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Die Ärzte der Galaxis

Die Ärzte der Galaxis

Titel: Die Ärzte der Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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1.
     
    Weit draußen am galaktischen Rand, wo die Sternsysteme weit verstreut waren und eine fast absolute Dunkelheit herrschte, schwebte die gewaltige Struktur des Sektor-12-Hospitals im Raum.
    In diesem Hospital mit seinen dreihundertvierundachtzig Abteilungen wurden die Lebensbedingungen aller intelligenter Lebensformen reproduziert, die in der Galaktischen Föderation bekannt waren. Ein biologisches Spektrum, das von den ultrafrigiden Methanarten bis über die schon normalen Sauerstoff und Chlor atmenden Typen bis zu jenen exotischen Lebewesen reichte, die unter dem Einfluß direkt umgewandelter Strahlung existierten. Neben den Patienten, deren Anzahl und physiologische Klassifizierung sich ständig veränderte, gab es einen Ärzte- und Wartungsstab, der sich aus rund sechzig verschiedenen Lebensformen zusammensetzte, die sechzig verschiedene Eigenarten – wie Körpergerüche und Lebensweisen – hatten.
    Der medizinische Stab des Sektor-12-Hospitals war eine extrem fähige, sich ihrer Aufgabe widmende, aber nicht immer ernste Gruppe von Leuten, die sich gegenüber allen intelligenten Lebensformen fanatisch tolerant zeigte.
    Sie rühmte sich, daß kein Fall zu groß, zu unbedeutsam oder zu hoffnungslos war. Ihre Fähigkeiten und beruflicher. Reputationen waren über jeden Zweifel erhaben. Es war völlig undenkbar, daß auch nur einer von ihnen sich der Vernachlässigung oder fahrlässigen Tötung eines der ihm anvertrauten Patienten schuldig machte.
     
    »Anscheinend ist dieser Gedanke nicht undenkbar«, sagte Chefpsychologe O’Mara trocken. »Ich denke ihn beispielsweise, wenn auch nur zögernd, und Sie denken ihn auch – sei es nur vorübergehend. Doch weit schlimmer ist, daß Mannen von seiner eigenen Schuld überzeugt ist. Aus diesem Grunde habe ich keine andere Wahl als …«
    »Nein!« unterbrach ihn Conway, dessen starke Emotion seinen üblichen Respekt vor einer Autorität übertrumpfte. »Mannen ist zweifellos einer der besten Senioren, die wir haben. Und Sie wissen es genau! Er würde niemals … Ich meine, er ist überhaupt nicht der Typ, der … Er ist einfach …«
    »… ein guter Freund von Ihnen«, beendete O’Mara den Satz. Als Conway nichts sagte, fuhr er fort: »Meine Sympathie für Mannen mag nicht mit der Ihren identisch sein, aber mein berufliches Wissen über seine Person ist wesentlich detaillierter und objektiver. Immerhin, noch vor zwei Tagen hätte ich es nicht für möglich gehalten, daß er einer derartigen Tat fähig sein könnte. Doch jetzt gibt mir sein uncharakteristisches Benehmen einige Rätsel auf.«
    Conway konnte das verstehen. Als Chefpsychologe hatte O’Mara in erster Linie die Aufgabe, für eine reibungslose Zusammenarbeit aller Ärzte des Hospitals zu sorgen. Andererseits waren so viele verschiedene und potentiell antagonistische Lebensformen in eine arbeitstechnische Harmonie zu bringen, daß es schon eine sehr große Aufgabe war, die ein entsprechend großes Organisationstalent erforderte, und aus diesem Grund war O’Maras Autorität schwierig zu definieren.
    Potentiell gefährliche Situationen entstanden infolge von Ignoranz oder Mißverständnissen. So konnte ein Wesen beispielsweise eine fremdenfeindliche Neurose entwickeln, die seine geistige und physische Leistungsfähigkeit negativ beeinflußte. Es mußte auf die Individualität dieser Wesen geachtet werden. Und es war nicht jedermanns Sache, sich mit einer bestimmten Lebensform zu befassen. Es war O’Maras Pflicht, solche Disharmonien zu entdecken und wieder auszugleichen. Weiter war er für das Wohlbefinden besonders störrischer Patienten verantwortlich, an deren Zustand der Arzt grundsätzlich schuldlos war. Die Wachsamkeit gegenüber einer falschen, ungesunden und intoleranten Denkweise war eine Pflicht, die er mit einem wahrhaft selbstlosen Eifer erfüllte.
    Jetzt hatte es den Anschein, als habe die Aufmerksamkeit dieses Prototyps der Psychologen nachgelassen – zwar geringfügig, aber dennoch relativ leicht feststellbar. In der Psychologie gab es keine Wirkungen ohne Ursache, und O’Mara mußte jetzt denken, daß er ein kleines, doch vitales Warnsignal übersehen hatte – ein uncharakteristisches Wort oder ein Ausdruck oder ein Wutausbruch vielleicht –, das ihn vor den Schwierigkeiten hätte warnen sollen, die jetzt auf Chefarzt Mannen zukamen.
    Der Psychologe lehnte sich zurück und sah Conway mit seinen grauen Augen an, die eine fast hypnotische Wirkung hatten, wie man sie von einem

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