Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)
Klaue. »Da. Nicht wahr?«
Harcourt lächelte verlegen.
»Und Ihre Augen … haben Sie Ihre Augen gesehen, Mr. Harcourt?«
»Nein, Sir. Sollte ich?«
»Ziehen Sie Ihren Handschuh aus.«
Chang hatte die Handschuhe nicht bemerkt: Ein selbstgefälliger Pedant wie Harcourt würde natürlich welche tragen. Harcourt presste die Hände zusammen.
»Ich weiß bereits, dass Ihre Fingernägel gelb sind, Matthew. Dass die Nagelhaut blutet, dass es schmerzhaft ist, einen Stift zu halten.«
»Lord Robert …«
»Keine Sorge, mein Junge. Ich weiß auch, was man dagegen tun kann.«
»Wirklich?«, stieß Harcourt erleichtert hervor.
Vandaariff zückte ein Taschentuch und legte es Harcourt auf die offene Handfläche. Harcourt schlug es vorsichtig auf. Als die Karte aus blauem Glas zum Vorschein kam, erbleichte er und leckte sich die Lippen.
»Sie haben so etwas schon einmal gesehen.«
»Verzeihen Sie, Milord, es ist schwierig, äh … es ist extrem schwierig …«
»Nehmen Sie es, Matthew.«
»Ich traue mich nicht … ich kann nicht … angesichts der aktuellen …«
»Ich bestehe darauf.«
Harcourts Widerstand erlosch, und er versenkte seinen gierigen Blick in die Tiefen des blauen Glases. Niemand sagte etwas, und nach einer Weile begannen Harcourts Beine wie bei einem träumenden Hund zu zittern, wobei die Fersen leicht auf den Boden schlugen.
»Die Contessa hat keinen Feinsinn, keine Raffinesse«, murmelte Vandaariff säuerlich. »Trotzdem ist sie erfolgreich, und durch diesen Dummkopf hat sie mehr in Erfahrung gebracht, als mir lieb ist.« Er nickte Phelps zu.
»Aber ich fürchte, ich habe Ihr Gespräch unterbrochen, Mr. Foison. Würden Sie bitte fortfahren?«
»Nur, wenn Euer Lordschaft es wünscht.«
»Worüber haben Sie sich unterhalten?«
»Über nichts, was Sie nicht bereits vorhergesehen haben.«
»Zu viel der Hoffnung.« Vandaariff deutete eine steife Verbeugung in Phelps’ Richtung an. »Ich danke Ihnen, Sir, und bedauere Ihre Unannehmlichkeiten.«
»Mr. Phelps«, soufflierte ihm Foison. »Ehemaliges Mitglied des Kronrates.«
»Mr. Phelps. Es ist eine Schande, unter solchen Umständen miteinander Bekanntschaft zu machen.«
»Eine Bekanntschaft zu erneuern, meinen Sie«, sagte Chang.
Vandaariff wedelte affektiert mit der Hand neben seinem Ohr, wie ein Dandy mit seinem Taschentuch. »Ich habe nicht verstanden.«
»Ich sagte, Sie kennen Mr. Phelps bereits. Er war der Stellvertreter des Herzogs.« Chang rief Phelps zu: »Wie oft haben Sie Harschmort besucht? Ein Dutzend Mal?«
»Mindestens«, murmelte Phelps, der wachzubleiben versuchte. »Aber es gab auch Geheimtreffen in Stäelmaere House …«
Chang nickte. »Vielleicht war Mr. Foison in Ihrem Auftrag unterwegs, Milord, doch Sie können den Mann nicht vergessen haben, der in Ihren eigenen vier Wänden die Machtergreifung des Herzogs von Stäelmaere ausgehandelt hat.«
»Tatsächlich.« Vandaariff befeuchtete mit seiner grauen Zungenspitze die Lippen. »Es ging mir nicht gut. Selbst jetzt, ein paar … Erinnerungen … entziehen sich mir.«
»Wie können Sie sich nicht an einen Mann erinnern, den Sie über ein Dutzend Mal getroffen haben?«
Phelps versuchte sich in seinem Stuhl aufzurichten. »In den Gärten von Harschmort, die zur Meerseite gelegen sind – Eure Lordschaft haben über das Wasser gezeigt, in Richtung Mecklenburg …«
»Es tut mir leid, Mr. Phelps«, unterbrach ihn Vandaariff, »dass wir in der aktuellen Situation die früheren Dienste nicht berücksichtigt haben. Wir wollen Sie nicht länger belästigen.«
»Wie bitte?« Phelps blickte auf, ohne zu begreifen, während sich Vandaariff einen schmalen Lederhandschuh überstreifte. »Sie lassen mich frei?«
»Das werde ich.«
»Milord?« Das war Foison. »Ohne die Berichte der Gefangenen zu vergleichen …«
»Eine Frage der Abwägung, Mr. Foison.« Vandaariff griff in seine Westentasche. »Sie haben nicht unrecht – und trotzdem, was ist richtig? Schauen Sie Mr. Harcourt an – dienstbereit. Schauen Sie Chang an, gezwungen zu dienen. Aber der arme Mr. Phelps …« Vandaariff sortierte etwas in seiner behandschuhten Handfläche, das wie Münzen aussah.
»Ich glaube, er hat getan, was er konnte.«
Vandaariff hob das, was Chang für eine Münze gehalten hatte, ans Licht – eine gezackte, blau schimmernde Scheibe.
»Milord, bei allem Respekt …«
Vandaariff stieß Phelps die Scheibe in die Halsschlagader, gerade tief genug, dass sie zu bluten begann – Blut, das um die
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