Die 39 Zeichen - Die Rache der Romanows - Band 5
Prolog
Nach dem Tode Grace Cahills gibt es bei der Testamentseröffnung eine Überraschung: Grace hat ihre Erben vor die Wahl gestellt, entweder eine Million Dollar aus ihrem umfangreichen Vermögen anzunehmen oder auf das Geld zu verzichten und dafür an einer Art »Wettbewerb« mitzumachen, in dem 39 Zeichen die Teilnehmer am Ende zu einem Geheimnis führen sollen, das dem Gewinner unvergleichliche Macht verspricht.
Der elfjährige Dan und die 14-jährige Amy Cahill, Grace’ geliebte Enkelkinder, beschließen, die Herausforderung anzunehmen. Die beiden Waisen verzichten auf das Geld und entscheiden sich stattdessen für die ungewöhnliche Rätseljagd, die sie schließlich nicht nur um die ganze Welt führen soll, sondern sie auch mit der Geschichte ihrer berühmten Familie konfrontiert.
Mit dieser Entscheidung begeben sie sich in größere Gefahr, als sie zunächst ahnen, denn ihre konkurrierenden Verwandten scheinen in jeder Hinsicht skrupellos zu sein: die Geschwister Kabra – Ian und Natalie – sind im selben Alter wie Dan und Amy und gehören dem Familienzweig der Lucians an, den strategisch und politisch
begabten Cahills; auch Irina Spasky, ehemalige und hochgefährliche KGB-Agentin, ist eine Lucian; der Film-und Musikstar Jonah Wizard dagegen ist ein Janus, der künstlerische Zweig der Familie; die fünfköpfige Familie Holt ist Teil des Tomas-Clans, der physisch und militärisch ausgerichtet ist; und schließlich gibt es da noch Alistair Oh, einen verarmten Industriemagnaten, der zu den Ekaterina gehört, die vor allem auf technisch-erfinderischem Gebiet hervorstechen.
Welchem Zweig Amy und Dan angehören, hat ihnen ihre Großmutter nie verraten.
Nachdem die beiden in Seoul nur knapp einen Anschlag der Kabras überlebt haben, führt ein Spiegel in Form einer kleinen Pyramide Amy und Dan weiter nach Kairo. Dort machen sie sich auf die Suche nach einer versunkenen Insel in der Nähe des Assuan-Staudamms, wo sie den nächsten Hinweis vermuten. Doch erst durch ein Spielbrett aus dem Nachlass ihrer verstorbenen Großmutter gelangen sie an ihr Ziel und finden die Lösung des nächsten Rätsels:
MYRRHE,
ein Baum, dessen Harz schon seit über 3000 Jahren als Heilmittel genutzt wird und das die alten Ägypter zur Einbalsamierung ihrer Toten verwendet haben.
Erstes Kapitel
Amy Cahill war morgens gerne als Erste auf den Beinen. Aber nicht, weil jemand vor ihrer Hoteltür stand und lauthals brüllte.
»Telegramm für Mister Cahill!«
Die Worte wurden von donnerndem Klopfen begleitet. Amy fuhr erschrocken aus dem Schlaf hoch und ein schrecklicher Gedanke schoss ihr durch den Kopf: Die Madrigals !
Wieder ertönte der Ruf.
»Eine Nachricht für Sie!«
Amy, ihr Bruder Dan und das Au-pair-Mädchen Nellie waren in der vergangenen Nacht in ein anderes Kairoer Hotel geflohen. Sie fürchteten, von dieser mysteriösen Gesellschaft angegriffen zu werden, von der sie im Grunde überhaupt nichts wussten. Die Madrigals können doch nicht wissen, wo wir sind, oder?
Dan rollte von dem samtgoldenen Sofa, auf dem er geschlafen hatte, und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Fußboden.
»Nein, Irina! Nicht den Catfish Hunter!«, schrie er.
Amy seufzte. Ihr Bruder steckte wieder einmal in
einem Traum, in dem ihre Cousine, Irina Spasky, eine seiner geliebten Baseballkarten mit ihren Fingernägeln zerstörte.
»Wach auf, Dan. Du träumst.«
Amy hatte sich noch nie in ihrem Leben so müde gefühlt wie an diesem Morgen und ihr Bruder verhielt sich – auch das war nichts Neues – wie ein Idiot.
»Telegramm!«
Wieder klopfte es an der Tür.
»Dan! Geh … zur … Tür!«
Amy vergrub das Gesicht in ihrem Kissen. Kein Zweifel, jetzt war sie endgültig wach. Sie schaute hinter ihrem Kissen hervor und stellte fest, dass Nellie immer noch friedlich schlief.
»Ich komme!«, rief Amy. »Ist ja schon gut!«
Kurz vor der Tür hielt sie inne, gepackt von einer altbekannten Angst. Und wenn sie nun jemanden hereinließ, der gefährlich war?
Na los, Amy. Reiß dich zusammen .
Amy öffnete die Tür und stand vor einem ägyptischen Hotelboy, der vor ihr im Flur wartete. Er war um einiges kleiner als sie und trug eine schicke rote Uniform mit goldener Knopfleiste, die ihm mindestens zwei Nummern zu groß war. In der Hand hielt er einen versiegelten Umschlag.
»Für Sie, Madam. Jemand hat ihn an der Rezeption abgegeben.«
Amy nahm den Umschlag entgegen. Der Hotelboy trat einen Schritt näher und strahlte sie
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