Die Akte
mit einem Lächeln, als wollte er sagen, »Tun wir ihnen den Gefallen.«
»Sie vermuten eine Verschwörung«, sagte Coal verständnisvoll mit gerunzelten Brauen.
»Ich vermute überhaupt nichts. Ich erkläre Ihnen, Mr. Coal, und Ihnen, Mr. President, jawohl, eine große Zahl von Leuten hat ihren Teil zu den Morden beigetragen. Vielleicht war es nur ein Killer, vielleicht auch zwei, aber sie hatten eine Menge Hilfe. Es geschah zu schnell und sauber und war zu gut organisiert.«
Coal schien zufriedengestellt. Er richtete sich auf und verschränkte wieder die Hände hinter dem Rücken.
»Wer also sind diese Verschwörer?« fragte der Präsident. »Wen verdächtigen Sie?«
Voyles holte tief Luft und räkelte sich abermals. Er machte seinen Aktenkoffer zu und stellte ihn neben seine Füße. »Wir haben keinen Hauptverdächtigen, jedenfalls im Moment noch nicht, nur ein paar gute Möglichkeiten. Und das muss geheim bleiben.«
Coal tat einen Schritt näher heran. »Natürlich ist das vertraulich«, fuhr er Voyles an. »Sie befinden sich im Oval Office.«
»Ich bin schon sehr oft hier gewesen. Ich war sogar schon hier, als Sie, Mr. Coal, noch mit feuchten Windeln herumliefen. Es gibt Dinge, die haben ihre eigene Art durchzusickern.«
»Ich glaube, bei Ihnen sickert auch einiges durch«, sagte Coal.
Der Präsident hob die Hand. »Es ist vertraulich, Dentón. Sie haben mein Wort darauf.« Coal trat einen Schritt zurück.
Voyles musterte den Präsidenten. »Die Sitzungsperiode des Gerichts begann am Montag, wie Sie wissen, und die Verrückten sind seit mehreren Tagen in der Stadt. Im Lauf der letzten beiden Wochen haben wir verschiedene Organisationen überwacht. Wir wissen von mindestens elf Angehörigen der Underground Army, die sich seit einer Woche im Gebiet von D.C. aufhalten. Ein paar von ihnen haben wir heute verhört und dann wieder freigelassen. Wir wissen, dass die Organisation die erforderlichen Mittel hat. Im Augenblick ist sie unser Hauptverdächt iger. Aber das kann sich morgen ändern.«
Coal war nicht beeindruckt. Die Underground Army stand auf jedermanns Liste.
»Ich habe von ihr gehört«, sagte der Präsident dümmlich.
»So. Natürlich. Sie macht viel von sich reden. Wir glauben, dass sie in Texas einen Richter ermordet hat, aber wir können es nicht beweisen. Wir verdächtigen sie bei mindestens hundert Bombenanschlägen auf Abtreibungskliniken, AGLU-Büros, Pornokinos und Schwulenklubs überall im Lande. Genau die Leute, die Rosenberg und Jensen hassen würden.«
»Noch weitere Verdächtige?« fragte Coal.
»Da ist eine Ariergruppe, die sich White Resistance nennt; wir beobachten sie seit zwei Jahren. Sie operiert von Idaho und Oregon aus. Ihr Anführer hat vorige Woche in West Virginia eine Rede gehalten und hält sich seit ein paar Tagen hier auf. Er wurde am Montag bei der Demonstration vor dem Obersten Gericht gesehen. Wir werden versuchen, morgen mit ihm zu reden.«
»Aber sind diese Leute Profikiller?« fragte Coal.
»Sie geben schließlich keine Anzeigen auf. Ich bezweifle, dass irgendeine Gruppe das Töten selbst besorgt. Sie heuern die Mörder an und leisten selbst nur die Vorarbeiten.«
»Also wer sind die Mörder?« fragte der Präsident.
»Es kann durchaus sein, dass wir das nie herausbekommen.«
Der Präsident stand auf und streckte die Beine. Wieder einmal ein harter Tag im Amt. Er lächelte über den Schreibtisch hinweg auf Voyles herab. »Sie haben eine schwere Aufgabe.« Er war die Großvaterstimme, voller Wärme und Verständnis.
»Ich beneide Sie nicht darum. Wenn möglich, möchte ich täglich um siebzehn Uhr einen zweiseitigen, maschinegeschriebenen Bericht mit doppeltem Zeilenabstand über die Fortschritte der Untersuchung. Wenn sich etwas ergibt, möchte ich, dass Sie mich unverzüglich anrufen.«
Voyles nickte wortlos.
»Ich gebe morgen früh um neun eine Pressekonferenz. Es wäre mir lieb, wenn Sie dabei wären.«
Voyles nickte abermals wortlos. Sekunden vergingen, und niemand sagte etwas. Voyles stand geräuschvoll auf und schnallte den Gürtel seines Trenchcoats zu. »Also, dann gehen wir jetzt. Sie haben die Äthiopier und das alles.« Er händigte Coal den ballistischen und den Autopsiebericht aus - er wusste, dass der Präsident sie bestimmt nicht lesen würde.
»Danke für Ihr Kommen, Gentlemen«, sagte der Präsident herzlich. Coal machte die Tür hinter ihnen zu, und der Präsident griff nach seinem Golfschläger. »Ich esse nicht mit den
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