Die 101 wichtigsten Fragen - die Bibel
Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen.»
Männer wie Mose
7. Gibt es echte Männer in der Bibel? Ein echter Mann weiß, was er will. Er lässt sich nicht entmutigen. Er ist fähig, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Herausforderungen anzunehmen. Er verfügt über körperliche Kraft. Er interessiert sich für Frauen, er will Kinder zeugen. Er hat Erfolg im Berufsleben. In der Bibel gibt es einen Mann, der diesem Bild entspricht: Jakob (Genesis 25–35).
Jakob wird ohne Privilegien geboren, denn sein Zwillingsbruder Esau verließ den Schoß seiner Mutter vor ihm, was ihn zu einem zweitrangigen Kind macht. Mit List kann sich Jakob gegen Esau behaupten. Als Esau nach einer Mahlzeit aus Brot und Linsen giert, überlässt ihm Jakob die Speise für den Preis des Erstgeburtsrechts. Von seiner Mutter angestiftet, erschleicht er sich den Abschiedssegen, den sein sterbender Vater seinem Bruder Esau zugedacht hat: Mit einem Fell verkleidet, gibt sich Jakob als sein stark behaarter Bruder aus. Esau bleibt in Palästina, während Jakob vor seinem erzürnten Bruder flieht und auswandert. Unterwegs hat er einen Traum: Gott erscheint ihm und sagt ihm seinen Schutz zu. Ermutigt setzt er seine Reise fort. Im Zweistromland findet Jakob Arbeit – und eine Frau, doch verlangt deren Vater einen hohen Brautpreis: Sieben Jahre muss er ihm dienen, um die schöne Rahel zu bekommen. In der Brautnacht wird ihm die ältere, weniger attraktive Lea untergeschoben. Nach sieben weiteren mühevollen Jahren erhält Jakob auch Rahel zur Gemahlin. Jakob gelingt es durch eine weitere List – einen magischen Trick –, eine gewaltige Vermehrung des ihm von seinem Schwiegervater zugesprochenen Viehs zu erreichen. Nun trennt er sich von seinem Schwiegervater, um mit seinen Frauen, Kindern und viel Vieh nach Palästina zurückzukehren. An der Grenze zur Heimat angelangt, wird Jakob in der Nacht von einem Dämon angefallen, doch Jakob kann ihn niederringen und ihm einen glückbringenden Segen abfordern. Bevor der Dämon – vielleicht gleichzusetzen mit dem Schutzgott Esaus – im Morgengrauen verschwindet, verleiht er Jakob den Namen «Israel» («der mit Gott ringt»), den dieser fortan tragen wird. Als Vater von zwölf Söhnen und einer Tochter wird Jakob zum Stammvater des Volkes Israel. Jakob – ein Mann, der seine Ziele erreicht.
8. Warum fesselt Abraham seinen Sohn und zückt das Messer? Abraham, der legendäre älteste Vorfahre des biblischen Volkes, wird als in Zelten lebender Nomade geschildert, der den Orient durchstreift, um schließlich – auf Gottes Geheiß – im Süden Palästinas eine Heimat zu finden. Als Gott ein Menschenopfer fordert, gehorcht der Patriarch, indem er seinen Sohn Isaak zum Altar führt, fesselt und das Messer erhebt. Doch da erschallt eine Stimme vom Himmel, die den tödlichen Stich verhindert. Statt Isaak wird ein Widder getötet und auf dem Altar als Brandopfer dargebracht (Genesis 22). Diese schaurige Erzählung können wir nur verstehen, wenn wir einen zweifachen Sinn unterscheiden: den Sinn, den sie innerhalb der Abrahamserzählungen hat, und den Sinn, den sie, schwerer erkennbar, in älterer Zeit gehabt haben mag.
Innerhalb der Erzählungen über Abraham bildet die Episode von der Fesselung Isaaks das Glied einer ganzen Reihe von Episoden, die den Erzvater stets in einer prekären Situation zeigen, in der er gefährdet ist und der Gefahr auf jeweils überraschende Weise entkommen kann. In einer Zeit der Hungersnot nimmt Abraham mit seiner Frau Sara in Ägypten Zuflucht; aus Furcht, er werde wegen Saras Schönheit getötet, gibt er sie als seine Schwester aus – und prompt wird Sara in den Palast des Pharao geholt. Doch die Sache geht gut aus: Der Pharao wird sich der wahren Verhältnisse bewusst und entlässt seine Gäste reich beschenkt. In dieselbe Lage kommt Abraham noch ein zweites Mal, als Abraham bei Abimelech, dem Stadtkönig von Gerar, Zuflucht findet; doch auch in diesem Fall wendet sich alles zum Guten: Wiederum wird Sara aus dem Harem des Königs frei gelassen. Auch die Episode von der Fesselung Isaaks zeigt Abraham in der Klemme, und auch hier geht alles gut aus: Er selbst, seine Frau und sein Sohn werden gerettet.
Betrachten wir die Episode von Isaaks Fesselung jedoch für sich, ergibt sich ein anderer Sinn. Viele Ausleger haben folgende Interpretation vorgeschlagen: Ursprünglich bestand für den Mann die Pflicht, seinen erstgeborenen Sohn Gott als Opfer darzubringen; doch die
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