Die Achse des Blöden
an die Südseite des Monuments stellt, automatisch zu schwitzen beginnt.
Seit Fertigstellung der Bauarbeiten im Jahre 1884 ist das Monument erst sechs Mal umgefallen.
Ein regionaler Aberglaube besagt, daß eine Katze, die von der Spitze des Monuments geworfen wird, irgendwann am Boden aufschlägt.
Lucille Ball (1911 - 1989) wurde unter dem Monument
begraben.
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Quelle: Dan Rather
Mal angenommen, Sie überleben den Besuch des Monuments, so ist Ihr nächster Besichtigungspunkt der Spiegelsee, ein rechteckiges Wasserbecken, das seinen Namen der erstaunlichen Tatsache schuldet, daß man, wenn man sich drüberbeugt und runterguckt, sein eigenes Gesicht sieht. Verharren Sie aber nicht allzu lange in Selbstbewunderung, denn der Spiegelsee ist die Heimat des Momba, eines legendären Karpfens44, der sich seit Jahrzehnten von den kalorienreichen Junkfoodresten ernährt, die Touristen in den See werfen. Dieser Karpfen wiegt mittlerweile fast 2.000 Pfund. Im März 1997 tauchte er einmal ganz
unvermittelt auf, sprang hoch und verschluckte mit einem Happs einen vorübereilenden Fußgänger. (Unglücklicherweise wurde das Opfer nie identifiziert, weil es sich um den Innenminister handelte.)
Gleich westlich vom Spiegelsee befindet sich ein hübscher Aussichtspunkt mit der vielleicht beliebtesten und
inspirierendsten Sehenswürdigkeit von Washington: Earl. Ganz trübsinnig steht Earl da und starrt auf den See. Earl ist ein ehemaliger Klempner, der sich 1982 zur Ruhe setzte, um sich ganz seinem Hobby zu widmen: dem trübsinnigen Herabstarren auf Dinge. Direkt hinter Earl befindet sich, meistens jedenfalls, das Lincoln Memorial.
Nicht weit von dort liegt das Tidebecken, umringt von
Kirschbäumen, die jedes Jahr blühen. Die Einwohner von
Washington feiern dieses Ereignis immer wie das Erscheinen eines neuen Messias.
In der Geschichte des Tidebeckens gibt es eine wahre
Episode, die mir besonders gut gefällt. Sie ereignete sich 1974, und ihre Hauptfigur ist Wilbur Mills, ein Kongreßabgeordneter 44 Auch »Legendärer Karpfen« wäre ein schöner Name für eine Rockband.
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aus Arkansas45, der damals den Vorsitz des
Hausha ltsausschusses im Repräsentantenhaus innehatte, und somit einer der mächtigsten Politiker des Landes war. Alles fing damit an, daß die Polizei einen Wagen anhielt der mit
überhöhter Geschwindigkeit fuhr, und zwar um zwei Uhr nachts und mit ausgeschalteten Scheinwerfern. In dem Wagen fand die
Polizei den Abgeordneten Mills und eine Frau, die definitiv
nicht Mrs. Mills war. Es stellte sich heraus, daß es sich um eine gewisse Annabel Battistella handelte, eine Stripperin, die unter dem Künstlernamen Fanne Foxe (»Das argentinische
Knallbonbon«) auftrat. Aus bis heute nicht geklärten Gründen kletterte sie aus dem Wagen und sprang ins Tidebecken.
Das löste, wie Sie sich vorstellen können, einen ziemlichen Skandal aus. Aber der Abgeordnete Mills, anders als andere sexbesessene Politiker aus Arkansas, deren Namen wir hier nicht nennen wollen, versuchte gar nicht erst, sein Verhältnis mit der Frau zu vertuschen. Im Gegenteil. Seine Vorstellung von Schadensbegrenzung bestand darin, mit Miss Foxe nach Boston zu fahren und sich dort mit ihr auf die Bühne zu stellen. Später erklärte er der Presse, er habe das getan, »um all diese unsinnigen Gerüchte zu zerstreuen« 46.
»Ich glaube, ich habe richtig gehandelt«, sagte er. »Aber vielleicht irre ich mich da auch.«
Obwohl er so mutig und ehrlich war, verlor der Abgeordnete Mills den Vorsitz des Haushaltsausschusses und wurde mit Schimpf und Schande aus dem Kongreß gejagt, was ich für den eigentlichen Skandal halte, denn Mills war einer der wenigen amerikanischen Politiker unserer Zeit, die bereit waren, Verantwortung zu übernehmen. Ich finde, man sollte neben dem Tidebecken ein Wilbur Mills Monument errichten. Ich stelle mir die Statue eines stattlichen Mannes vor, mit zerzausten Haaren 45 Was sich von selbst versteht
46 Die Zitate sind keine Erfindung von mir.
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und gelockertem Schlips. Die Statue sollte raffiniert
ausbalanciert auf Federn oder Gelenken ruhen, sodaß sie sich im Wind bewegt, als würde sie jeden Moment ins Wasser stürzen.
In ihren Sockel sollten die Worte eingemeißelt sein, die sonst in Washington so selten zu hören sind:
Aber vielleicht irre ich mich da auch.
Doch zurück zur Realität: Als nächstes kommen wir zu einem Gebäude, das sich durch seinen phantasievollen Namen
auszeichnet:
Das
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