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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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weniger ausgesetzt.
    »Mächte der Erde, schweigt!« Micail bot die ganze Kraft seines magischen Erbes auf. »Ich, Ahtarraths Sohn, der Königliche Jäger, der Hüter des Donnerworts, gebiete es Euch. Gebt Frieden!«
    Obwohl der Himmel klar war, grollte es wie Donner, dann folgte echogleich ein fernes Poltern. Tiriki und Micail hörten Lärm und Geschrei aus dem Palast, Gegenstände stürzten zu Boden und zerschellten.
    Das Beben hörte schließlich auf, aber die Spannungen blieben.
    Micail warf einen Blick aus dem Fenster und sah, dass der Gipfel des Sternenberges verschwunden war - nein, nicht verschwunden, nur nicht mehr da, wo er hingehörte. Die unverwechselbare kleine Pyramide rutschte, immer noch hell erleuchtet, inmitten einer Rauch-oder Staubwolke auf die Stadt zu.
    Micail kniff die Augen fest zusammen und griff abermals mit allen Sinnen aus. Brodelnde Energien durchpeitschten ihn. Er beschwor ein Bild der Felsschichten, aus denen die Insel aufgebaut war, aber es flimmerte und verzerrte sich und wurde schließlich zu dem erwachenden Mann ohne Gesicht mit den kreuzweise gefesselten Armen, der immer wieder durch seine und Tirikis Träume geisterte. Nun schwollen seine Muskeln an, und er stemmte sich gegen die Ketten, bis die ersten Glieder zersprangen.
    »Wer bist du? Was hat das zu bedeuten?« Micail wurde erst bewusst, dass er laut geschrien hatte, als er Tirikis Gedanken spürte.
    »Es ist… der Verborgene!«, warnte sie. »Dyaus! Sieh ihm nicht in die Augen.«
    Die Vision richtete sich auf und fauchte. Die Erde erbebte von neuem, noch stärker als zuvor, und schien gar nicht mehr aufhören zu wollen. Micail hatte schon als Kind im Alten Land Gerüchte über den Gott Dyaus gehört, den die Grauen Magier beschworen hatten, auf dass er dem Reich den Wandel bringe. Stattdessen hatte er nur das Chaos gebracht und schließlich das ganze Land zerstört. Nun wollte er offenbar auch Atlantis vernichten. Micail selbst war freilich nie in der Krypta gewesen, in der das Bildnis angekettet war.
    »Ich kann ihn nicht halten! Hilf mir!«
    Sofort spürte er, stark und unerschütterlich, Tirikis Beistand.
    » Zum Ausgleich finden Dunkel und Licht… « Der Gedanke wurde zum Lied.
    » Und Ruhe kehre ein …«, fuhr er fort.
    » Zum Ausgleich finden Liebe und Hass… « Sie hatten sich an den Händen gefasst. Zwischen ihren Fingern baute sich Wärme auf.
    » Das Männliche und das Weibliche… « Gemeinsam beschworen sie ein Licht, erzeugten eine Kraft, mit der sich die Spannungen im Widerstreit der Prinzipien aufheben ließen.
    » Es entsteht Licht - es entsteht Form,
Schatten und Illusion.
Und das rechte Maß… «
    Lange standen sie so, bis das irre Geheul des gefesselten Gottes allmählich schwächer wurde und widerwillig, trotzig verstummte.
    Als sich die Erde endlich beruhigte, holte Micail tief Luft. Sie hatten die Kräfte im Innern der Insel ins Gleichgewicht gebracht, doch mit seinem geschärften Bewusstsein spürte er, wie das Beben unterhalb der befriedeten Zone anhielt.
    »Es ist vorüber«, seufzte Tiriki und schlug die Augen auf.
    »Nein«, widersprach Micail, »nur für eine kleine Weile gebannt. Liebste…« Er fand keine Worte und drückte sie nur fester an sich. »Allein hätte ich diese Macht nicht zurückhalten können.«
    »Haben wir noch Zeit?«
    »Frag die Götter«, antwortete Micail. »Wenigstens wird jetzt niemand mehr an unserer Warnung zweifeln.«
    Er schaute an ihr vorbei, und seine Schultern sanken herab. Vor dem Fenster lag mit nackten Wurzeln sein Federbäumchen. Der Topf war zerbrochen, und die Erde war über den Fußboden verstreut.
    Bei diesem Beben sind Menschen umgekommen, ermahnte er sich streng. Die Stadt brennt. Wie kann man da um ein Bäumchen weinen?
    Dennoch brannten ihm die Tränen in den Augen, als er ein zweites Paar Sandalen in seinen Seesack steckte.

    Die Stimmung in der Stadt hatte sich deutlich verändert, dachte Damisa und umging einen Trümmerhaufen, der ihr den Weg zum Hafen versperrte. Die Sonne schien so hell, als wollte sie sich über die Schrecken des frühen Morgens lustig machen. Durch den Rauch, der aus einem Dutzend brennender Gebäude aufstieg, bekam das Licht einen ungewöhnlich satten Goldton. Hin und wieder durchlief noch ein Zittern die Erde, eine Mahnung, dass der Sternenberg nicht zur Ruhe gekommen war, obwohl von seinem abgebrochenen Gipfel kein Staub mehr aufstieg.
    Die Tavernen machten das Geschäft ihres Lebens, indem sie diejenigen mit Wein

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