Die Akademie der Abenteuer - Die Knochen der Götter
Wasserfall. »Ja«, nickte er. »Aber ich will auch gegen Coralia im Trigon gewinnen. Und wenn wir zusammen spielen sollen, müsst ihr mir eins versprechen!«
»Und was?«
No zeigte auf das Wasserbecken hinter den Säulen. »Dass wir da jetzt alle drei zusammen reinspringen!«
»Bist du irre?«, rief Ottmar. »Das ist eiskalt. Da geht man nach der Sauna rein.«
»Egal, das ist gesund und cool.« No packte die beiden und zerrte sie mit sich. Zu dritt landeten sie in dem kalten Nass.
Laut prustend kam Ottmar als Erster wieder an die Oberfläche. »Okay, wenn das der Preis war, war er in Ordnung. Wenn man erst mal drin ist, ist es gar nicht so schlimm. Aber ich haue jetzt trotzdem ab. Ich will zu ›Buchmalerei und Handschriftenillumination‹.«
»Was lernt man denn da?«, fragte No.
»Meister Peczynsky hat angekündigt, dass wir über die Prachthandschriften der Hofschule Karls des Großen sprechen werden. Wollt ihr nicht mitkommen? Lucy ist auch da. Und Coralia bestimmt auch.«
»Oh, danke!« No hob abwehrend die Hände. »Ich gehe Coralia besser erst mal ein bisschen aus dem Weg. Ich glaube, sie verliert nicht gerne.«
Ottmar lachte. »Also gut. Dann bis später.« Er zog sich aus dem Becken und ging hinaus.
No sah Rufus an. »Was hast du jetzt vor?«
Ohne zu überlegen, antwortete Rufus: »Ich will noch mal zu dem Fell!«
»Warum das denn?«, fragte No erstaunt.
Rufus zuckte zusammen. »Ich weiß nicht. Irgendwas ist mir da nicht klar. Ich will da einfach nur hin.«
No lachte. »Intuition, ja? Okay, wenn du darauf bestehst. Dann komme ich mit, wenn es für dich in Ordnung ist. Ich bin ganz schön fertig von dem Spiel. Und danach könnten wir ja sehen, ob wir was zu futtern bekommen.«
Rufus hatte überhaupt nichts dagegen.
Die beiden Lehrlinge stiegen aus dem Wasser, zogen sich an und verließen den Waschraum. Die Arena lag verlassen da. Auch Filine war nicht zu sehen und reagierte auch nicht auf ihr Rufen.
»Wahrscheinlich ist sie mit Lucy zu den Handschriften gegangen«, überlegte Rufus. Sie machten sich auf den Weg.
Diesmal fanden sie den Weg in den Fellsaal, fast ohne sich zu verlaufen. Nach zehn Minuten betraten sie ihn durch eine schmale Tür an der Seite. Dort allerdings erwartete sie eine Überraschung.
Vor dem roten Riesenfell stand Filine und starrte es an.
»Hey!«, rief No sie an. »Was treibt dich denn her? Wir dachten, du wärest bei ›Buchmalerei und Handschriftenil … illudingsda‹.«
Filine drehte sich um. »Nein. Ich hatte das Gefühl, dass ich noch mal herkommen sollte.«
Rufus stutzte. »Ich auch«, sagte er. »Hast du heute Nacht zufällig über dein Fragment nachgedacht?«
»Habe ich«, gab Filine zurück. »Aber dann bin ich ziemlich schnell eingeschlafen.« Sie wandte sich wieder dem Fell zu.
Rufus stellte sich neben sie.
»Nee«, sagte No. »Das ist doch nicht euer Ernst! Wollt ihr jetzt wirklich zusammen dieses Fell anstarren? Mir knurrt allmählich echt der Magen.«
»Ich weiß gar nicht, ob es das Fell ist, um das es geht«, sagte Filine plötzlich.
»Was soll es denn sonst sein?«, wollte Rufus wissen.
No stöhnte auf. »Also, ich ziehe jetzt weiter in die Mensa. Von mir aus könnt ihr hier ja Wurzeln schlagen. Aber ich zische ab!« Er drehte sich um.
Doch kaum hatte er sich in Bewegung gesetzt, hielt er schon wieder inne. »He, sagt mal, spinne ich jetzt oder war der Vogel schon die ganze Zeit da?«
»Welcher Vogel?« Filine drehte sich auch um und sah ins Halbdunkel. »Du spinnst!«, sagte sie dann entschieden. »Da ist kein Vogel.«
Doch plötzlich legte ihr Rufus eine Hand auf die Schulter. »Pssst, Filine! Guck mal da!« Er deutete vorsichtig vor sie.
Auf dem Boden saß ein kleiner, türkisblau schimmernder Vogel. Er hatte einen großen Kopf und einen kräftigen, leicht nach unten gebogenen Schnabel.
»Vielleicht ist er ausgestopft«, sagte Filine. »Wie soll denn sonst ein Vogel hier reinkommen? Wahrscheinlich ist er irgendwo runtergefallen, als gestern alles gewackelt hat.«
»Aber in dem Raum sind nur Felle«, flüsterte No. »Keine Federn.«
Als hätte der Vogel No gehört, stieß er in diesem Augenblick ein kurzes Rufen aus, das wie »Rakrakrak« klang.
Rufus hielt die Luft an und bückte sich. »Der ist lebendig!« Gespannt spähte er ins Halbdunkel. Wahrscheinlich hatte der Vogel schon die ganze Zeit über dort gesessen, und sie hatten ihn durch ihre Anwesenheit aufgescheucht.
»Wenn wir ihn vorsichtig fangen, können wir ihn ins
Weitere Kostenlose Bücher