Die Abenteuer des Röde Orm
eifrig Silber fischten. Sie alle wurden ohne Mühe übermannt und gefangen, noch bevor sie aus dem Wasser heraus waren. Und obendrein bekamen unsere Männer viel Silber, das die Patzinaker schon für sie aus dem Fluß geholt hauen. Wir beratschlagten nun gerade, ob wir sie ins Lager schicken sollten, um dich und die Knaben zu befreien.«
Orm sagte, das seien in Wahrheit gute Neuigkeiten, wenn auch die Patzinaker anders denken mochten. Er stand eine Weile nachdenklich und unentschlossen da.
»Für die Gefangenen werde ich kein Lösegeld fordern«, sagte er dann. »Aber niemand auf dem Schiff soll deswegen Verlust erleiden; niemand außer mir. Und die Gefangenen lassen wir erst los, wenn die Knaben frei sind.«
»Du bist ein großer Häuptling«, sagte Toke, »und magst handeln wie ein solcher. Aber das wäre eine Freigebigkeit, deren diese Männer kaum wert sind. Denn sie waren ja die Angreifer, nicht wir.«
»Du kennst Felimid nicht«, sagte Orm. »Er ist ein Geschenk wohl wert. Und in dieser Sache soll es nach mir gehen.«
Er und Toke holten einen Sack Silber und trugen ihn zwischen sich zu den wartenden Patzinakern. Diese liefen umher und maßen ihre Mützen, um die allergrößten zu finden. Das ärgerte Felimid; er nahm seine eigene Mütze und befahl, mit ihr das Silber zu messen, und so geschah es.
Man schickte Männer aus, um am Anfang der Schleppstelle nach umherliegendem Bauholz zu suchen; sie kamen mit einer Stange zurück. Diese wurde so über einen Stein gelegt, daß sie im Gleichgewicht war; auf das eine äußerste Ende setzte sich Svarthövde, und über das andere hingen die Patzinaker ihre Satteltaschen; in diese taten Orm und Toke so lange Silber hinein, bis sie sanken und Svarthövde hochstieg. Und dieses Wiegen, meinten die Patzinaker, geschah nach Häuptlingsart; denn viel Silber hätte gespart werden können, wenn man Svarthövde nackt gewogen hätte; und dagegen hätte sich nichts einwenden lassen.
Als das besorgt war, trug Toke den Rest des Silbers zum Schiff zurück, und Orm wandte sich an Felimid: »Auf dieser Fahrt habe ich viel Glück gehabt, und die Begegnung mit dir machte gewiß nicht den geringsten Teil davon aus. Als wir dein Lager verließen, gabst du uns Geschenke, und nun habe ich eine Gegengabe für dich. Schau her.«
Toke hatte den Gefangenen die Fesseln abgenommen, und staunend sahen Felimid und seine Leute sie nun daherkommen.
»Diese ritten davon, um nach Silber zu fischen«, sagte Orm.
»Meine Männer waren in gleichen Geschäften unterwegs und haben sie gefangengenommen. Ich gebe sie dir ohne Lösegeld zurück, obwohl mancher das für sehr einfältig halten mag. Aber mit dir, Felimid, will ich nicht Handel treiben.«
»Das Glück, das du in allem hast, bist du wert«, sagte Felimid.
»Aber mit den großen Hunden soll es so bleiben, wie abgemacht ist«, sagte Svarthövde. »Ich nehme sie mit, wenn ich wieder hier vorbeifahre. Und bis dahin dauert es vielleicht nicht mehr lange, denn seit man mich mit Silber aufgewogen hat, komme ich mir schon ganz erwachsen vor.«
»Und ich hoffe, daß du dann wieder in Milch gewaschene Tänzerinnen bereit hältst, die ebenso schön sind wie jene, die wir gestern gesehen haben«, sagte Ulf Frohsinn.
Felimid kratzte sich hinter dem Ohr.
»Du meinst wohl, dazu taugt der Alte am besten«, sagte er. »Ich soll also Tänzerinnen bereit halten, wenn ihr kommt? Aber ich werde mit Sorgfalt die allerhäßlichsten auswählen und sie mit Jauche waschen lassen, sonst kommt die vorwitzige Jugend noch auf den Gedanken, sie dem alten Felimid wegzustehlen, und das, nachdem ich viel Mühe mit ihnen gehabt habe.«
Sie sagten nun dem alten Meistergaukler und seinen Patzinakern Lebewohl und traten die Heimreise an. Den Verwundeten schien es gut zu gehen, und auch Olof Sommervogel, der am schlimmsten dran war, zeigte sich guten Mutes. Die Männer griffen willig zu den Rudern, obschon jetzt eine lange Reise stromauf vor ihnen lag. Am muntersten waren die sieben Sonesöhne, obschon sie zwei tote Brüder an Bord hatten; die sollten am ersten Rastplatz mit den anderen Toten begraben werden.
Toke schien diese ganze Reise äußerst seltsam, denn sie waren weit gefahren und hatten viel gewonnen, doch ohne daß »Rotschnabel« je ins Freie gekommen war. Aber er meinte, da nun so viel Gold zu bewachen sei, könnte es auf der Heimfahrt mehr zu tun geben. Ulf und Svarthövde waren vergnügt und erzählten den Männern von ihren Erlebnissen bei den Patzinakern.
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