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Die achte Offenbarung

Die achte Offenbarung

Titel: Die achte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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10:20 Uhr
    Die spätsommerliche Sonne ließ die Butter auf dem reich gedeckten Frühstückstisch auf Paulus’ winzigem Balkon glasig werden. Es würde noch einmal ein schöner, warmer Tag werden.
    »Gibst du mir mal die Brötchen, bitte?«
    Mele reagierte nicht. Sie starrte auf ihr angebissenes Croissant, als handele es sich um ein seltsames außerirdisches Artefakt.
    »Mele?«
    Sie blickte auf. »Was?«
    »Gibst du mir mal die Brötchen, bitte?«
    Sie reichte ihm wortlos den Brotkorb. So schweigsam kannte Paulus sie nicht.
    Die zwei Monate seit den dramatischen Ereignissen um das Manuskript waren wie im Flug vergangen. Mele war nach dem Besuch in der REFLEKTOR-Redaktion mit ihm nach Hamburg zurückgekehrt und bei ihm geblieben. Gemeinsam hatten sie bange Tage verbracht, in denen sie auf Horrormeldungen über Atomangriffe oder rätselhafte Epidemien gewartet hatten. Doch nichts dergleichen war geschehen.
    Nach dem REFLEKTOR-Artikel hatte es ein Pressestatement der Berliner US-Botschaft gegeben, demzufolge die Behauptungen in dem Beitrag »haltlos« waren. Einige Kommentatoren in anderen Medien hatten das Magazin dafür kritisiert, »alberne Verschwörungstheorien« zu verbreiten. Der Bundesaußenminister hatte eine Richtigstellung gefordert. Doch die Aufregung hatte sich schnellwieder gelegt. In Zeiten, in denen manche Blogger mehr Leser hatten als die auflagenstärksten gedruckten Zeitschriften, spielte eine solche journalistische »Entgleisung« kaum noch eine große Rolle. Schon drei Tage später hatte die Meldung niemanden mehr interessiert.
    Die Kriminalpolizei hatte Paulus und Mele noch einmal zur Vernehmung einbestellt. Daraufhin hatten Kriminaltechniker Paulus’ Wohnung untersucht und tatsächlich mehrere Wanzen und sogar eine versteckte Kamera entdeckt. Sie waren noch einmal von Spezialisten des Bundeskriminalamts vernommen worden. Doch die anschließende Fahndung war erfolglos geblieben.
    Natürlich gab es weiter intensive Bemühungen, die Hintergründe des Anschlags von Lourdes aufzuklären, doch der im REFLEKTOR hergestellte Zusammenhang wurde allgemein als absurd abgetan, und die Ermittlungen konzentrierten sich auf eine mögliche Al-Quaida-Splittergruppe.
    Offenbar bestand kaum Aussicht, die Drahtzieher der Verschwörung zu entlarven und hinter Gitter zu bringen. Das störte Paulus, doch es gab nichts, was er tun konnte, und darüber war er im Grunde froh. Von Geheimoperationen und Verfolgungsjagden hatte er ein für alle Mal genug. Mele sorgte dafür, dass sein Leben auch ohne all das nicht mehr so langweilig war wie früher. Seit sie bei ihm lebte, machte ihm sogar die Arbeit am Institut wieder Spaß, und über Degenharts Launen konnte er nur lächeln. Hin und wieder besuchten sie ihren Vater in Düsseldorf, mit dem Paulus sich sehr gut verstand. Dirk hatte er einmal kurz im Krankenhaus besucht und danach nicht mehr gesehen.
    Das Leben konnte schön sein, besonders, wenn man gemeinsam schlimme Zeiten überstanden hatte. Paulushatte vor, es gemeinsam mit Mele in vollen Zügen zu genießen. Sie hatten es sich verdient.
    Doch heute wirkte sie nicht so, als freue sie sich, hier zu sein.
    »Was ist los mit dir? Hast du schlecht geschlafen?«
    Sie blickte auf und lächelte schwach. Ihre Augen wirkten glasig. Vielleicht war sie krank.
    »Entschuldige. Ich … ich hatte einen seltsamen Traum …« Sie führte den Satz nicht zu Ende.
    »Was denn für einen Traum?«
    »Ich weiß auch nicht. Hat wahrscheinlich nichts zu bedeuten, aber … Nach allem, was passiert ist …«
    Die Türklingel unterbrach sie. Verwirrt stand Paulus auf und sah durch den Spion. Niemand war zu sehen.
    Ein ungutes Gefühl befiel ihn.
    Er betätigte den Knopf der Sprechanlage. »Ja, bitte?«
    »My name is Eddie Wheeler«, hörte er eine unbekannte Stimme. »Mr. Brenner, I’d like to talk to you for a moment.«
    Paulus bekam eine Gänsehaut. Es war offensichtlich, dass der unbekannte Besucher etwas mit den Ereignissen vor zwei Monaten zu tun hatte.
    »Wer sind Sie?«, fragte Paulus auf Englisch. »Was wollen Sie?«
    »Ich bin Privatdetektiv. Ich habe ein paar Fragen an Sie, zu gewissen Ereignissen vor zwei Monaten. Und ich habe auch einige Informationen, die Sie interessieren dürften.«
    Paulus entschied, dass die Verschwörer wohl subtiler vorgehen würden, wenn sie ihm eine Falle stellen wollten. Und warum hätten sie das tun sollen? Es gab nichts, was er wusste, das er nicht schon verschiedenen Behörden erzählt hatte.
    Er

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