Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition)

Titel: Die äußerst seltsame Familie Battersby (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. Archer
Vom Netzwerk:
Kerl, der sich das Ganze einfallen lässt, alles umsetzt und dann erleben darf, wie Millionen Kinder, die auf sein Kommando auf Tasten einhämmern, seine Visionen Wirklichkeit werden lassen. Natürlich bewarb Ralph sich nicht bei irgendeinem Entwickler – nein, bei MonoMyth, das war die Firma mit den coolsten Lizenzen und den längsten Franchise-Verträgen für alle Plattformen. MonoMyth hatte bekanntermaßen schon einmal einen Teenager engagiert, der mit Goddess of Misery einen Bestseller für Konsolen entwickelt hatte. Ralph war sich sicher, dass er diesen Erfolg eines Tages toppen würde.
    Ja, Ralph war erst vierzehn. Aber er hatte eine randvolle Festplatte mit einem Riesenfundus an Programmen und dazu jede Menge Collegeblöcke mit unzähligen Spielideen. Wie hieß es noch in der Anzeige im Computer Gamer ?
    MonoMyth sucht Designer mit ausgezeichneten Kenntnissen der Spieleindustrie, drei bis vier Jahren Programmiererfahrung und einem aussagekräftigen Lebenslauf, der die Fähigkeit belegt, hochkarätige Projekte zu realisieren.
    Genau, genau, genau. Die Genialität von Ralphs Ideen würde den Lebenslauf, dessen größtes Highlight das samstägliche Rasenmähen war, schon wettmachen. Er suchte sämtliche Arbeitsproben zusammen (sie füllten einen Schuhkarton, den er in Packpapier einschlug und mit reichlich Packband zuklebte). Seine Bewerbung schickte er lange vor dem Stichtag los.
    Der Absagebrief von MonoMyth, ein schlecht kopierter Vordruck, legte dem ›Bewerber‹ nahe, sich für einen Einstiegsposten als Software-Programmierer zu bewerben. Unter den Brief hatte jemand einen tröstenden Nachsatz gekritzelt:
    Habe die Bandbreite Ihrer Arbeit anerkennend gewürdigt, finde aber, dass Ihrem im Übrigen nicht unpassenden Profil mehr Lebenserfahrung zugutekommen würde. Zum Beispiel ein Besuch der Highschool. Schlage vor, dass Sie Ihre Energie zunächst in eine weniger nebensächliche Richtung lenken.
    Nebensächlich! Wie konnte man die Grünen Hexer von Cartesia oder die subtile Gruppendynamik der Elementalisten nebensächlich finden? War es möglich, dass man bei MonoMyth überhaupt nichts begriffen hatte? Dass der Endgegner in Die Auserwählten Vier , der gefürchtete Lord Lavish, nur durch einen gezielten Hieb gegen den Oberschenkel besiegt werden konnte, war doch die vielleicht genialste, weil unerwartetste Entwicklung in der Geschichte des Computerspiels!
    Nebensächlich, klar doch! Mehr Lebenserfahrung, klar doch!
    Ralph war drauf und dran, den Leuten von MonoMyth Schlechtes zu wünschen, konnte sich aber gerade noch bremsen.
    Keine Wünsche.
    Leider auch kein Job.
    Tiefe, nerdige Verzweiflung erfasste ihn.

2. Kapitel
    Glücklicherweise (oder auch leider, je nachdem, wen man fragte) traf einen Tag nach Ankunft des schrecklich dünnen Umschlags von MonoMyth weitere Post ein. Es war ein großer Brief vom eigentlich schon vergessenen britischen Zweig der Familie. Noch nie hatte Ralph so einen Brief bekommen! Er rannte vom Briefkasten ins Haus, stellte seinen Rucksack auf den Küchentisch und las die darin enthaltene Karte, während er seine Suppe und danach seine Schokopops aß.
    Lieber Ralph,
von Cecil hörte ich, dass er deinen Namen gegoogelt und deinen ›Blog‹ (heißt das so?) gefunden hat. Daher weiß er, dass es dich immer noch gibt und es dir gut geht (deine Eltern stellen sich stumm – haben sie Angst vor uns?). Von ihm weiß ich auch, dass du dich um einen Job als Entwickler von Computerspielen bewirbst. Du kannst wirklich stolz auf dich sein. Denn trotz deiner tödlich langweiligen Eltern bist du ein interessanter Mensch geworden … Nimm es mir nicht übel! Aber in Situationen wie dieser ist es nicht einfach, die richtigen Worte zu finden. Ich weiß, dass wir uns lange nicht gesehen haben. Trotzdem haben meine Familie und ich eine Bitte an dich. Wir sind wieder in unser abgelegenes altes Schloss gezogen (die kleine Daphne, stell dir nur vor, nennt es Château, als hätte sie jemals ein echtes gesehen). Die Wände bröckeln bei jedem Bohrloch, und die elektrischen Leitungen sind jämmerlich. Aber wir lassen uns nicht abschrecken und wollen hier trotzdem WLAN einrichten! Na, ist das keine Herausforderung? Wir brauchen jemanden, der den Sommer hier verbringt und unser ›Techniker vom Dienst‹ wird – würde dich das interessieren? Ich nehme an, dass deine zauberhaften Games in Schlössern spielen – du könntest den Besuch bei uns also als Recherche verbuchen. Wir würden natürlich die

Weitere Kostenlose Bücher