Erkenntnis» und «Beischlaf» meint. Verboten ist der «Baum des Beischlafs». Das weiß der des Hebräischen kundige Leser, doch Adam und Eva verstehen den Ausdruck nicht. Hinter der biblischen Erzählung steckt eine andere, ältere Geschichte, von welcher der biblische Text nur noch geringe Spuren enthält. Diese ältere Erzählung stammt aus einer Welt, aus der sich Israel entfernt hat, der Welt des polytheistischen Mythos, wo es nicht nur Konflikte zwischen den Menschen und dem einen Gott gibt, sondern auch Streit unter den Göttern. Die Erzählung, von der wir eine Fassung in einer frühchristlichen Schrift haben (dem
Physiologus
, um 200), könnte so gelautet haben: Die Götter haben den Menschen geschaffen, ihm jedoch das Geheimnis der Zeugung vorenthalten. Ein Gott – der Schlangengott – verrät den Menschen das Geheimnis. Sobald die Menschen eine bestimmte Frucht verzehren – die tomatenähnliche kleine Frucht der Mandragora –, wird der Liebestrieb in ihnen geweckt. Dem Rat des Schlangengottes folgend, greifen die ersten Menschen zur Liebesfrucht und erleben die Freuden der Sexualität. Dafür werden sie von den anderen Göttern bestraft, doch das Geheimnis der Zeugung kann ihnen nicht mehr entrissen werden. Frucht und Wurzel der Mandragora gelten in der Bibel (Genesis 30,14) und bei vielen Völkern als Aphrodisiakum, als Mittel, die Liebeslust zu wecken.
    19. Waren alle Frauen in der Bibel Hausfrauen? Nicht alle, aber die meisten. Von Frauen wird erwartet, dass sie heiraten und den Haushalt besorgen. Die Haushaltsgründung kann als Aufgabe der Frau geschildert werden: Der junge Mann verlässt Vater und Mutter – also den elterlichen Haushalt –, um sich an eine Frau zu binden (Genesis 2,24). In der biblischen Welt herrscht eine strenge Rollenverteilung: Die Frau ist für alles zuständig, was das Hauswesen betrifft – für Kinder, Kochen und Kleidung; der Mann kümmert sich um alles, was außerhalb des Hauses zu tun ist. Im Haus selbst handelt die Frau selbständig; ist eine Dienerschaft vorhanden, trifft die Hausherrin alle nötigen Anordnungen. Genau genommen gilt diese Regel allerdings nur für die wohlhabende Oberschicht, denn nur von dieser handelt das schöne Gedicht über die tüchtige Frau im Buch der Sprichwörter, der einzige biblische Text, der uns über die Aufgaben der Frau im Haushalt informiert (Sprichwörter 31). Das Gedicht entwirft ein Porträt der fleißigen Gutsherrin. Es verrät uns auch die soziale Stellung ihres Mannes: Durch seine tüchtige Gattin von der Verwaltung des Hauswesens entlastet, kann er sich um die öffentlichen Belange der Stadt kümmern. In allen antiken Städten – auch Kleinstädten – gehörten nur die wohlhabenden Bürger zum Rat der Stadt, der sich in Israel «im Stadttor» trifft: «Ihr Mann ist geachtet in den Toren, wenn er bei den Ältesten des Landes sitzt.»
    Die Bibel kennt Frauen auch in anderen Rollen als die der Hausfrau. Beispiele sind Debora die Politikerin und Lydia die Tuchhändlerin (Richter 4–5, Apostelgeschichte 16,13–15). Debora, Regentin des Volkes Israel und Prophetin in vorstaatlicher Zeit, dürfen wir uns als Frau jenseits der Menopause vorstellen, die auf diese Weise (wie in vielen Gesellschaften) den Männern gleichgestellt ist. Sie ruft zu einem Krieg gegen Israels Feind, den kanaanitischen Feldherrn Sisera, auf und verheißt den Sieg, der dann auch eintritt. Lydia, eine Christin, lebt als wohlhabende Geschäftsfrau in der griechischen Stadt Philippi, wo sie Paulus und dessen zwei Begleiter drängt, in ihrem Haus abzusteigen, das offenbar genügend Platz für Gäste bietet.
    20. Warum ist Ruth die Lieblingsgestalt der feministischen Bibelleserinnen? Frauen sind nicht zweitrangige, handlungsunfähige Menschen zweiter Klasse; das möchte die Frauenbewegung auch aus der Bibel belegen. Sie kann – mit Recht – auf die Gestalt der Ruth verweisen. Das Buch Ruth erzählt folgende Geschichte: Gemeinsammit ihrem Mann war Noomi ins Land Moab ausgewandert, um einer Hungersnot zu entgehen. Als Witwe kehrt sie in ihre Heimatstadt Bethlehem zurück. Begleitet wird sie von ihrer jungen, jedoch ebenfalls verwitweten Schwiegertochter Ruth, einer Moabiterin. Ruth findet die Aufmerksamkeit

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