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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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ihnen den Berg hinaufstieg, sprach aus, was Tiriki dachte. »Ist es nicht ein Jammer, dass wir so viele Dinge erst dann am meisten schätzen, wenn wir fürchten müssen, sie zu verlieren?«
    Tiriki nickte und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel. Wenn das alles nicht mehr ist, werde ich wohl ewig bereuen, diesen Weg so oft gegangen zu sein, ohne stehen zu bleiben und den Anblick in mich aufzunehmen.
    Die drei hielten inne und schauten nach Westen. Die zerstörte Stadt verschwand fast völlig hinter den glänzenden Dächern des Tempelbezirks. Dahinter lag - trügerisch ruhig - nur noch das blaue Meer.
    »Es sieht so friedlich aus«, sagte Chedan.
    »Das täuscht«, knirschte Micail und trat unter das Säulendach am Eingang.
    Tiriki überlief ein Schauer, als sie die Zierbrücke überquerten. Sie erinnerte sich, dass der leichte Steg schon immer bei jedem Schritt ein wenig geschwankt hatte, aber seit dem Beben heute Morgen war sie überempfindlich für die kaum gebändigten Spannungen im Innern der Erde. Schon das leiseste Zittern ließ sie erstarren und weckte die Angst vor neuen Schrecknissen.
    Hier, das fiel sofort auf, fehlten die Stapel mit Dingen, die man einpacken oder zurücklassen wollte, hier herrschte auch nicht die hektische Betriebsamkeit wie überall sonst in der Stadt. Nur ein Diener wartete diskret darauf, die Besucher zu Reio-ta und Deoris zu führen.
    Tiriki wurde das Herz schwer; sie ahnte bereits, dass ihre Mission scheitern würde. Allzu deutlich war zu sehen, dass ihre Eltern nicht vorhatten, die Insel zu verlassen.
    Chedan betrat vor ihr den großen Raum, der zum Garten hinausging, und begrüßte Deoris mit den üblichen Floskeln. Doch Tiriki glaubte zu hören, wie seine Stimme dabei zitterte. Was mochte ihm ihre Mutter bedeutet haben, als sie im Alten Land gemeinsam jung gewesen waren? Wen sah er jetzt vor sich? Die reife Priesterin mit den Silberfäden in den rötlich schwarzen Zöpfen, die über der Stirn zu einer Krone geflochten waren, oder den Schatten des temperamentvollen jungen Mädchens mit blitzenden Augen und schwarzen Wuschellocken? Denn so hatte Domaris der kleinen Tiriki ihre Mutter beschrieben, bevor Deoris aus dem Alten Land nach Ahtarrath gekommen war.
    »Seid ihr… mit dem Packen fertig?«, fragte Reio-ta. »Ist im Tempel alles… für die Evakuierung vorbereitet, und sind auch die Priesterschüler… zum Aufbruch bereit?«
    Der Tempelverwalter stotterte nicht mehr als sonst, und sein Tonfall war so gelassen, als wäre dies ein Tag wie jeder andere.
    »Alles läuft gut«, antwortete Micail, »jedenfalls so gut, wie man erwarten kann. Einige Schiffe haben bereits abgelegt. Wir wollen mit der Morgenflut auslaufen.«
    »Auf Reidels Schiff ist noch mehr als genug Platz für euch beide«, fügte Tiriki hinzu. »Ihr müsst mitkommen! Mutter - Vater…« Sie streckte die Hände nach ihnen aus. »Wir brauchen euren weisen Rat. Wir brauchen euch! «
    »Mein Schatz, ich liebe dich sehr - aber das ist Unsinn«, mahnte Deoris leise mit ihrer klangvollen Stimme. »Wenn ich euch beide ansehe, dann weiß ich, dass wir euch längst alles gegeben haben, was ihr braucht.«
    Reio-ta nickte, in seinen gütigen Augen stand ein Lächeln. »Habt ihr vergessen, dass ich… im Rat mein Wort verpfändet habe? Solange auch nur ein Angehöriger meines geliebten Volkes hier ausharrt… werde auch ich bleiben.«
    Tiriki und Micail verständigten sich mit einem raschen Blick. Zeit für Plan zwei.
    »Dann, lieber Onkel«, sagte Micail, »lass uns in tiefen Zügen vom Quell deiner Weisheit trinken, solange er noch sprudelt.«
    »G-gerne«, sagte Reio-ta bescheiden und nickte. »Aber Meister Chedan… zieht vielleicht einen süßeren Trunk vor? Ich kann Euch verschiedene gute Weine anbieten. Wir haben… in Eurer Abwesenheit… ein paar hervorragende Jahrgänge gekeltert.«
    »Ihr kennt mich zu gut«, sagte der Magier leise.
    Micail lachte. »Hätte Reio-ta das Angebot nicht von sich aus gemacht«, sagte er nicht ohne Hintergedanken, »dann hätte ihn Chedan zweifellos daran erinnert.« Er sah Tiriki an und deutete mit dem Kopf unauffällig in Richtung Garten, als wollte er sagen: Ihr beiden könntet euch da draußen auch allein unterhalten.
    »Komm, Mutter«, sagte Tiriki munter, »überlassen wir die Männer sich selbst und ihren Ritualen und machen wir einen Rundgang durch deinen Garten. Ich glaube, der wird mir am meisten fehlen.«
    Deoris schaute spöttisch von Tiriki zu Micail, ließ

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