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Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer von Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Frühstück sollte danach im Hotel St. Pancras eingenommen werden. Hosmer holte uns mit einem Hansom ab, aber da wir zwei waren, ließ er meine Mutter und mich einsteigen und fuhr selber in dem einzigen in der Straße noch erreichbaren Mietwagen.
    Wir waren als erste bei der Kirche und als sein Wagen vorfuhr, warteten wir, daß er aussteigen würde, aber er stieg nicht aus und als der Kutscher vom Bock herunterkam und nachsah, war niemand im Wagen! Der Kutscher sagte, er könne sich nicht vorstellen, was aus dem Mann geworden sei, aber er habe mit eigenen Augen gesehen, wie er einstieg. Das ist am letzten Freitag gewesen und ich habe seither nichts gehört und gesehen, was einen Anhaltspunkt dafür gibt, was aus ihm geworden sein könnte."
    "Mir scheint, man hat Sie sehr schändlich behandelt", sagte Holmes.
    "O nein, Sir! Er ist zu gut und zu freundlich, um mich so zu verlassen. Am Morgen noch hat er andauernd zu mir gesagt, daß ich ihm treu bleiben müsse, was auch immer geschähe, selbst dann, wenn etwas ganz Unvorhergesehenes einträfe, das uns trennte; ich sollte immer daran denken, daß ich ihm versprochen sei und er würde früher oder später auf der Einlösung des Versprechens bestehen. Mir schien das ein seltsames Gespräch für einen Hochzeitsmorgen, aber nach allem, was geschah, erhält es eine Bedeutung."
    "Ganz gewiß. Ihre Meinung ist also, daß er in eine
    unvorhergesehene Katastrophe verwickelt wurde?"
    "Sir, ich glaube, daß er eine Gefahr vorhersah, sonst hätte er nicht so geredet. Und ich glaube auch, daß die vorhergesehene Gefahr eingetroffen ist."
    "Aber Sie haben keine Ahnung, was es gewesen sein könnte?"
    -5 8 -

    "Keine."
    "Noch eine Frage. Wie hat Ihre Mutter die Sache aufgenommen?"
    "Sie war wütend und sagte, daß ich nie wieder darüber sprechen sollte."
    "Und Ihr Vater? Haben Sie es ihm erzählt?"
    "Ja, und er schien, wie ich, anzunehmen, daß mit Hosmer etwas passiert sei und daß ich wieder von ihm hören würde. Es ist so, wie er sagte: Was für ein Interesse sollte jemand daran haben, mich bis vor die Kirchentür zu bringen und dann zu verlassen? Gut, wenn er sich Geld von mir geliehen oder mich geheiratet hätte und ihm mein Geld überschrieben worden wäre, das könnte ein Grund sein. Aber Hosmer war in Geldsachen unabhängig und hat nie auch nur auf einen Schilling von mir geschielt. Was mag nur passiert sein? Warum kann er nicht schreiben? Oh, es macht mich halb verrückt, darüber nachzudenken und nachts kann ich kein Auge schließen." Sie zog ein kleines Taschentuch, aus ihrem Muff und schluchzte heftig.
    "Ich werde mich um diesen Fall kümmern", sagte Holmes und erhob sich. "Ich hege keinen Zweifel, daß wir zu einem eindeutigen Ergebnis gelangen werden. Legen Sie die Bürde auf meine Schultern und belasten Sie sich nicht mehr mit der Angelegenheit. Vor allem versuchen Sie, Mr. Hosmer Angel aus Ihrer Erinnerung zu verbannen, so wie er aus Ihrem Leben verschwunden ist."
    "Demnach nehmen Sie an, ich sehe ihn nicht wieder?"
    "Ich fürchte, so wird es sein."
    "Was ist ihm denn zugestoßen?"
    "Überlassen Sie die Frage mir. Ich brauche eine genaue Beschreibung von ihm und alle seine Briefe, die Sie entbehren können."
    "Im ›Chronicle‹ vom letzten Samstag habe ich eine Suchanzeige nach ihm aufgegeben", sagte sie. "Dies ist die Annonce, und hier habe ich vier von seinen Briefen."
    "Danke. Und Ihre Adresse?"
    "Lyon Place 31, Camberwell."
    "Also, die Anschrift von Mr. Hosmer Angel kannten Sie nie? Wo ist Ihr Vater beschäftigt?"
    "Er reist für Westhouse and Marbank, die große
    Rotweinimporthandlung in der Fenchuroh Street."
    -5 9 -

    "Danke. Sie haben eine klare Aussage gemacht, lassen Sie mir die Papiere hier und bedenken Sie den Rat, den ich Ihnen gebe.
    Betrachten Sie die ganze Angelegenheit wie ein versiegeltes Buch und erlauben sie ihr nicht, Ihr Leben zu bestimmen."
    "Sie sind sehr freundlich, Mr. Holmes, aber das wird nicht gehen.
    Ich werde Hosmer treu sein. Er soll mich bereit finden, wenn er zurückkommt."
    Trotz des abgeschmackten Huts und des ausdruckslosen Gesichts war etwas Edles in dem einfachen Vertrauen unserer Besucherin, das unseren Respekt hervorrief. Sie legte das kleine Papierbündel auf den Tisch, versprach wiederzukommen, wann immer sie gerufen würde, und ging ihrer Wege. Sherlock Holmes saß einige Minuten
    schweigend da, die Fingerspitzen waren noch immer gegeneinander gelehnt, die Beine hatte er ausgestreckt und die Blicke zur Decke gerichtet. Dann

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