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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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Balken über den Augen erst kürzlich hinzugefügt. Foison las die Kopfzeile laut vor. »Virgo Lucifera. Kein Herz, sondern ein Kelch.« Er blickte zu Chang.
    »Auf dem Gemälde des Comte«, erklärte Chang, »ist kein Herz in der Schatulle. Der Scharfrichter köpft die Braut und den Bräutigam, und ihr Blut fließt in einen Kelch. Verstehen Sie? Es ist eine Nachricht von jemandem, der das Gemälde kennt und der mich im Foyer von Schoepfils Haus gesehen hat. Für jeden anderen sind die Worte alchemistischer Unsinn.«
    »Sie glauben, dass Doktor Svenson eine eigene Nachricht in die von Schoepfil eingefügt hat?«
    »Wer sonst? Diese erste Zeile ist für mich der Beweis. Lesen Sie jetzt die zweite Zeile.«
    Foison drehte das Blatt um, weil die Buchstaben unten auf dem Kopf stehend geschrieben waren. »Mutter Kind Erbe … Jungfrau Lucifera … Tut mir leid …«
    »Die Symbole!« Chang fuhr mit dem Finger über den Text, als unterweise er ein Kind. »›Mutter Kind Erbe‹ ist gefolgt von zwei Elementarzeichen aus dem Werk des Comte, nämlich Eisen und Wind. ›Virgin Lucifera‹ ist gefolgt von den Zeichen für Wasser und Feuer. Svenson hatte keine Zeit und deshalb einen Code verwendet – schauen Sie genau hin. Es heißt nicht ›Virgo‹, sondern ›Virgin‹. Virgin und Lucifera. Zwei Personen.«
    Foison studierte das Blatt und nickte dann, ungeduldig wegen seiner eigenen Begriffsstutzigkeit. »›Mutter Kind Erbe‹ ist Kraft, ihr Sohn und Schoepfil. Sie sind zusammen, und – Eisen und Wind – fahren mit dem Zug nach Harschmort. ›Virgin‹ ist Miss Temple, ›Lucifera‹ die Contessa. Hitze und Wasser – da der Colonel involviert ist, bedeutet das ›Königliche Thermen‹. Entweder sie befinden sich noch dort unter dem Schutz der Königin …«
    »Oder?«, fragte Chang.
    Foison steckte das Blatt in seinen Mantel zurück. »Oder die alten Geschichten sind wahr.«
    »Welche Geschichten?«
    Foison war verstummt. Chang fuhr herum, um seinem Blick zu folgen. Der dritte Grünmantel, der ihnen Rückendeckung gegeben hatte, war nirgends mehr zu sehen. Wie lange hatten sie achtlos herumgestanden?
    Mit dröhnenden Schritten kamen Bronques Grenadiere in der Dunkelheit näher, die Bajonette aufgesteckt, um geräuschlos zu arbeiten. Foison und Chang stürzten gemeinsam los, während sie die Vorhut weiterwinkten, und rannten blindlings auf die nächste Kreuzung zu. Ein Schuss fiel, und der Grünmantel neben Chang taumelte und ging zu Boden.
    Das andere Straßenende war von umgekippten Fahrzeugen blockiert. Chang rannte im Zickzack darauf zu, bereit, über die provisorische Mauer zu springen. Die Soldaten feuerten weitere Schüsse ab, verfehlten ihr Ziel, rissen jedoch Splitter aus den Wagen.
    Der letzte Grünmantel erreichte die Barriere als Erster und begann hinaufzuklettern. Sobald sein Kopf über dem Fahrzeug auftauchte, traf ihn ein faustgroßer Gipsklumpen am Ohr. Der Mann stürzte schwer auf das Kopfsteinpflaster. Chang und Foison drehten ab und flohen jetzt sowohl vor den Schüssen, die um sie herum knallten, als auch vor einem Hagel aus Ziegeln und Steinen von den Wagen her – auf denen jetzt eine Reihe wütender Gesichter zu sehen war.
    Er drückte Foisons Schulter, und im Umschauen sahen sie, wie sich die Wut der Menge gegen die Grenadiere richtete. Wie viele verirrte Kugeln waren in der unsichtbaren Menge gelandet? Der Lieutenant schwang seinen Säbel, um für Ordnung zu sorgen, wurde jedoch von einem Ziegelstein am Arm getroffen, und sein Säbel fiel klappernd auf das Kopfsteinpflaster. Die Soldaten reagierten mit einer unorganisierten Salve, die Rauchwolken erzeugte. Wieder folgte ein Steinhagel. Der Lieutenant lag auf dem Gesicht. Von den Wagen waren Schreie zu hören …
    Foison befreite sich aus Changs Griff und rannte. Chang folgte ihm und fragte sich, was mit dieser Welt nur geschehen war.
    Er schlang einen Arm um einen Laternenpfosten und kam heftig keuchend zum Stehen. Sie waren in ein Gewirr aus schmalen Gassen geraten, doch hier brodelte keine Unzufriedenheit. Männer in Uniformen befanden sich unter den Flüchtlingen, abgesessene Reiter ohne ihre Messinghelme, Polizisten, sogar ein Priester, aber keiner wollte das Kommando übernehmen. In der Ferne krachten Musketenschüsse. Eine Wolkendecke hing über der Stadt, deren Unterseite wie bei einem Topf auf dem Feuer orangefarben glühte.
    »Warum bleiben Sie stehen?«, rief Foison.
    Chang schüttelte den Kopf. Diese verstopften Gassen führten zu den

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