Die Akademie der Lüste (German Edition)
flüsterte er an ihrem Ohr, und sie schauderte trotz der Hitze. Sie bemerkte kaum, dass er sie beim Vornamen nannte, aber es hätte sie auch nicht gekümmert. Zu sehr war sie von der weichen Haut seines Nackens und seinem heißen Atem an ihrem Ohr gefangen. Ihre Finger verschränkten sich ineinander, und er schlang seinen Arm um ihre Taille. Ihr Becken drückte sich gegen seine Lenden. Eileen musste ein Seufzen unterdrücken.
»Im Tango«, fuhr Morgan mit dieser tiefen vibrierenden Stimme fort, »geht es darum, dass die eigenen Gefühle durch den Körper Gestalt annehmen.«
Seine breite Brust drückte sich gegen Eileens Brüste. Sie spürte, wie ihre Brustwarzen härter wurden, und sie wusste genau, dass Morgan das spürte. Aber er scherte sich nicht darum und Eileen vergaß es ebenso. Da war nur noch seine Stimme. »Manchmal wissen wir selbst nicht, was unser Körper ausdrücken will – weil er die tiefsten Sehnsüchte und Wünsche aus unserem Innersten befreit. Und nur im Tanz werden sie wahr.«
Eileen schloss die Augen. Morgans Arm lag noch immer um ihre Taille, der andere war ausgestreckt, und seine Finger hatten sich um ihre Hand geschlungen. Ohne, dass sie es bemerkt hatte, führte er sie an den Spiegeln entlang, verführte sie zu seinem eigenen Rhythmus, in dem ihre Körper sich aneinander, miteinander, umeinander bewegten, eins wurden, nur um sich kurz darauf zu trennen und ein brennendes Sehnen zu hinterlassen, das sich wie ein rasendes Feuer von ihren Zehen bis zu ihrem Kopf ausbreitete. Es war wie Durst in der Wüste, Hunger auf einem einsamen Gletscher. Eileen wusste, sie wollte diesen Mann. Sie musste ihn haben.
Er drückte sie fester an sich, drehte sie beide und brachte sie dazu, sich nach hinten zu beugen. Die Musik verklang – Eileen nahm es kaum wahr, denn viel zu sehr war sie auf Morgans Haut konzentriert, die sich an ihrer rieb, und auf die Beule zwischen seinen Beinen, die sich so verheißend, so aufregend gegen ihren Venushügel drängte.
Ihr Blick traf seinen, hielt sich an ihm fest. Und sie konnte das gleiche Verlangen in seinem Blick sehen, wie sie es in sich selbst spürte. Sein Mund streifte ihren, und sie atmete zitternd ein. Doch bevor seine Lippen ihre trafen, veränderte sich etwas in ihm. Sein Körper verspannte sich unter ihren Händen, und Morgan schob sie zurück.
»Es ist spät«, sagte er heiser und senkte den Blick, als könne er ihr nicht mehr in die Augen sehen. »Du solltest wieder ins Bett gehen. Morgen steht die Einführung für euch beide an.«
Eileen war zu fassungslos über den abrupten Stimmungswechsel, um auch nur daran denken zu können, etwas zu erwidern. Widerstandslos ließ sie sich zur Tür begleiten und auf den Weg führen. Hinter ihr erloschen alle Lichter in Morgans Hütte.
Trotz der flüsternden Wellen, die sie am Morgen weckten, war Jaines Laune angeschlagen. Sie hatte unruhig geträumt, und Michael hatte ihr im Bett gefehlt. Das Bett war einfach zu groß für eine einzelne Person. Und wenn sie ehrlich war, vermisste sie es auch, sich morgens an ihn zu kuscheln und langsam darauf zu warten, dass sie wach wurde. Als ihr dann noch einfiel, warum sie die Nacht überhaupt ohne Michael verbracht hatte, wurde ihre Laune nur noch schlechter.
Sie stand auf, machte sich fertig und ging durch die Hütte zu Eileens Schlafbereich. Jaine musste grinsen – ihre Freundin schlief noch immer tief und fest, auch wenn es bereits nach zehn war.
Jaine setzte sich auf den Bettrand und strich Eileen vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihr Kopf ruckte hoch, und sie starrte Jaine desorientiert ins Gesicht, ehe sie mit einem Stöhnen wieder ins Kissen fiel. »Was machst du denn schon hier?«, fragte sie nuschelnd.
»Was meinst du mit schon? Es ist zehn vorbei.«
Eileens Antwort bestand aus einem herzzerreißenden Stöhnen. »Ich nehme an, du brauchst dann noch etwas, bis du frühstückstauglich bist?«, quälte Jaine sie weiter.
Eileen winkte unbestimmt in Richtung Tür und murmelte etwas, was nach »Geh schon einmal vor« klang.
Jaine seufzte, aber sie kannte Eileen gut genug. Vor einer Stunde würde ihre beste Freundin nicht wach genug sein, um mehr als ein paar undeutliche Worte von sich zu geben. Und so lange wollte sie wirklich nicht warten.
Der Weg zum Frühstückssaal erwies sich jedoch als größere Herausforderung als gedacht. Auf dem Plan in der Hütte hatte es sehr einfach ausgesehen, aber Jaine besaß ohnehin keinen großen Orientierungssinn.
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