Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Achse des Blöden

Die Achse des Blöden

Titel: Die Achse des Blöden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Barry
Vom Netzwerk:
Vertreter der
    Legislative zu Gesicht zu bekommen, bietet das
    Repräsentantenhaus, wenn »Eine-Minute-Reden« angesetzt
    sind. Das sind kurze Reden, die die Kongreßmitglieder mit viel Pathos und Leidenschaft vor einem praktisch leeren Sitzungssaal halten. Manchmal befindet sich nur der Kameramann im
    Sitzungssaal, der bei der landesweiten Live-Übertragung der Parlamentsdebatte gerade Dienst hat und gleichzeitig der einzige Zuschauer ist.

    Die architektonische Entwicklung des Kapitols
    Quelle: Vereinigung Amerikanischer Architekturhistoriker auf Crack

    -79-
    -› Achtung Abschweifung!
    Da bei diesen »Eine-Minute-Reden« niemand zuhört, können die Parlamentarier so ziemlich alles sagen. Ich weiß das, weil ich selbst einmal eine solche Rede geschrieben habe. Und das ist jetzt kein Gag. 1995 habe ich als Recherche für einen Artikel eine Woche lang im Team des republikanischen
    Kongreßabgeordneten Steven C. LaTourette aus dem 19.
    Wahlbezirk von Ohio gearbeitet. Ich bezweifle, daß LaTourette ganz begriff, worauf er sich einließ, als er mir die Mitarbeit in seinem Team gestattete. So machte er beispielsweise einen etwas irritierten Eindruck, als ich in dem Bemühen, ihm Aufmerksamkeit zu verschaffen, Associated Press die Information zuspielte, daß der Abgeordnete LaTourette als Frau geboren wurde.«42
    Glücklicherweise hatte der Abgeordnete LaTourette einen ausgeprägten Sinn für Humor. Das stellte sich heraus, als der Fraktionsvorsitzende der Republikaner seine Leute aufforderte, Reden gegen Bagatellprozesse zu halten. Ich schreib eine solche Rede, und zu meinem größten Erstaunen hielt der Abgeordnete LaTourette sie tatsächlich. Hier der Text:

    Herr Vorsitzender, als Rechtsanwalt wäre ich der letzte, der behaupten würde, alle Mitglieder meines Berufsstandes seien geldgierige Ratten, die mit Vorliebe im Dreck wühlten. Ihr Anteil liegt bei maximal 73 Prozent.
    Haha, natürlich sollte das nur ein Witz sein! Die große Mehrheit der Rechtsanwälte sind sehr verantwortungsbewußte und in manc herlei Hinsicht auch menschliche Wesen.
    Trotzdem muß endlich etwas gegen diese Flut von
    Bagatellprozessen unternommen werden. Wir haben einen Punkt erreicht, wo ein so simples Produkt wie etwa eine

    42 Das stimmt nicht. Jedenfalls weiß ich nichts davon.
    -80-
    Haushaltsleiter nur noch mit großen roten Warnschildern verkauft werden kann, auf denen steht, daß man auf die ser Leiter nicht tanzen und keine Parties veranstalten darf, daß man keine Elektrozäune damit berühren und keine Leute damit schlagen darf, daß man sie nicht verschlucken soll und so weiter und so fort. Und alles nur, weil irgendwann einmal
    irgendwelche Idioten all diese Dinge mit einer Leiter getan haben, dabei zu Schaden kamen, die Herstellerfirma verklagten -
    und Recht bekamen.
    Meine Meinung dazu, verehrter Herr Vorsitzender, ist die: Jeder, der eine Le iter verschluckt, verdient, was immer ihm dann widerfährt. Und ich bin mir sicher, daß die große Mehrheit des amerikanischen Volkes das genauso sieht. Die Minderheit würde mich deswegen jedoch am liebsten verklagen.

    Der Abgeordnete LaTourette hat diese Rede nicht nur
    gehalten, sie wurde auch in voller Länge im Congressional Record nachgedruckt. Erzähle mir also niemand, dies sei kein großartiges Land!
    -› Ende der Abschweifung!

    Sie sollten Ihren Besuch im Kapitol zu einem Besuch bei Ihrem Abgeordneten nutzen. Die Büros der Abgeordneten
    befinden sich in unvorstellbar scheußlichen Gebäuden in der Nähe des Kapitols.
    Um Ihren zuständigen Abgeordneten ausfindig zu machen,
    gehen Sie einfach in eins dieser Gebäude und öffnen eine beliebige Tür. Dort sitzt mit Sicherheit eine Empfangsdame.
    Gehen Sie auf sie zu und sagen Sie: »Hi! Ich bin (Ihr Name) aus (Ihr Bundesstaat). Wo finde ich das Büro meines zuständigen Kongreßabgeordneten?« Wenn die Empfangsdame das nicht
    weiß oder anfängt, irgendwelche obskuren Informationen aus Ihnen rauszuquetschen, wie etwa den Namen Ihres
    -81-
    Kongreßabgeordneten (als ob Sie den wüßten!), machen Sie die Frau knapp, aber unhöflich darauf aufmerksam, daß Sie,
    verdammt noch mal, ein Steuerzahler sind und keineswegs die lange Reise nach Washington auf sich genommen haben, um sich jetzt auf so schnoddrige Art abfertigen zu lassen.
    Wenn Sie das Büro Ihres Abgeordneten gefunden haben,
    dürfen Sie nicht vergessen, daß es - immerhin leben wir in einer Republik! - eigentlich Ihr Büro ist. Scheuen Sie sich nicht, das Telefon zu

Weitere Kostenlose Bücher