Die Akademie der Lüste (German Edition)
eine solche Jungfer bist?«
Jaine war nahe daran, wirklich beleidigt zu sein. »Nur weil ich nicht jede Nacht mit einem anderen …« Sie biss sich auf die Lippe. Das war Eileen gegenüber nicht fair. Diese schien sich aber nicht daran zu stören.
»Ich habe gerne Sex«, gab sie ruhig und ohne jeden Vorwurf zu. »Und wenn mir ein Mann gefällt, schlafe ich mit ihm. Ich bin einfach nicht der Typ für eine feste Bindung, und ich genieße mein Singledasein und Sex. Mich macht es glücklich, so zu leben. Und ich würde mir zumindest wünschen, dass du wenigstens ein bisschen von diesem Glück abbekommst.«
Nun fühlte Jaine sich mies, und ihr Gesicht war nicht nur rot, es brannte regelrecht. »Entschuldige, ich wollte das auch nicht sagen.«
»Doch, das wolltest du, und das ist auch okay. Aber das löst nicht das Hauptproblem.«
»Eigentlich ist es ja auch kein Problem«, log Jaine.
»Doch, das ist es«, widersprach ihr Eileen und schob ihren kalt gewordenen Espresso von sich, nachdem sie einen Schluck davon probiert und dann angeekelt das Gesicht verzogen hatte. »Du hast ebenso sehr Anspruch auf Befriedigung wie dein Michael. Und wenn du offensichtlich nicht weißt, wie das geht, dann solltest du es lernen.«
Nun musste Jaine leise lachen. »Gibt es so etwas wie eine Sex-Schule?«, fragte sie und musste über diesen völlig absurden Gedanken grinsen.
Aber Eileen war noch immer ernst. Sie sah nachdenklich in die Luft. »Ich habe eine Freundin in New York. Sie leitet eine erotische Agentur namens Petite Mort . Und wenn jemand Näheres darüber weiß, dann sie.«
Jaines Grinsen verschwand. »Das meinst du doch nicht ernst?«
Eileen lächelte.
Zwei Tage später erhielt sie eine E-Mail von Eileen, mit einem Link und dem Satz: »Schau es dir an – das ist perfekt.« Sie sah sich um, ob Michael in der Nähe war, aber um diese Zeit war er meist nicht im Haus, sondern in der Pension, um zu sehen, wie die Maler vorankamen. Dennoch wollte sie auf Nummer sicher gehen, ehe sie den Link anklickte. Jaine war früher schon durch Zufälle auf Pornoseiten gewesen und war von den Bildern wild hüpfender Frauen auf monstergroßen Schwänzen eher angewidert als angeregt gewesen, und sie befürchtete, dass Eileens Link sie zu genau so einer Seite führen würde. Wenn Michael sie mit so etwas erwischte, würde sie vor lauter Scham sterben!
Mit einem weiteren Klick war sie auf der Homepage, und Jaine merkte, dass sie nervös auf ihrer Unterlippe herumbiss. Sie beugte sich vor, als die Homepage endlich geladen wurde. Der Anblick war erfreulich harmlos und erinnerte mehr an die Seite eines Ferienresorts. Ein großes Foto von einem weißen Strand am Meer war zu sehen. Darüber prangte ein ebenso weißer Schriftzug – Dreamfair.
Jaine scrollte hinunter und fand dort neben den üblichen Hinweisen auf das Impressum und andere Dinge auch zwei Menüpunkte in verschnörkelter Schrift, die sofort ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen: Team und Kurse. Der Cursor fuhr über den Bildschirm und blieb über dem Punkt »Kurse« stehen. Nach kurzem Zögern klickte Jaine den Schriftzug an, und sie wurde auf eine andere Seite weitergeleitet. Der Hintergrund wurde weiß, und darauf erschienen mehrere Vierecke in verschiedenen Farben. In jedem dieser Kästchen standen dick gedruckt der Kursname und eine kurze Beschreibung. Jaine klickte probeweise das violettfarbene Kästchen mit der Aufschrift »Kamasutra« an, und das Viereck vergrößerte sich, bis es den gesamten Bildschirm einnahm. Eine Grafik kam hinzu, von einem Pärchen, das sich in einer unwirklich wirkenden Pose umeinander wand. Darunter stand: »Lernen Sie die Kunst des fallenden Kusses kennen und die Genüsse, die Lingam und Yoni sich gegenseitig schenken können. Egal ob Hündin, Häsin oder Stute – egal ob Elefantenbulle, Fuchs oder Tiger. Die Kunst des Kamasutra wird Ihnen beibringen, wie Sie die Fähigkeiten Ihres Körpers voll auskosten können.«
Ein weiterer Klick auf das violette Bild verkleinerte es wieder. Insgesamt machte die Seite auf Jaine einen ganz sympathischen Eindruck – als sie ein wenig nach Preisen suchte, fand sie heraus, dass zwei Wochen in diesem auf Hawaii liegenden Dreamfair gerade noch in ihrem Budget lagen. Die Webseite versprach, dass man in zwei Wochen mühelos lernte, wie man das Liebesleben mit dem eigenen Partner um ein Vielfaches steigern konnte. Die einzige Bedingung war, dass man nicht als Pärchen anreiste.
Jaine schloss die Seite wieder. Ohne
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