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Die Akte Veden

Die Akte Veden

Titel: Die Akte Veden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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voraus, verließ die Wohnung und lief die Stufen hinunter. »Hättest du in der Zwischenzeit herausgefunden, wo der Stick ist? Ich glaube kaum. Man muss Opfer bringen, mein Lieber.«
    »Schön, dass immer ich das Opfer bin.«
    »Ich habe meine Laune der Notwendigkeit geopfert, nicht dich.«
    Sie kamen an einer Nachbarin vorbei, die im zweiten Stock im Flur stand und über das Geländer hinweg nach oben sah. »Wer schreit denn da so?«, fragte sie.
    »Ihr Nachbar«, sagte Loki und ging an ihr vorbei.
    »Sie sollten einen Notarzt rufen.« Tim lächelte die dicke Frau an und folgte Loki. »Wir fahren gleich zum Kommissar?«
    Loki blieb vor dem Wohnhaus stehen, schob die Waffe zurück ins Holster und schüttelte den Kopf. »Nein. Ich verspüre einen kleinen Hunger.«
    Tim seufzte erleichtert. »Wunderbar! Ich glaub, ich verdrück heute zwei Pizzas. Ich lege sie einfach übereinander, das vereinfacht-«
    »Pizza bekommt meinem Magen nicht. Ich ziehe einen Salat vor.« Er sah Tim an. »Richte dem Kommissar meine Grüße aus. Und beeile dich mit dem Heimkommen. Wir müssen morgen zeitig raus.«
    Tim starrte Loki an. »Was? Ich dachte, wir gehen jetzt heim, damit ich mir eine Pizza in den Ofen schieben kann.«
    »Nein, mein Lieber. Ich gehe heim. Du gehst zum Kommissar. Du musst zuhören lernen.« Loki lächelte, drehte sich um und marschierte Richtung U-Bahn davon. »Lass dir von ihm eine neue Waffe geben. Und denk daran, dass du morgen ausgeschlafen sein solltest.«
    Tim blieb stehen, bis Loki um die nächste Ecke verschwunden war, dann stieß er einen Fluch aus und trat nach dem Bordstein.

* * *
    Kurz bevor er kam, sah er in ihre entflammten Augen und wünschte sich, er hätte nicht aufgesehen. Mit einem Schauer, der ihm rückwärts die Wirbelsäule hinunterkroch wie ein schwerbehindertes Frettchen, ergoss er sich in ihren Schoß.
    Sie sackte zusammen, schwer atmend, ihr Kopf senkte sich auf seine Brust, ihr plumper Leib kam auf seinem zum Liegen.
    Die aufgehende Sonne schickte einen Boten durch das verdreckte Zimmer, der sich bleiern auf die abgetretenen Dielen legte und eine ungehörte Drohung ausstieß.
    Leidenschaftslos lockerte Chest seine Finger, die sich in das Bettlaken verkrallt hatten, hob die Hände und legte sie auf ihren Rücken. Er schloss die Augen und streichelte sie.
    Ihre Haut war heiß. Weich.
    »Wie viel?«, fragte er.
    Sie keuchte noch immer. Alles an ihr, selbst sein Schwanz in ihrem Leib fühlte sich an, als wäre sie der letzte Heizkörper der Welt. Als wäre die Sonne dem Untergang geweiht und sie die letzte Rettung.
    Er wusste, dass er seit Ewigkeiten der Erste war. Er wusste, dass er nichts bezahlen musste, da sie nach ihm gehungert hatte.
    Als sie jedoch nicht antwortete, wiederholte er seine Frage. Lauter und vehementer.
    »Hundert«, war die Antwort, japsend und beinahe teilnahmslos.
    Er packte sie an ihren schwabbeligen Hüften, hievte sie von sich und rollte sich aus dem Bett. Als er nackt vor ihr stand, blickte er auf sie hinab, sah in die blassblauen Augen und in das aufgedunsene Gesicht, dann drehte er sich um und hob seine Hose auf. Fast beiläufig warf er die Bezahlung auf das Tischchen neben dem Bett, ehe er anfing, sich anzuziehen.
    Bevor Chest aus der Tür trat, machten seine Hände die Bewegung beinahe unweigerlich: Sie griffen zwischen die Riemen des jeweils anderen Handgelenkes, und in der nächsten Sekunde ballten sich seine Fäuste um die Schlagringe.
    Mit der Linken drückte er die Türklinke langsam nach unten.
    »Kommst du zurück?«, fragte die Tussi hinter ihm hoffnungsvoll.
    »Nicht, wenn ich bei Trost bin«, antwortete Chest, schob dabei die Tür auf und hielt seinem Gegenüber die Zacken des linken Schlagrings an die Kehle.
    Sein Grinsen war verbittert.
    Ihre Blicke begegneten sich, und während er aus den Augenwinkeln registrierte, dass die Schlanke an der gegenüberliegenden Wand ihr Mieder schnürte, zog er seine Waffen zurück, ließ sie wieder unter die Ärmel gleiten und riss die Tür hinter sich zu.
    »Zeit, zu gehen«, meinte sein Kompagnon.
    Er nickte. »Ja. Es ist immer an der Zeit, zu gehen.«
    Schulter an Schulter wanderten sie durch das Haus. Vorbei an den Dirnen, die ihre beste Zeit hinter sich hatten. Vorbei an lärmenden Zimmern, hinter deren Wänden sich abspielen mochte, was die Phantasie nur so zu bieten hatte. Vorbei an verdreckten, vergilbten Wänden. Vorbei an geilen Fettsäcken und gehemmten Jünglingen, die das erste Mal in einer solchen

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