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Die Akte

Titel: Die Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Informanten, der behauptet, Muncie zu kennen, und der ihnen erzählt hat, dass Muncie seit Jahren davon redet, Rosenberg umzubringen. Sie glauben, dass Muncie ein bisschen ausgerastet ist, seit seine Nichte ermordet wurde.«
    »Wie viel Geld hat er?«
    »Genug. Millionen. Genaueres weiß niemand. Er ist sehr verschwiegen. Florida ist überzeugt, dass er dazu imstande wäre.«
    »Gehen wir der Sache nach. Hört sich interessant an.«
    »Ich mache mich noch heute abend dran. Sind Sie sicher, dass Sie dreihundert Agenten auf den Fall ansetzen wollen?«
    Voyles zündete sich eine Zigarre an und öffnete sein Fenster. »Ja, vielleicht sogar vierhundert. Wir müssen diesen Fall aufklären, bevor die Presse uns bei lebendigem Leibe auffrisst.«
    »Das wird nicht leicht sein. Außer den Projektilen und dem Seil haben diese Kerle nichts hinterlassen.«
    Voyles blies Rauch zum Fenster hinaus. »Ich weiß. Es ist fast zu perfekt.«
7
    D er Gerichtspräsident saß mit gelockerter Krawatte zusammengesunken an seinem Schreibtisch. Er sah sehr mitgenommen aus. Drei seiner Kollegen und ein halbes Dutzend ihrer Mitarbeiter waren zugegen und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Der Schock und die Erschöpfung waren nicht zu übersehen. Besonders betroffen wirkte Jason Kline, Rosenbergs engster Mitarbeiter. Er saß auf einem kleinen Sofa und starrte leeren Blickes auf den Boden, während Richter Archibald Manning, nun der älteste Richter, von Protokoll und Beisetzung redete. Jensens Mutter wünschte einen kleinen privaten episkopalischen Gottesdienst am Freitag in Providence. Rosenbergs Sohn, ein Anwalt, hatte Runyan eine Liste mit Anweisungen übergeben, die der Richter nach seinem zweiten Schlaganfall erstellt hatte und derzufolge er wünschte, nach einer nichtmilitärischen Zeremonie eingeäschert zu werden. Die Asche sollte über dem Reservat der Sioux-Indianer in South Dakota verstreut werden. Rosenberg war zwar Jude gewesen, hatte der Religion jedoch den Rücken gekehrt und behauptet, Agnostiker zu sein. Er wollte bei den Indianern begraben werden. Runyan fand das angemessen, sagte es aber nicht. Im Vorzimmer tranken sechs FBI-Agenten Kaffee und flüsterten nervös. Im Laufe des Tages hatte es weitere Drohungen gegeben, etliche binnen Stunden nach der Fernsehansprache des Präsidenten. Jetzt war es dunkel, fast Zeit, die überlebenden Richter nach Hause zu eskortieren. Jeder hatte vier Agenten als Leibwächter.
    Richter Andrew McDowell, mit einundsechzig jetzt das jüngste Mitglied des Gerichts, stand am Fenster, rauchte seine Pfeife und beobachtete den Verkehr. Wenn Jensen im Gericht einen Freund gehabt hatte, dann war es McDowell.
    Fletcher Coal hatte Runyan mitgeteilt, dass der Präsident nicht nur an Jensens Beisetzung teilzunehmen gedachte, sondern auch eine Grabrede halten wollte. Niemand im inneren Büro wollte, dass der Präsident sich äußerte. Runyan hatte McDowell gebeten, ein paar Worte aufzusetzen. McDowell, ein schüchterner Mann, der nur ungern Reden hielt, drehte seine Kragenschleife und versuchte, sich seinen Freund auf dem Balkon mit einem Seil um den Hals vorzustellen. Es war zu grauenhaft, um darüber nachzudenken. Ein Richter des Obersten Bundesgerichts, einer seiner distinguierten Kollegen, einer der neun, schlich sich an einen solchen Ort, sah sich diese Filme an und wurde auf derart grässliche Art bloßgestellt. Wie tragisch und peinlich zugleich. Er sah sich selbst, wie er vor den Trauergästen in der Kirche stand und Jensens Mutter und die anderen Angehörigen ansah und genau wusste, dass alle an das Montrose Theatre dachten. Sie würden sich gegenseitig im Flüsterton fragen, »Haben Sie gewusst, dass er schwul war?« McDowell jedenfalls hatte es nicht gewusst, nicht einmal geargwöhnt. Und er wollte auch nicht bei der Beisetzung reden.
    Richter Ben Thurow, achtundsechzig Jahre alt, ging es weniger darum, die Toten zu begraben, als die Mörder dingfest zu machen. Er war Staatsanwalt in Minnesota gewesen, und seine Theorie ordnete die Verdächtigen einer von zwei Gruppen zu: Leute, die aus Hass oder Rache handelten, und solche, die künftige Entscheidungen beeinflussen wollten. Er hatte seine Mitarbeiter angewiesen, mit den Recherchen anzufangen.
    Thurow wanderte im Büro herum. »Wir sind sieben Richter und siebenundzwanzig Mitarbeiter«, sagte er in den Raum hinein, ohne jemanden direkt anzusprechen. »Dass wir in den nächsten Wochen nicht viel tun können, liegt auf der Hand. Alle wichtigen

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