Die Akte
ist mit Stummel passiert?«
»Den hat’s schwer erwischt. Vermutlich liegt er jetzt irgendwo in einem Bett mit Eiswürfeln in seinen Shorts. Er war nur wenige Schritte von mir entfernt, als er sich auf einen Streit mit den falschen Leuten einließ. Ich habe Angst, Gavin.«
»Ist er Ihnen von irgend woher gefolgt?«
»Nein. Wir sind uns gewissermaßen zufällig begegnet.« Verheek schwieg eine Sekunde. Ihre Stimme bebte, aber sie hatte sie unter Kontrolle. Sie verlor ihre Gelassenheit. »Hören Sie, Darby. Ich habe für morgen nachmittag einen Flug gebucht. Schließlich habe ich diesen kleinen Job, und mein Boss erwartet, dass ich in meinem Büro sitze. Ich kann also nicht den ganzen nächsten Monat in New Orleans verbringen und darauf hoffen, dass man Sie nicht umbringt und dass Sie zur Vernunft kommen und mir vertrauen. Ich fliege morgen ab, und ich meine, Sie sollten mitkommen.«
»Wohin?«
»Nach Washington. In mein Haus. Fort von dem Ort, an dem Sie sich jetzt befinden.«
»Und was passiert dann?«
»Nun, zum einen bleiben Sie am Leben. Ich rede mit dem Direktor, und ich verspreche Ihnen, Sie werden in Sicherheit gebracht. Irgendwas werden wir unternehmen. Alles ist besser als das.«
»Wie kommen Sie auf die Idee, dass wir einfach von hier abfliegen könnten?«
»Weil drei FBI-Agenten da sein werden, die Sie beschützen. Weil ich kein kompletter Idiot bin. Hören Sie, Darby, sagen Sie mir, wo wir uns gleich jetzt treffen können, und binnen einer Viertelstunde hole ich Sie mit drei Agenten ab. Die Burschen sind bewaffnet und haben keine Angst vor Ihrem kleinen Stummel und seinen Freunden. Wir bringen Sie noch heute nacht aus der Stadt, und morgen fliegen wir nach Washington. Ich verspreche Ihnen, dass Sie meinen Boss, den ehrenwerten F. Dentón Voyles, persönlich kennenlernen werden, und danach sehen wir weiter.«
»Sagten Sie nicht, das FBI wäre unbeteiligt?«
»Es ist unbeteiligt, aber das kann sich ändern.«
»Woher kommen dann die drei Agenten?«
»Ich habe Freunde.«
Sie dachte einen Moment nach, und ihre Stimme war plötzlich kräftiger. »Hinter Ihrem Hotel liegt etwas, das Riverwalk heißt. Es ist ein Einkaufszentrum mit Restaurants und...«
»Ich habe heute nachmittag zwei Stunden dort verbracht.«
»Gut. Im zweiten Stock ist ein Bekleidungsgeschäft, das Frenchmen’s Bend heißt.«
»Das habe ich gesehen.«
»Ich möchte, dass Sie morgen mittag Punkt zwölf am Eingang stehen und dort fünf Minuten warten.«
»Morgen mittag um zwölf werden Sie nicht mehr am Leben sein. Machen Sie endlich Schluss mit diesem Katz- und Mausspiel, Darby.«
»Tun Sie, was ich Ihnen sage. Wir sind uns bisher nicht begegnet, ich habe also keine Ahnung, wie Sie aussehen. Tragen Sie ein schwarzes Hemd und eine rote Baseballmütze.«
»Und wo soll ich so etwas finden?«
»Das ist Ihr Problem.«
»Okay, okay. Ich werde mir die Sachen besorgen. Vermutlich wollen Sie, dass ich mir mit einer Schaufel oder so etwas in der Nase bohre. Das ist doch albern.«
»Mir ist nicht nach Albernheiten zumute, und wenn Sie nicht mit diesem Blödsinn aufhören, dann lassen wir es eben.«
»Es geht um Ihren Hals.«
»Bitte, Gavin.«
»Entschuldigung. Ich werde tun, was Sie wollen. An dieser Stelle herrscht ein ziemlicher Betrieb.«
»Ja. Ich fühle mich sicherer an Orten, wo viele Menschen sind. Bleiben Sie ungefähr fünf Minuten am Eingang stehen, mit einer zusammengefalteten Zeitung in der Hand. Ich werde aufpassen. Nach fünf Minuten gehen Sie in den Laden hinein, und zwar in die rechte hintere Ecke. Da ist ein Gestell mit Safarijacken. Beschäftigen Sie sich da eine Weile, und ich werde Sie finden.«
»Und was werden Sie anhaben?«
»Meinetwegen brauchen Sie sich nicht den Kopf zu zerbrechen.«
»Also gut. Und wie geht es dann weiter?«
»Sie und ich, und nur Sie und ich verlassen die Stadt. Ich will nicht, dass irgend jemand sonst davon weiß. Können Sie das verstehen?«
»Nein, das kann ich nicht verstehen. Ich kann dafür sorgen, dass Sie beschützt werden.«
»Nein, Gavin. Ich bin der Boss, okay? Niemand sonst. Vergessen Sie Ihre drei Agentenfreunde. Einverstanden?«
»Einverstanden. Und wie gedenken Sie mit mir die Stadt zu verlassen?«
»Auch dafür habe ich einen Plan.«
»Mir gefallen Ihre Pläne nicht, Darby. Diese Ganoven sitzen Ihnen im Genick, und jetzt ziehen Sie mich mit in diese Sache hinein. Es wäre wesentlich sicherer, wenn wir es auf meine Art tun würden. Sicherer für Sie, und
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