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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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innerhalb des Hauses erlaubte. Der erschreckend hohe Aufwand, den ein solches System erforderte, sprach für die enorme Bedeutung des Bordells.
    Der Wachmann zog ein Stück grünes Papier aus einer lederummantelten Röhre.
    »Sie sollen zu Mr. Mahmoud gebracht werden.«
    »Ich kümmere mich darum, Henry.« Die hübsche Garderobiere war bereits aus ihrer Nische geschlüpft. »Sie dürfen hier nicht weg, und ich bin in fünf Minuten zurück.«
    »Achten Sie darauf, dass es bei fünf Minuten bleibt, Alice. Kein Herumstreunen.«
    »Warum sollte ich?«
    »Laut Mr. Gorines Anweisungen …«
    »Sollen Sie hierbleiben. Genau. Jetzt komm mit, Kleines.«
    Sie sah Francesca freundlich an, warf jedoch nur kurz einen Blick auf das ungesunde Aussehen und führte sie hinaus. Alice hatte das Haar hochgesteckt, doch entlang ihres Nackens bemerkte Svenson eine Reihe dichter Locken. Sie schaute sich um und hätte ihn beinahe beim Hinsehen ertappt.
    »Ich war selbst noch nie im Büro. Niemand geht ins Büro, außer Mr. Gorine und Mr. Mahmoud.«
    »Und wer ist das, bitte schön?«
    »Nun, wer sind Sie , wenn Sie das nicht wissen?«
    Sie betraten einen ovalen Raum. Gegen Abend wäre er mit erlesen geschminkten Frauen – und geschminkten Knaben – gefüllt, unter denen ein Besucher wählen konnte. Im Moment waren lediglich zwei Frauen in Unterkleidern anwesend, die Karten auf einem Kissen zwischen sich spielten, und eine dritte, erschütternd junge Frau, die sich mit einer Schachtel Süßigkeiten auf einer Ottomane niedergelassen hatte.
    Alice sah Svenson an und wartete auf eine Antwort. Angesichts des Gegensatzes zwischen den fröhlich geschminkten Gesichtern und den im nüchternen Tageslicht viel zu blassen Körpern geriet er ins Stottern.
    »Es tut mir leid – ich … ich bin niemand.«
    »Wer ist dann sie?« Alice wies auf Francesca. Bevor Svenson es verhindern konnte, meldete sich das Kind mit seltsam rauer Stimme zu Wort.
    »Ich bin Francesca Trapping. Ich bin die älteste überlebende Xonck. Ich werde das gesamte Xonck-Imperium erben, weil meine Brüder Dummköpfe sind.«
    Svenson drückte ihre Hand. »Bestimmt sollten wir Mrs. Kraft nicht länger warten lassen …«
    Eine der Kartenspielerinnen unterdrückte ein Lachen. »Mrs. Kraft?«
    »Wir sind zu ihr geschickt worden«, sagte Francesca.
    Das Mädchen auf der Ottomane sprach mit Nugat zwischen den Zähnen. »Na ja, kein Grund, sich ihretwegen zu beeilen …«
    »Und warum wollen Ihresgleichen sie sehen?«, rief die Kartenspielerin.
    »Das ist ein Geheimnis.«
    »Sicher ein bedeutsames Geheimnis, wenn es von zwei Bettlern gewahrt wird.«
    »So etwas sind wir nicht!«, rief Francesca. »Aber du bist ein schmutziges Ding. Du bist der Gülletrog eines Schweins.«
    Svenson packte das Mädchen und ging zu der gegenüberliegenden Tür, wobei er ihre Begleiterin vor sich hertrieb.
    »Überlebende Xonck?«, rief eine wütende Stimme. »Die sieht doch aus wie eingelegter Fisch auf einem Teller!«
    Francesca wand sich in seinen Armen. »Lassen Sie mich runter .«
    »Du musst deine Zunge im Zaum halten.«
    Tränen liefen dem Mädchen übers Gesicht, und japsend stieß es hervor: »Aber sie ist schmutzig. Ihr Name ist Ginny – sie macht schlimme Sachen! Sie hat sie mit Ihrem Prinzen getan!«
    »Meinem Prinzen?«
    »Ich weiß alles Mögliche. Er war furchtbar !«
    Svenson erstarrte vor Schreck, und das Mädchen strampelte sich frei. Das Buch des Comte – sie war noch ein Kind . Er ging auf ein Knie. »Francesca, du armes Ding …«
    Francesca schüttelte den Kopf. »Bin ich nicht . Stehen Sie auf.«
    Aber ihre Begleiterin war blass geworden. »Ihr Name ist Ginny. Woher weiß sie das?«
    Svenson nahm impulsiv Alice’ Hand. »Sie sehen doch, dass das Mädchen krank ist. Es ist eine heikle Situation – sie ist die Erbin von Henry Xonck. Ihre Eltern sind beide gestorben …«
    »Wie gestorben?«
    Er drehte sich um. Sie standen in einem langen, teuer tapezierten Flur, und am anderen Ende war eine weitere Gruppe aufgetaucht, vorneweg ein Soldat, dessen blaue Uniformjacke durch den Goldbrokat ganz steif war. Alice knickste ängstlich.
    »Colonel Bronque …«
    Der Colonel schenkte ihnen im Vorbeigehen nicht mehr Aufmerksamkeit als einem Hutständer. Ihm folgte eine untersetzte Gestalt mit einem ausländisch aussehenden Kinnbart, einer Brille aus Drahtgestell und perlgrauen Handschuhen. Die Kleidung war gut geschnitten, jedoch unscheinbar. Svensons Gefühl, den Mann zu kennen, wurde durch

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