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Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition)

Titel: Die Akte Vaterland: Gereon Raths vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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wahrscheinlich das Beste, auch wenn Redakteur Ziegler den guten Ruf von Gustav Wengler mit seinen Lügen nicht ewig würde aufrechterhalten können: Die Ermittlungen zum Tode Maria Cofalkas liefen, die Königsberger Kriminalpolizei hatte eine Mordkommission vor Ort, der auch Anton Kowalski angehörte, und es schien, so hatte der Kriminalassistent bei ihrem letzten Telefonat gesagt, nur eine Frage der Zeit zu sein, wann der erste Jüngling aus Fabecks SA – Truppe den toten Auftraggeber Wengler belasten würde. Wenigstens in diesem Fall schien die Zeit einmal für die Gerechtigkeit zu arbeiten und nicht dagegen.
    Jeder SA – Mann, der in Haft saß, war ein Gewinn für die öffentliche Sicherheit. Die brutalen und oft tödlichen Übergriffe der Braunhemden hatten nach der Wahl noch zugenommen. Die kräftigen Stimmengewinne der Nazis hatten die Lage alles andere als stabilisiert.
    Gennat schaute in den Bericht, den Rath zu den Ereignissen am Kleinen See verfasst hatte, und schüttelte den Kopf. »Sie machen vielleicht Sachen, Herr Rath!« Der Kriminalrat zeigte auf die Armbinde. »Wie geht’s denn Ihrer Schulter?«
    »Danke, gut. Nächste Woche kann der Verband ab.«
    Rath hatte Glück gehabt mit seinem Schulterdurchschuss. Glück, weil er mit dem blutdurchtränkten Verband und der Armschlinge, die ihm helfen sollte, den Arm ruhig zu halten, einen bemitleidenswerten Eindruck machte. Was ihm sehr geholfen hatte, um Charly milde zu stimmen. Der Arzt hatte ihm Bettruhe verordnet, und sie hatte sich rührend um ihn gekümmert, er hatte es geradezu genossen, die Schmerzen in der Schulter darüber beinahe vergessen.
    »Ich verstehe immer noch nicht«, sagte Gennat, »warum Sie Polizeimeister Grigat die Dienstwaffe abgenommen haben.«
    »Um mich zu bewaffnen. Weil meine Dienstwaffe bei den polnischen Grenzern in Wirsitz lag. Ich wusste doch, dass Polakowski nicht weit war. Seinetwegen bin ich doch überhaupt noch einmal nach Masuren gefahren.«
    Gennat zog die Augenbrauen hoch. »Dann allerdings wurde mit dieser Dienstwaffe Gustav Wengler erschossen!«
    »Das war Notwehr, das habe ich doch alles schon erzählt. Der Polizei in Lyck und in Gumbinnen. Und Ihnen auch.«
    »Sie wissen doch, wie das ist bei der Kriminalpolizei. Wir wollen alles immer wieder hören. Mich interessiert, wie es zu dieser Notwehrsituation kam.« Gennat blätterte durch Raths Bericht. »Sie sind also alleine zum See hinunter und haben den Polizeimeister unbewaffnet oben im Wald zurückgelassen …«
    »Richtig, Herr Kriminalrat.«
    »Und sind am See auf Jakub Polakowski gestoßen …«
    »… der dort schon auf Gustav Wengler lauerte, den er mit einem Erpressungsschreiben an den See gelockt hatte.«
    Ein solcher Brief war tatsächlich im Mercedes von Gustav Wengler gefunden worden. Vielleicht hatte Polakowski sich von Riedel und Unger inspirieren lassen, deren Erpressungen im Haus Vaterland er als Wachmann auch mitbekommen haben musste. Jedenfalls drohte er damit, Gustav Wengler nicht nur als Schwarzbrenner, sondern auch als Mörder auffliegen zu lassen. Und dass er viele Einzelheiten kannte, davon war auszugehen: Polakowski hatte sämtliche Vertrauten Gustav Wenglers zu Tode gefoltert, er wusste alles über den Herrn Direktor. Aber er wollte nicht nur Wenglers auf Lügen gebaute Existenz zerstören, er wollte dessen Leben zerstören.
    »Und dann«, fuhr Gennat fort, »wollten Sie Polakowski festnehmen …«
    »Richtig. Gegen den Mann bestand schließlich ein Haftbefehl, ein mutmaßlicher mehrfacher Mörder …«
    »Dieser Haftbefehl besteht immer noch. Schließlich haben Sie den, wie Sie richtig bemerken, mutmaßlichen mehrfachen Mörder entkommen lassen.«
    »Tut mir leid, Herr Kriminalrat.« Rath zeigte sich zerknirscht, das konnte in seiner Situation nicht schaden.
    »Zurück zum See: Sie hielten Polakowski mit Grigats Luger in Schach …«
    »Es lief alles gut; der Mann machte überhaupt keine Schwierigkeiten.« Rath zündete sich eine Zigarette an. »Bis dann Gustav Wengler auf der Bildfläche erschien.«
    »Und der hat auch oben im Wald den Treuburger Kollegen Grigat hinterrücks niedergeschlagen …«
    »So vermuten wir, Herr Kriminalrat.«
    »Warum? Wenn Wengler die Polizei doch sozusagen in der Tasche hatte, wie Sie immer gesagt haben.«
    »Das war ein Irrtum. Polizeimeister Grigat ist ein loyaler, integrer Vertreter der preußischen Exekutive.«
    »Und Wengler hat Sie mit einer Pistole bedroht?«
    »Jawohl, Herr Kriminalrat. Er wollte

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