Die Achse des Blöden
ziellos herumkrabbelt. Also treten Sie drauf und verwischen den Fleck, ohne einen weiteren Gedanken daran zu
verschwenden.
Wenn Sie sich aber, statt die Ameise zu zertreten, auf Hände und Knie niederließen und das Tier verfolgten, würde etwas Faszinierendes passieren: Sie würden mit dem Kopf an die Wand knallen, wenn die Ameise in ein Loch krabbelt. Aber ich will Ihnen sagen, wohin sie verschwunden ist: Sie hat sich in ihr Nest begeben, in dem eine ganze Ameisenkolonie lebt, die genauso komplex und geordnet ist wie die menschliche
Gesellschaft. Sie ist sogar bedeutend geordneter, weil es dort keine Teenager gibt.
Ja, sogar Ameisen - winzige Kreaturen mit kleinen Hirnen, nicht größer als das eines durchgeknallten Anrufers bei einer Hotline - haben eine Regierung. Die Ameisenregierung basiert auf dem von Politikwissenschaftlern so genannten
»Geruchsprinzip«, was bedeutet: Welche Rolle jemand in der Gesellschaft spielt, hängt davon ab, welche Chemikalien er
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ausscheidet. An der Spitze der Hierarchie steht die Königin, die von den anderen Ameisen nach einem sehr kurzen Wahlkampf -
während sie aus dem Ei schlüpft - einstimmig gewählt wird.
»Hey!« sagen die anderen Ameisen. »Die riecht wie eine
Königin.«
Die meisten anderen Ameisen riechen wie Arbeiter. Sie
verbringen ihr Leben damit, durch die Gegend zu krabbeln und Nahrung zu suchen. Dabei tauschen sie mit anderen Ameisen wichtige chemische Informationen (»Ich bin eine Ameise!« -
»Na, sowas! Ich auch!«). Es gibt auch fliegende Ameisen. Ihre Aufgabe besteht darin, durchs Haus zu fliegen, so zu tun, als seien sie Termiten, und so die Menschen zu ängstigen. (Das ist das einzige Vergnügen, das sich Ameisen leisten können.) Ameisen sind nicht die einzigen staatenbildenden Tiere.
Ähnliche Organisationsstrukturen finden sich überall in der Natur: Affen leben in Herden zusammen, Vögel in Schwärmen, Fische in Schulen, Würmer in Wurmknäueln, Darmparasiten in Anwaltsbüros und so weiter. Mit anderen Worten: Staaten und somit Regierungen sind etwas ganz Natürliches, im Tierreich wie bei den Menschen. Auf gewisse Weise sind wir wie die Ameisen, die über unseren Küchenfußboden krabbeln: Wir
führen Futter (Steuergelder) an den Staat (Regierung) ab, und im Gegenzug schenkt uns der Staat Sicherheit (etwa durch die Bundesprüfstelle für Gesunde Avocados).
Natürlich sind Menschen den Tieren weit überlegen: Wir
wählen den Präsidenten der Vereinigten Staaten nicht wegen seines Geruchs. Als vernunftbegabte Wesen interessieren wir uns für ganz andere Qualitäten unseres Präsidenten und
beurteilen ihn zum Beispiel danach, wie groß er ist. Folglich haben wir in den Vereinigten Staaten ein seriöses, komplexes Regierungssystem auf drei Kompetenzebenen entwickelt.4 (Von den anderen Tierarten kennen nur die Spechte ein stärker 4 Exekutive, Legislative und Verstorbene
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verzweigtes System.)
In diesem Buch wird nun die moderne US-Regierung einer eingehenden Betrachtung unterzogen - woher sie kommt, was sie tut, wer für sie arbeitet, von welchem Planeten ihre Mitarbeiter stammen und so weiter. Um aber wirklich zu
begreifen, wie die Regierung im Amerika des
einundzwanzigsten Jahrhunderts funktioniert, müssen wir einige Millionen Jahre zurückblicken und folgendes untersuchen: Regierungsformen der frühen Menschheit
Die ersten Menschen waren kleine, behaarte Kreaturen, die auf Bäumen hausten und große Ähnlichkeit mit Danny deVito hatten. Wie ihre nächsten genetischen Verwandten, die Affen, entwickelten sie Daumen und lernten so, etwas festzuhalten.
Was den Menschen, nachdem er einige Millionen Jahre in
Bäumen herumgesessen und sich gelegentlich mal gekratzt hatte, jedoch vom Affen unterschied, war die wichtigste Entdeckung, die je gemacht wurde, eine Entdeckung, die den Menschen über alle anderen Tiere erheben sollte: Er entdeckte, wie man das Okay-Zeichen formt.
Die Entdeckung dieses Okay- Zeichens verschaffte den
Menschen eine enorme strategische Überlegenheit gegenüber den Affen, die nur ein vages Schulterzucken beherrschten.
Das bedeutete: Wenn ein kluger Affe eine gute Idee hatte und beispielsweise das Rad erfand, konnten die anderen Affen - auch wenn sie wirklich beeindruckt waren - nur mit der Schulter zucken, und dann dachte der kluge Affe: »Vergiß es!«
Die ersten Menschen hingegen benutzten das Okay-Zeichen als Antwort auf praktisch alles, was jemand anders machte. So ermutigten sie sich gegenseitig
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