Die Abenteuer Des Jonathan Gullible
unterzeichnen.«
»Nun ja, ich weiß nicht«, stammelte Jonathan. »Aber ich würde
gern wissen, ob Sie mir den Weg zur nächsten Stadt zeigen
könnten.«
Mißtrauisch schaute ihn die Frau an: »Bist du von dieser
Insel?«
Jonathan zögerte, da ein eisiger Ton in ihrer Stimme lag. »Oh,
ich bin von der Küste und habe die Orientierung verloren.«
Die Frau lächelte wieder: »Dort ist die Straße zur Stadt. Aber
bevor du gehst, unterschreibe bitte hier. Es nimmt nur eine Sekunde
in Anspruch. Und du wirst so vielen Menschen helfen.«
»Gut, wenn es Ihnen so viel bedeutet.«
Jonathan zuckte mit den Achseln und nahm den Füllhalter, um das
Gesuch zu unterschreiben. Sie tat ihm leid, so in dicke Kleider
eingewickelt schwitzte sie schrecklich an diesem schönen, sonnigen
Tag. Und was das auch für ein merkwürdiger Platz war, um
Unterschriften zu sammeln.
»Wofür ist denn das Gesuch?« fragte Jonathan.
Sie faltete ihre Hände, als ob sie sich vorbereitete zu beten:
»Das ist ein Gesuch, um Arbeitsplätze und Betriebe zu schützen. Du
bist doch für Arbeitsplätze und Betriebe?«
»Natürlich«, erwiderte Jonathan schnell, weil er sich daran
erinnerte, was mit der verhafteten Frau zuvor geschehen war. Auf
keinen Fall wollte er wirken, als hätte er kein Interesse an der
Arbeit der Menschen.
»Und wofür hilft das?« fragte Jonathan, als er seinen Namen
kritzelte.
»Der Hohe Rat schützt unsere ansässigen Arbeitsplätze und
Betriebe vor den Produkten, die von auswärts eingeführt werden.
Wenn genügend Leute mein Gesuch unterschreiben, wird der Rat alles
in seiner Macht stehende unternehmen, um die Einfuhr ausländischer
Güter zu verbieten, die meinem Industriezweig schaden.«
»Und was ist Ihr Industriezweig?« fragte Jonathan.
»Ich vertrete die Hersteller von Kerzen und Mänteln«, erklärte
die Frau stolz. »Dieses Gesuch verlangt ein Verbot der Sonne.«
»Der Sonne?« verschlug es Jonathan die Sprache. »Warum soll denn
die Sonne verboten werden?«
Die Frau blickte Jonathan in die Augen und sagte vorsichtig:
»Ich weiß, das hört sich etwas drastisch an, aber kannst du das
denn nicht einsehen? Die Sonne schadet den Kerzenmachern und den
Mantelherstellern. Sicherlich verstehst du, daß die Sonnenstrahlung
eine sehr billige Quelle für ausländisches Licht und Wärme ist. Das
kann doch nicht toleriert werden!«
»Aber Licht und Wärme sind doch kostenlos«, protestierte
Jonathan.
Die Frau fühlte sich von seiner Bemerkung verletzt und jammerte:
»Das ist ja genau das Problem.« Sie nahm einen kleinen Notizblock
aus der Tasche und schrieb ihm einige Bemerkungen auf.
»Nach meinen Schätzungen vermindert die preiswerte Verfügbarkeit
dieser ausländischen Elemente die mögliche Beschäftigung und die
Löhne um mindestens fünfzig Prozent. Jedenfalls in den
Industriezweigen, die ich vertrete. Eine hohe Steuer auf Fenster
oder vielleicht auch das völlige Verbot würde die Situation
wirklich verbessern.«
Jonathan ließ das Gesuch fallen. »Aber wenn die Leute den
Kerzenmachern und Mantelherstellern Licht und Wärme bezahlen
müssen, haben sie weniger Geld für andere Dinge, wie Fleisch oder
Brot oder Getränke.«
»Ich vertrete nicht die Fleischer oder die Bierbrauer oder die
Bäcker«, meinte die Frau barsch. Sie riß die Liste an sich, damit
Jonathan seine Unterschrift nicht wieder durchstreichen konnte.
»Offensichtlich bist du mehr an den Launen der Kunden interessiert
als an der Sicherheit der Arbeitsplätze und an gesunden
wirtschaftlichen Investitionen. Guten Tag.« Die Unterhaltung war
beendet.
Jonathan wich vom Tisch zurück, dann drehte er sich langsam um
und ging davon.
»Die Sonne verbieten«, dachte er, »was für eine verrückte Idee.
Das nächste Mal wird sie wohl auch Nahrung und Häuser verbieten
wollen.« Jonathan hoffte, daß er noch vernünftigere Menschen
treffen würde.
Kapitel 4 Die Nahrungspolizei
Andere Pfade mündeten in den Weg, der sich in eine Landstraße
erweiterte. Anstatt des Urwaldes wanderte Jonathan durch Wiesen,
ausgedehnte Felder voller reifer Ähren und reiche Obstgärten. Der
Anblick all dieser Köstlichkeiten machte ihn wieder hungrig. Er bog
in einen Zufahrtsweg zu einem gepflegten weißen Farmhaus ein und
hoffte, seine Orientierung wiederzufinden. Auf der Veranda traf er
eine Frau und drei kleine Kinder, die wie ein Bündel
zusammenkauerten und weinten.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte Jonathan freundlich, »kann ich
irgendwie helfen?«
Die Frau
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