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Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)

Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Mit dir in meinem Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Moriarty
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1
    Belinda
    Am Tag nach dem Tod ihres Verlobten war Belinda ins Tierheim gefahren und hatte sich einen Hundewelpen ausgesucht. Auf der Rückfahrt ließ sie das Radio ausgestellt und die Fenster geschlossen. Im Inneren des Wagens entstand eine höhlenartige Atmosphäre, in der das Atmen schwerfiel. Plötzlich hatte sie das zwingende Bedürfnis, ihr Asthmaspray zu benutzen. Dabei hatte sie seit ihrem zwölften Lebensjahr keinen Asthmaanfall mehr gehabt und besaß daher auch keinen Inhalator mehr.
    Bäume in üppiger Blüte säumten die ruhigen Vorstadtstraßen und gaben der Welt einen etwas zu bunten, fast grellen Anstrich. »Ihr seid zu früh dran«, schimpfte Belinda. »Wisst ihr nicht, dass es gerade erst Frühling geworden ist?« Die Bäume wogten selbstgefällig in der leichten Brise.
    Als sie mit dem Welpen ihre Wohnung betrat, überlegte sie, wo sie ihn unterbringen sollte. Sie hatte sich eine Kreuzung zwischen Australian Cattle Dog und Collie ausgesucht. Er würde später einen Garten und viel Auslauf benötigen. »Was zum Teufel habe ich mir nur dabei gedacht?«, murmelte sie gereizt. Egal, das regeln wir später. Vorläufig wollte sie nur auf der Couch sitzen und den Hund auf ihrem Schoß halten.
    Der Welpe war einer jener struppig aussehenden Mischlinge, die in Disneyfilmen die Rolle des gerissenen Streuners spielten und die sich mit ihrem Charme vom Straßenköter zum Liebling eines mitfühlenden, reichen, einsamen Aristokraten hochdienten. Im wirklichen Leben allerdings hätte der reiche Typ vermutlich die Stadt- oder Gemeindeverwaltung angerufen und verlangt, dass man die verflohte Promenadenmischung von seinem Grundstück entfernte, bevor sie irgendwelche Krankheiten auf seine reinrassigen Pekinesen übertragen konnte.
    Der Welpe sah aus treuen Augen zu ihr auf. Allein dieser Blick und die ganze damit verbundene Verantwortung verursachten ihr plötzliche Übelkeit. Sie setzte das Hundebaby auf dem Teppichboden ab und ging vorsichtig, aber zielstrebig ins Badezimmer. Sie kniete sich vor die Toilettenschüssel und wartete darauf, sich übergeben zu müssen. Sie wartete, starrte geradeaus, und nichts passierte. Schließlich steckte sie sich den Finger in den Hals, würgte und nahm den Finger wieder heraus. Eigentlich war sie nie der Typ gewesen, der sich schnell übergeben musste. Sie hatte in der zehnten Klasse einen einzigen halbherzigen Fluchtversuch in die Magersucht unternommen. Als sich herausstellte, dass »Erbrechen auf Kommando« bei ihr nicht funktionierte, hatte sie aufgegeben und, vernünftigerweise, beschlossen, ihren Körper zu akzeptieren, wie er war – und zwar gar nicht so übel.
    Belinda stand vom Badezimmerfußboden auf und ging zurück ins Wohnzimmer. Der Welpe kam ihr freudig entgegen. Er knabberte spielerisch an ihren Knöcheln, bis er an einer Stelle die Haut verletzte. »Autsch«, murmelte Belinda. Sie setzte sich auf den Fußboden, zog den Knöchel zu sich heran auf das andere Knie und betrachtete die winzige Bisswunde, beobachtete, wie das Blut knapp über dem Knöchel spärlich aus der Haut trat. Sie presste mit den Fingern sanft gegen die Wunde, um mehr Blut herauszudrücken, wartete angespannt auf den Augenblick, da es über ihren Knöchel rinnen und zu Boden tropfen würde. Sie drückte fester und fester, aber der Schnitt war nicht tief genug, und das Blut sammelte sich quälend langsam und spärlich. Endlich war es so weit, und ein einzelnerTropfen rann über den Knöchel die Ferse entlang, wo er – wie eine scharlachrote Träne – hängen blieb. Schließlich perlte er ab und hinterließ einen dunklen Fleck auf dem cremefarbenen Teppichboden. Der Zauber war gebrochen. Die Welt brach über ihr zusammen.
    Andy ist tot .
    Psst, denk jetzt nicht darüber nach.
    Trotzdem. Ich sollte jemanden anrufen. Mum, Stacey, irgendjemanden …
    Psst …
    Belinda hob den Blick und sah, wie der kleine Hund verzweifelt an der Fliegengittertür zum Balkon kratzte. Sie hob ihn hoch, ging aus der Wohnung den Flur entlang und stieg in den Lift. Die Stimme von derTonbandansage leistete ihnen bei der Fahrt nach unten mantrahaft Gesellschaft: »Aufzugnotruf außer Betrieb. Benachrichtigen Sie umgehend die Telefongesellschaft. Aufzugnotruf außer Betrieb …« Die Ansage lief ununterbrochen, seit sie vor über zwei Jahren das Apartment in diesem Wohnblock bezogen hatte.
    Als Belinda ins Freie trat, empfing sie gleißendes Sonnenlicht, und alles fühlte sich starr und brennend heiß an. Belinda

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