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Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel

Titel: Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Lang
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Schwert und enthauptet Holofernes. Nun ist Judiths Stadt frei, und die Heldin wird gefeiert. Zum Dank schenkt Judith dem Tempel ihres Gottes das golddurchwirkte Mückennetz, das sie aus dem Schlafgemach des Getöteten mitgenommen hat. Schönheit siegt!
    7
Judith mit dem Haupt des Holofernes.
Maliziös lächelnd, die Augen halb geschlossen, tritt die schwarzhaarige Verführerin aus dem Schlafgemach hervor, dessen kostbarer transparenter Vorhang ihre Blöße halb bedeckt. Sie genießt den Sieg über den von ihr enthaupteten Feind, auf dessen Haupt ihre Hand ruht. Während Judiths Halsschmuck, das Haupt des feindlichen Feldherrn und der mit Edelsteinen durchwirkte Vorhang der biblischen Erzählung entstammen, verdankt sich Judiths Nacktheit der Tragödie
Judith
von Friedrich Hebbel (1840), der die Heldin zur Verführerin des Getöteten machte. – Gustav Klimt, Judith I, 1901; Österreichische Galerie Belvedere, Wien.
    Die im 2. Jahrhundert v. Chr. entstandene Erzählung, die zur katholischen Bibel, nicht aber zur hebräischen und protestantischen gehört, blickt auf das Schicksal des Volkes Israel zurück: In der Vergangenheit haben die Feinde die beiden Hauptstädte des Landes – Samaria und Jerusalem – belagert und besiegt. Die Judithnovelleerzählt dieselbe Geschichte nach, doch mit anderem Ausgang: Der Feind wird von einer Prophetin besiegt, die als jüdische Jeanne d’Arc zur Waffe greift. Aus der Sicht der Stadt Betulja ist Judith eine Heldin. Aus der Sicht der Feinde aber lässt sich Judith als
femme fatale
verstehen: als schöne Frau, deren Reizen ein Mann verfällt und die ihn zugrunde richtet.
    In der Bibel gibt es noch eine
weitere femme fatale
: die Dirne Delila. Ihr gelingt es, Simson das Geheimnis seiner Stärke zu entreißen: Je länger das Haar, desto stärker der Held. Während der übermütige Held bei Delila schläft, ruft sie seine Feinde herbei, die ihm die Haare scheren. Simson verliert seine Kraft, und sein Untergang ist besiegelt (Richter 16).
    23. Wie kam die Jüdin Esther zur Krone des persischen Reichs? Da ihre Schönheit die aller anderen Frauen übertrifft, kommt Esther nicht nur in den königlichen Harem, sondern steigt auch zur Favoritin des persischen Königs auf. Als es im Perserreich zu Ausschreitungen gegen Juden kommt, setzt sich die Jüdin Esther, die dem König ihre Herkunft bisher verheimlicht hat, für ihr Volk ein. «Wie könnte ich das Unglück mitansehen, das mein Volk treffen soll? Wie könnte ich die Vernichtung derer mitansehen, die gleicher Herkunft sind wie ich?», sagt sie zum König. Esther hat Erfolg. So wird der Schutz einer Minderheit durch die Fürsprache einer Frau erreicht, die dieser Minderheit angehört. Der Leser ahnt, was sich im Hintergrund abgespielt hat: Esther war von dem jüdischen Hofbeamten Mordechai in den Harem eingeschleust worden, um ihn selbst und ihr Volk vor dem finsteren Judenfeind Haman zu schützen.
    In der Weltgeschichte kommt dem antiken persischen Reich besondere Bedeutung zu, denn es war das erste Reich, das viele Völker zu einer politischen Gemeinschaft verbinden und durch Erfindungen wie den Postverkehr bereichern konnte. Persisches Münzgeld stand in hohem Ansehen. Die Vorherrschaft der Perser in Vorderasien wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. von König Kyrus begründet; erst Alexander der Große hat die Vormacht der Perser gebrochen (331 v. Chr.). Die Esthernovelle spielt in der Blütezeit des Perserreichs in der Hauptstadt Susa. «Königin Esther» ist allerdings nur eine Romangestalt, denn in Wirklichkeit gab es nie eine jüdische Frau auf dem Thron des Perserreichs. Nicht alle Leser lieben das Estherbuch. Da es keine religiöse Botschaft enthält, wollte es Lutherlieber in die Elbe werfen als in der Bibel haben – so der Reformator in einem Tischgespräch.
    24. Ist Jesus der Sohn einer Jungfrau? Josef und Maria sind verlobt; bevor sie zusammenkommen, ist Maria bereits schwanger. Ein Engel erklärt, die Schwangerschaft stamme von Gottes heiligem Geist. Dann kommt das Kind zur Welt – Jesus. Von dieser Erzählung bietet die Bibel zwei Fassungen: eine im Lukas-Evangelium und eine im Matthäus-Evangelium (Lukas 1–2, Matthäus 1–2). Nach Lukas ist es Josef, der in einem Traum aus dem Mund des Engels von der anstehenden Schwangerschaft seiner Verlobten erfährt. Nach Matthäus dagegen ist es allein Maria, die der Engelsbotschaft gewürdigt wird: Der Engel Gabriel tritt bei Maria ein, um ihr die Botschaft von ihrer unerwarteten

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