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Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer von Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Gegend ist nicht sehr bevölkert." Lestrade zuckte die Schultern. "Ich bin ein beschäftigter Mann", sagte er, "und kann es mir wirklich nicht erlauben, umherzuwandern und nach einem linkshändigen Herrn mit einem lahmen Bein Ausschau zu halten. Ich würde zur Zielscheibe des Spotts in Scotland Yard."
    "In Ordnung", sagte Holmes gelassen. "Ich habe Ihnen eine Chance gegeben. Hier ist Ihr Quartier. Auf Wiedersehen. Ich werde ein paar Zeilen hinterlassen, wenn ich abreise."
    Nachdem wir uns von Lestrade verabschiedet hatten, fuhren wir in unser Hotel, wo der Lunch aufgetragen war. Holmes saß still und in Gedanken vertieft da, mit dem gequälten Ausdruck dessen, der sich in einer verwirrenden Lage befindet.
    "Kommen Sie, Watson", sagte er, als der Tisch abgeräumt war, setzen Sie sich hier in den Sessel und ertragen Sie ein wenig meine
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    Predigt. Ich weiß nicht genau, was zu tun ist und Ihr Rat wäre mir sehr willkommen. Zünden Sie sich eine Zigarre an und lassen Sie sich einiges erklären."
    "Ich bitte darum."
    "Nun, wenn wir den Fall erörtern, stoßen wir auf zwei Stellen in der Erzählung des jungen McCarthy, die uns beide sofort betroffen gemacht haben, wenn sie mich auch für ihn und Sie gegen ihn einnahmen. Eine betrifft die Tatsache, daß sein Vater, folgt man seiner Darstellung, ›Cooee‹ geschrien haben soll, bevor er ihn sah.
    Die andere ist die sonderbare Bemerkung seines Vaters über eine Ratte, bevor er starb. Er hat einige Wörter gemurmelt, aber dieses war das einzige, was der Sohn auffing. Von diesen beiden Punkten muß unsere Recherche ausgehen und wir beginnen damit, daß wir
    annehmen, der junge Bursche hat absolut die Wahrheit gesagt."
    "Was soll denn dieses ›Cooee‹ bedeuten?"
    "Nun, offensichtlich konnte es nicht dem Sohn gegolten haben. Der Sohn war in Bristol, soviel der Vater wußte. Es war der reine Zufall, daß er sich in Hörweite befand. Das ›Cooee‹ sollte die
    Aufmerksamkeit dessen erregen, mit dem er die Verabredung hatte.
    Aber ›Cooee‹ ist ein typisch australischer Ruf, einer, der zwischen Australiern ausgetauscht wird. Also ist stark anzunehmen, daß die Person, die McCarthy am Teich von Boscombe erwartete, jemand war, der sich in Australien aufgehalten hat."
    "Und was bedeutet die Bemerkung über eine Ratte?"
    Sherlock Holmes nahm ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Tasche und strich es auf dem Tisch glatt.
    "Das ist eine Karte der Kolonie Victoria. Ich habe sie gestern abend telegraphisch in Bristol bestellt." Er bedeckte einen Teil der Karte mit der Hand. "Was lesen Sie da?" fragte er.
    "ARAT", las ich.
    "Und jetzt?" Er hob die Hand.
    "BALLARAT."
    "Ganz recht. Das war das Wort, das der Mann murmelte und von dem sein Sohn nur die letzte Silbe verstand. Er versuchte, den Namen seines Mörders zu nennen. Der oder jener aus Ballarat."
    "Das ist herrlich!" rief ich aus.
    "Das ist offensichtlich. Damit, sehen Sie, habe ich das Feld beträchtlich eingeengt. Der Besitz eines grauen Mantels war der dritte
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    sichere Punkt, wenn man die Aussage des Sohns als richtig annimmt.
    Jetzt sind wir von der reinen Vermutung zu der Gewißheit über einen Australier aus Ballarat mit einem grauen Mantel gekommen."
    "Ja."
    "Und dazu ist es jemand, der in diesem Distrikt zu Hause ist. Denn dem Weiher kann man sich nur von der Farm oder vom Gut her nähern, wo Fremde kaum wandern könnten."
    "Ganz recht."
    "Nun zu unserem heutigen Ausflug. Beim Untersuchen des Bodens stieß ich auf geringfügige Einzelheiten, die ich diesem törichten Lestrade mitteilte; sie deuten auf die Persönlichkeit des Verbrechers hin."
    "Wie sind Sie denn darauf gestoßen?"
    "Sie kennen meine Methode. Sie gründet sich auf die Beachtung von Geringfügigkeiten."
    "Seine Größe, das weiß ich, schätzen Sie ungefähr nach der Länge seiner Schritte. Auf die Beschaffenheit der Stiefel kann aus den Abdrücken geschlossen werden."
    "Ja, es waren besondere Stiefel."
    "Aber sein Hinken?"
    "Der Abdruck seines rechten Fußes war immer weniger deutlich als der des linken. Er belastet ihn weniger. Und warum? Weil er hinkt - er ist lahm."
    "Aber seine Linkshändigkeit?"
    "Sie waren doch selber erstaunt über die Beschaffenheit der Verletzung, wie sie der Chirurg bei der Voruntersuchung beschrieben hat. Der Schlag wurde geradewegs von hinten geführt und landete doch auf der linken Seite. Wie kann das geschehen, wenn nicht von einem Linkshänder? Er hat während der Unterhaltung zwischen Vater und Sohn

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