Die Akte
Äthiopiern«, sagte er und betrachtete den Teppich und einen gelben Ball.
»Ich weiß. Ich habe bereits Ihre Entschuldigung übersandt. Dies ist eine schwere Krise, Mr. President, und man erwartet von Ihnen, dass Sie sich hier in diesem Büro aufhalten, umgeben von Ihren Beratern und hart arbeitend.«
Der Präsident holte aus, und der Ball rollte einwandfrei in das Loch. »Ich möchte mit Horton reden. Diese Nominierungen müssen Hand und Fuß haben.«
»Er hat eine Auswahlliste mit zehn Namen geschickt. Sieht recht gut aus.«
»Ich möchte konservative junge Weiße, die gegen Abtreibung, Pornographie, Schwule, Einschränkung des Waffenbesitzes, Rassenquoten und all diesen anderen Quatsch sind.« Er verfehlte einen Ball und streifte seine Schuhe ab. »Ich möchte Richter, die Rauschgift und Kriminelle hassen und Verfechter der Todesstrafe sind. Haben Sie verstanden?«
Coal war am Telefon, tastete Nummern ein und nickte seinem Boss zu. Er würde die Kandidaten auswählen und dann den Präsidenten überreden.
K. O. Lewis saß neben dem Direktor im Fond der Limousine, die das Weiße Haus verließ und durch den Feierabendverkehr kroch. Voyles hatte nichts zu sagen. In den ersten Stunden nach der Tragödie war die Presse brutal gewesen. Die Aasgeier kreisten. Nicht weniger als drei Unterausschüsse des Kongresses hatten bereits Anhörungen und Untersuchungen der Morde angekündigt. Und die Leichen waren noch warm. Die Politiker waren wie berauscht und kämpften um einen Platz im Rampenlicht. Eine unverantwortliche Pressemeldung jagte die andere. Senator Larkin aus Ohio hasste Voyles, und Voyles hasste Senator Larkin aus Ohio, und drei Stunden zuvor hatte der Senator eine Pressekonferenz einberufen und verkündet, sein Unterausschuss würde unverzüglich mit der Untersuchung des Schutzes beginnen, den das FBI den beiden toten Richtern hatte zukommen lassen. Aber Larkin hatte eine Freundin, eine ziemlich junge, und das FBI hatte einige Fotos, und Voyles war zuversichtlich, dass die Untersuchung verschoben werden konnte.
»Wie geht’s dem Präsidenten?« fragte Lewis schließlich. »Welchem?«
»Nicht Coal. Dem anderen.«
»Gut. Wirklich gut. Natürlich hat Rosenbergs Tod ihn sehr mitgenommen.«
»Natürlich.«
Sie fuhren schweigend weiter in Richtung Hoover Building. Es würde eine lange Nacht werden.
»Wir haben einen neuen Verdächtigen«, sagte Lewis schließlich.
»Erzählen Sie.«
»Einen Mann namens Nelson Muncie.«
Voyles schüttelte den Kopf. »Nie von ihm gehört.«
»Ich auch nicht. Es ist eine lange Geschichte.«
»Geben Sie mir die Kurzfassung.«
»Muncie ist ein sehr reicher Industrieller aus Florida. Vor sechzehn Jahren wurde seine Nichte von einem Afro-Amerikaner namens Buck Tyrone vergewaltigt und ermordet. Das Mädchen war zwölf. Eine überaus brutale Vergewaltigung und ein ebenso brutaler Mord. Ich erspare Ihnen die Details. Muncie hat keine Kinder und betete seine Nichte an. Tyrone wurde in Orlando vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Er wurde schwer bewacht, weil es eine Menge Drohungen gegeben hatte. Ein paar jüdische Anwälte in einer großen New Yorker Firma legten alle nur denkbaren Berufungen ein, und 1984 landete der Fall beim Obersten Bundesgericht. Sie haben es bereits erraten: Rosenberg verliebt sich in Tyrone und verfasst eine im Grunde lächerliche, auf dem Fünften Verfassungszusatz beruhende Beweisführung, mit der er ein Geständnis für unzulässig erklärt, das der Punker eine Woche nach seiner Verhaftung abgelegt hatte. Ein achtseitiges Geständnis, von Tyrone selbst geschrieben. Kein Geständnis, kein Fall. Aufgrund von Rosenbergs Fünf-zu-Vier-Begründung wird das Urteil aufgehoben. Eine überaus kontroverse Entscheidung. Tyrone wird freigelassen. Zwei Jahre später verschwindet er und ist seither nicht mehr gesehen worden. Gerüchten zufolge hat Muncie dafür bezahlt, dass jemand Tyrone kastrierte, verstümmelte und den Haien zum Fraß vorwarf. Nur Gerüchte, sagen die Behörden in Florida. Und dann wird 1989 Tyrones wichtigster Anwalt, ein Mann namens Kaplan, vor seiner Wohnung in Manhattan niedergeschossen, anscheinend von einem Straßenräuber. Was für ein Zufall.«
»Von wem haben Sie das?«
»Florida hat mich vor zwei Stunden angerufen. Die Leute dort sind überzeugt, dass Muncie für die Beseitigung von Tyrone und seinem Anwalt eine Menge Geld gezahlt hat. Sie können es nur nicht beweisen. Sie haben einen zögerlichen, nicht identifizierten
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