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Die Ahnen von Avalon

Die Ahnen von Avalon

Titel: Die Ahnen von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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verwandt zu sein, dachte sie nicht zum ersten Mal.
    Sie war nicht von vornherein für den Tempel bestimmt gewesen - erst ihre Großmutter hatte sie als Kandidatin für die Zwölf vorgeschlagen. Wenn sie als kleines Mädchen von einer Königshochzeit geträumt hatte, war Tjalan stets das Idealbild eines würdigen Gemahls gewesen. Nun stellte sie erleichtert fest, dass sich ihr Urteil in reiferen Jahren bestätigte. Neben diesem Mann wirkte Kalhan wirklich wie ein kleiner Junge!
    »Benehmt euch!«, herrschte der Prinz eine Gruppe von Seeleuten an. Die Männer hatten die Arbeit eingestellt und starrten zwei dralle Sajis in safrangelben Roben an, die mit einem Karren voller Pakete vom Caratra-Tempel kamen.
    Einer der Matrosen schmatzte mit den Lippen, als wollte er die Mädchen küssen. Die kicherten hinter ihren Schleiern. »Hätte nichts dagegen, euch beide in meinen Frachtraum zu stecken.«
    »Ihr da!«, rief Tjalan wieder. »Zurück an die Arbeit! Die sind nicht für euresgleichen bestimmt!«
    Wofür die Sajis tatsächlich bestimmt waren, darüber hatten die Priesterschüler schon die wildesten Vermutungen angestellt. In früheren Zeiten hatte man die Frauen angeblich für gewisse magische Rituale gebraucht, bei denen sexuelle Energien eine Rolle spielten.
    Damisa schüttelte sich bei dem Gedanken. Zum Glück war sie zu unerfahren, um sich vorzustellen, was darunter zu verstehen sein könnte. Den Priesterschülern stand es frei, vor der Heirat eine oder auch mehrere Liebesbeziehungen einzugehen, aber dafür war sie stets zu wählerisch gewesen, und Kalhan, den die Sterndeuter infolge irgendeines undurchsichtigen Verfahrens zu ihrem Verlobten bestimmt hatten, war nicht anziehend genug, um sie zu einschlägigen Experimenten reizen zu können.
    »Fast hätte ich es vergessen!«, rief sie. »Ich bringe eine Liste der Personen, die auf dem königlichen Flaggschiff mitfahren sollen, bei - bei Euch.«
    Prinz Tjalan wandte sich ihr zu, und sie öffnete ihre Kassette und reichte ihm das Pergament.
    »Ach ja«, murmelte er und fuhr mit dem Finger die Reihe der Namen entlang. »Hmm. Ich weiß nicht recht, was ich dazu sagen soll…« Er hielt ihr die Rolle unter die Nase. »Neben dieser Liste sehe ich schemenhaft eine zweite mit den Namen all derer, die nicht entkommen werden - entweder weil sie freiwillig bleiben oder weil kein Platz für sie ist! Ich hatte gehofft, nur noch entscheiden zu müssen, wo die Habseligkeiten der Fahrgäste verstaut werden sollen.«
    Damisa hörte die Bitterkeit in seiner Stimme und musste sich sehr zusammennehmen, um nicht nach seiner Hand zu greifen.
    »Der edle Micail und die edle Tiriki werden mit Kapitän Reidel fahren, aber ich stehe auf Eurer Liste«, sagte sie leise.
    »Ja, meine Blume, und darüber freue ich mich sehr!« Tjalans Augen richteten sich wieder auf ihr Gesicht, und sein Blick war nicht mehr ganz so düster. »Wer hätte gedacht, dass meine magere kleine Base einmal so…«
    Wieder rief Dantu nach ihm, und so konnte er nicht vollenden, was immer er hatte sagen wollen.
    Aber Damisa sollte seine Abschiedsworte noch lange in ihrem Herzen bewahren. Ihm war bewusst geworden, dass sie herangewachsen war. Er hatte sie wirklich angesehen . Das Wort, das unausgesprochen blieb, wäre sicher ›hübsch‹, ›liebreizend‹ oder gar ›schön‹ gewesen.

    Reio-ta und Deoris bewohnten ein Haus mit Meeresblick an einem Hang unweit des Tempels. Als kleines Mädchen hatte Tiriki mit ihrer Tante Domaris im Haus der Priesterinnen gelebt. Man hatte sie als Säugling heimlich nach Ahtarrath gebracht, um ihr das Leben zu retten, denn als Kind des Grauen Magiers, der Dyaus und damit das Unheil geweckt hatte, hatte sie in großer Gefahr geschwebt. Deoris hatte ihre Tochter für tot gehalten. Erst als sie selbst nach Ahtarrath gekommen war, hatten die beiden sich wieder gefunden. Doch in der Zwischenzeit hatte Tiriki Domaris als ihre Mutter betrachtet. Zu Deoris war sie erst nach Domaris' Tod gezogen.
    Als sie nun Arm in Arm mit Micail die breiten Stufen hinaufstieg, entfuhr ihr ein leiser Ausruf der Bewunderung. Das Haus und der Garten bildeten eine deutliche harmonische Einheit. Als Kind hatte sie in ihrer Verwirrung und ihrem Schmerz kaum auf ihre Umgebung geachtet, und als die Trauer über den Tod ihrer Ziehmutter allmählich abgeklungen war, war ihr der Ort schon so vertraut gewesen, dass sie seine Schönheit gar nicht mehr hatte würdigen können.
    »Welch eine Pracht!« Chedan, der dicht hinter

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