Die 39 Zeichen - Die Rache der Romanows - Band 5
abnahm und in den Rucksack legte, fielen ihre Haare herab.
»Du bist eine sehr schöne junge Frau«, sagte die Frau in Weiß. »Ich hoffe, Grace hat dir das oft gesagt, als sie noch lebte.«
»Sie kannten Grace?«
Die Frau nickte und ihr Blick war voller Geheimnisse. »Unsere Bekanntschaft geht weit zurück, könnte man sagen. Ich habe Grace Cahill nie persönlich kennengelernt. Meine Mutter kannte sie. Die beiden waren außergewöhnliche Frauen – meine Mutter und eure Großmutter. Außergewöhnliche Frauen finden einander.«
Ich will nur hoffen, diese außergewöhnliche Frau tötet uns nicht , dachte Dan.
Amy dagegen schien keine Befürchtungen dieser Art zu haben. Ihre Wangen röteten sich und sie fragte: »Sind Sie Großherzogin Anastasia?«
Sobald Amy ihre Vermutung ausgesprochen hatte, brach NRR in schallendes Gelächter aus.
Ein Signal an ihrem Schreibtisch blinkte auf und sie nahm sofort wieder ihren würdevollen Ausdruck an.
»Entschuldigt bitte einen Moment«, bat sie. »Schlechtes Timing, aber da lässt sich leider nichts machen.«
Sie drehte ihren Stuhl von Dan und Amy weg und zog die Türen eines hölzernen Schranks auf. Hinter ihnen zeigte sich eine Reihe Bildschirme. Auf einem wurde das Überwachungsbild des Gemäldezimmers übertragen, aus dem Dan und Amy eben gekommen waren.
»Würdet ihr euch bitte kurz hinter dem Schreibtisch verstecken? Ich bekomme gerade einen Anruf von jemandem, der doch sehr überrascht wäre, euch beide hier zu sehen.«
Die Situation wurde jeden Augenblick abstruser, aber Dan und Amy ahnten, dass sie keine andere Wahl hatten, und hockten sich auf den Boden. Ein paar Sekunden später tönte eine ihnen wohlbekannte Stimme durch den Raum.
»Hallo, Natalja Ruslanowna Radowa. Du siehst blendend aus. Wie immer.«
»Sehr freundlich, Irina Nikolajewna Spaskaja. Wie kann ich dir helfen?«
Dan traute seinen Ohren nicht. Der Anrufer war Irina Spasky. Jeder Muskel seines Körpers verkrampfte sich, denn nun war klar, dass sie in eine Falle gelaufen waren.
»Ich muss dich bitten, ein Team zum Zimmer zu schicken. Es ereignet sich einiges derzeit, und ich möchte, dass es gut bewacht wird.«
»Merkwürdig, dass du deswegen auch noch anrufst. Ian Kabra hat mich vor einer Stunde um genau dasselbe gebeten. Wir bauen soeben einen Schwarzen Kreis auf.«
»Ausgezeichnet. Hat er dir erzählt, dass er in Sibirien war und den Holts über die Knochenstraße nachgejagt ist? Er ist da in ein schönes Schlamassel geraten.«
»Sein Vater war nicht gerade begeistert, wie du dir denken kannst.«
»Vielleicht kommt Vikram endlich zur Besinnung und steckt die beiden wieder dahin, wo sie hingehören: in die Schule.«
»Soll ich dir den Shark schicken, um dich abzuholen? «, fragte Natalja.
»Gute Idee. Ich hatte selbst einige Schwierigkeiten, aber ich nehme an, ich kann vor Einbruch der Nacht beim Zimmer sein. Schick mir den Shark, ich bring ihn zurück. Wir können dann endlich die Tasse Tee zusammen trinken, die du mir seit ewigen Zeiten versprochen hast.«
»Sei vorsichtig.«
»Das bin ich immer.«
Dann brach das Gespräch ab, und nach einer kurzen Stille meinte Natalja, Dan und Amy könnten wieder hervorkommen.
»Ich habe Irina noch nie so … ich weiß nicht … gesprächig erlebt«, bemerkte Amy.
»Sie und ich sind schon sehr lange befreundet«, erklärte die Frau in Weiß. Sie legte die Ellbogen auf den Tisch. »Ich verstehe sie und deshalb redet sie mit mir.«
»Eins wüsste ich noch gern«, sagte Dan. »Sind Sie NRR?«
Im Gesicht der weiß gekleideten Frau war ein leichtes Lächeln zu erkennen.
»Ihr habt wohl mit einem Mann gerechnet, wie?«
»Äh … na ja … nicht ganz«, stammelte Dan. »Also gut, Sie haben mich erwischt. Ich hatte mit einem Typen gerechnet. «
Die Frau in Weiß schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Ich bin NRR. Tut mir leid, wenn ich dich enttäuschen muss.«
Dan wollte sich gerade entschuldigen, aber NRR hob derart gebieterisch die Hand, dass er keinen Pieps mehr herausbrachte.
»Wir müssen noch ein paar dringende Fragen klären. Irinas Anruf ändert einiges. Euer Zeitfenster für das Zimmer wird gefährlich eng.«
»Ich verstehe das nicht«, sagte Amy. Sie klang verdrossen und sogar ein wenig wütend. »Sind Sie ein Lucian oder nicht? Warum helfen Sie uns? Wer sind Sie?«
Die Frau in Weiß seufzte schwer, legte ihre Hände zusammen und bemühte sich um eine Erklärung.
»Ich bin nicht Großherzogin Anastasia. Aber danke für das
Weitere Kostenlose Bücher