Die Akte
sicherer für mich.«
»Aber Sie werden um zwölf da sein, ja?«
Er stand neben dem Bett und sprach mit geschlossenen Augen. »Ja, ich werde da sein. Ich hoffe nur, dass Sie auch da sein werden.«
»Wie groß sind Sie?«
»Einsfünfundsiebzig.«
»Wieviel wiegen Sie?«
»Vor dieser Frage habe ich mich gefürchtet. Normalerweise lüge ich. Hundert Kilo, aber ich habe vor, abzunehmen. Ich schwöre es.«
»Wir sehen uns morgen, Gavin.«
»Ich hoffe es.«
Sie hatte aufgelegt. Er warf den Hörer auf die Gabel. »Verdammtes Luder!« brüllte er die Wände an. »Verdammtes Luder!« Er wanderte ein paar Mal am Fußende des Bettes entlang, dann ging er ins Badezimmer, wo er die Tür hinter sich zumachte und die Dusche aufdrehte.
Er verfluchte sie zehn Minuten lang, während er unter der Dusche stand, dann drehte er den Hahn zu und trocknete sich ab. Es waren eher hundertacht Kilo, und das meiste davon befand sich an den falschen Stellen seiner einsfünfundsiebzig großen Gestalt. Es war ein unerfreulicher Anblick. Hier war er, im Begriff, diese wundervolle Frau zu treffen, die ihm ihr Leben anvertraute, und was war er für ein Fettwanst.
Er öffnete die Tür. Im Zimmer war es dunkel. Dunkel? Er hatte doch das Licht angelassen. Und wenn schon. Er strebte auf den Schalter neben der Kommode zu.
Der erste Schlag zerschmetterte seinen Kehlkopf. Es war ein gekonnter Schlag, der von der Seite kam, von irgendwo nahe der Wand. Er stöhnte schmerzgepeinigt und sank auf ein Knie, was den zweiten Schlag so einfach machte, wie den einer Axt auf einen dicken Baumstamm. Er traf ihn wie ein Stein auf die Schädelbasis, und Gavin war tot.
Khamel schaltete das Licht ein und betrachtete die erbärmliche nackte Gestalt auf dem Boden. Er gehörte nicht zu den Leuten, die ihre Arbeit bewundern. Er wollte keine Brandstellen auf dem Teppich, also lud er sich die fette Leiche auf die Schultern und legte sie quer übers Bett. Schnell arbeitend und ohne jede überflüssige Bewegung schaltete Khamel den Fernseher wieder ein und stellte ihn auf volle Lautstärke, öffnete den Reißverschluss seiner Tasche, holte eine billige .25er Automatik heraus und setzte sie an die rechte Schläfe des verstorbenen Gavin Verheek. Er bedeckte die Waffe und den Kopf mit zwei Kissen und drückte ab. Jetzt das Wichtigste: er nahm eines der Kissen und legte es unter den Kopf, warf das andere auf den Boden, bog die Finger der rechten Hand sorgfältig um den Griff der Pistole und legte sie dreißig Zentimeter vom Kopf entfernt hin. Er holte das Bandgerät unter dem Bett vor und stöpselte den Telefondraht wieder in die Wand. Er drückte auf einen Knopf, lauschte, und da war sie. Er schaltete den Fernseher aus. Jeder Job war anders. Einmal hatte er in Mexico City eines seiner Opfer drei Wochen lang verfolgt und dann mit zwei Prostituierten im Bett erwischt. Das war ein dummer Fehler gewesen. Während seiner langen Karriere hatten ihm zahlreiche dumme Fehler der Gegenseite die Arbeit erleichtert. In diesem Fall war der ganze Kerl ein dummer Fehler, ein dämlicher Anwalt, der umherzog, große Reden schwang und Karten mit seiner Zimmernummer auf der Rückseite verteilte. Er hatte die Nase in die Welt des Oberliga-Killers gesteckt, und das hatte er nun davon.
Mit ein bisschen Glück würden sich die Polizisten das Zimmer ein paar Minuten lang anschauen und zu dem Schluss kommen, dass hier ein schlichter Selbstmord vorlag. Sie würden ihres Amtes walten und sich ein paar Fragen stellen, die sie nicht beantworten konnten, aber ein paar Fragen tauchten immer auf. Und weil er ein bedeutender FBI-Anwalt gewesen war, würde in ein oder zwei Tage eine Autopsie vorgenommen werden, und am Dienstag würde ein Gerichtsmediziner plötzlich feststellen, dass es kein Selbstmord war.
Am Dienstag würde die Frau tot sein und er in Managua.
24
S eine üblichen offiziellen Quellen im Weißen Haus leugneten jede Kenntnis des Pelikan-Dossiers. Sarge hatte nie davon gehört. Auf gut Glück geführte Anrufe beim FBI förderten nichts zutage. Ein Freund im Justizministerium bestritt, je davon gehört zu haben. Er bohrte das ganze Wochenende über, ohne jeden Erfolg. Die Story über Callahan war verifiziert, als er ein Exemplar der Zeitung von New Orleans gefunden hatte. Als sie am Montag in der Redaktion anrief, hatte er nichts Neues zu berichten. Aber wenigstens rief sie an.
Sie sagte, sie wäre in einer Telefonzelle, er könnte sich also die Mühe des Nachforschens sparen.
»Ich bin
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