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Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte

Titel: Die 50 Groessten Luegen Und Legenden Der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Ingmar Gutberlet
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Abspaltung zu verhindern. Zum Zeitpunkt der EU-Entscheidung tobte in Kroatien längst der Bürgerkrieg, und auch Mazedonien hatte sich bereits von Jugoslawien losgesagt. Mochten noch zahlreiche Gräueltaten folgen – die Grausamkeiten von Vukovar hatten bereits stattgefunden. Das Mittel der Verhandlungsdiplomatie konnte ohne einen vorhandenen Willen auf serbischerSeite keine friedliche Lösung herbeiführen. Ohne militärisches Zähnezeigen ging auf dem Balkan nichts, was sich spätestens an der Tatsache zeigte, dass der Friedensschluss von Dayton 1995 ohne »militärische Diplomatie« nicht zustande gekommen wäre. Zuvor hatte nicht zuletzt die vorsichtige Haltung Europas die aggressive serbische Politik begünstigt, denn Serbien musste vorerst keine ernsthaften Konsequenzen befürchten.
    Die Jugoslawien-Krise hatte eigentlich schon mit der erzwungenen Aufhebung der Autonomierechte der serbischen Provinz Kosovo im März 1989 begonnen. Die maßgeblichen europäischen Außenpolitiker waren jedoch seither von deutscher Wiedervereinigung und Kuwait-Krise so in Anspruch genommen, dass sie die Zerfallserscheinungen erst dann ernst nahmen, als im Frühjahr 1991 in Jugoslawien offene Kämpfe einsetzten. Länder wie Großbritannien oder Frankreich ließen sich zudem statt von nüchterner Realpolitik eher von Eigeninteressen leiten: Sie sahen in einem serbisch dominierten Jugoslawien ein Mittel gegen den wachsenden Einfluss Deutschlands, das seit dem Ende der europäischen Teilung in Mitteleuropa gefährlich an Gewicht zu gewinnen schien. In der als wenig zimperlich bekannten britischen Presse wurde gar die Gefahr eines »Vierten Reiches« beschworen. Dass Deutschland auch weiterhin die schmerzhaften Lehren der eigenen Vergangenheit zum Prinzip seiner Außenpolitik machte, ging selbst hochrangigen Politikern erst später auf. Vor allem Frankreich und Großbritannien reagierten geradezu reflexartig auf das Engagement der deutschen Regierung. Statt veränderter Koordinaten weltweit wäre ihnen ein nur mäßig modifizierter Status quo der geteilten Welt vielleicht lieber gewesen – im Falle Jugoslawiens wollten sie den Einheitsstaat unbedingt erhalten. Beide Länder versuchten sogar noch unmittelbar vor der Entscheidung in Brüssel, das drohende Ungemach mit Hilfe des UN-Sicherheitsrates zu verhindern. Das scheiterte,und die Mehrheit der europäischen Außenminister schloss sich der deutschen Sicht auf die Balkankrise an – andernfalls wäre es zu der Entscheidung für die in Aussicht gestellte Anerkennung Kroatiens und Sloweniens wohl kaum gekommen.
    An der sich rasch bildenden Legende über eine unrühmliche Rolle der deutschen Regierung strickte diese aber auch selbst eifrig mit, als sie nach der Entscheidung der europäischen Außenminister im Alleingang Kroatien und Slowenien als unabhängige Staaten anerkannte.
    Im Falle Großbritanniens kann man in der Ablehnung der deutschen Haltung auch den Ausdruck einer antieuropäischen Haltung erkennen; im Fall Frankreichs vor allem die Befürchtung, Deutschland allein wolle in der Europäischen Gemeinschaft den Ton angeben. Hinzu kam bei beiden Ländern eine traditionell proserbische Haltung, während in Deutschland viele Angehörige aller jugoslawischen Volksgruppen lebten – insgesamt rund eine Dreiviertelmillion. Für Deutschland war es nicht zuletzt einfacher, auf die grundlegend veränderten Verhältnisse in Europa zu reagieren, weil sich in dem eben noch geteilten Land ohnehin dramatische Veränderungen vollzogen hatten. Dass die alte Weltordnung außer Kraft gesetzt war, lag für die Deutschen eher auf der Hand als für Franzosen oder Briten. Die meisten europäischen Länder und die Vereinigten Staaten fürchteten außerdem das Schreckgespenst »Balkanisierung« mit einer in Kleinstaaten zersplitterten Region, die nicht zur Ruhe kommen würde. Und das einzige Rezept dagegen schien eben der Bundesstaat Jugoslawien, innere Konflikte hin oder her.
    Der ehemalige US-Botschafter in Deutschland Richard Holbrooke urteilte im Nachhinein, das gerade wiedervereinigte Deutschland, das sich außenpolitisch profilieren wollte, sei zum Sündenbock gemacht worden. Das angebliche Versagen deutscher Diplomatie stellten gerade die Länder heraus, die voneigenen Fehlern in der heiklen Angelegenheit ablenken wollten. Das mag auch durch die Tatsache motiviert sein, dass es letzten Endes die USA waren, die sich zum entschiedenen Eingreifen bereitfanden. Aber selbst der ehemalige britische

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