Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)
Wer zieht an ihren Fäden? Axewith?«
»Das ergibt keinen Sinn«, sagte Foison. »Sie alle sind sein Eigentum.«
Die Vorhut winkte sie weiter, und sie rannten über die ungeschützte Straße. Sobald sie auf der anderen Seite waren, blieb der dritte Mann zurück, und die beiden vorderen gingen weiter.
Chang war sich seines Platzes in Foisons Katalog von Menschen-als-Eigentum bewusst, aber sein Schicksal hatte sich schlagartig geändert – von einem freien Mann zu einem Gefangenen zu einem Flüchtling –, ähnlich dem einer Stadt, die sich plötzlich auf einer niedrigeren Achse drehte. Bei seinem ersten Kampf mit der Intrige war es um die Herrschaft über Institutionen gegangen – zum Beispiel Crabbé, der die Ministerien bestochen hatte, doch die Ministerien waren unversehrt geblieben. Jetzt schien es möglich, dass alles zusammenbrach, jedes Gebäude konnte eingerissen werden.
Chang seufzte. War Svenson noch am Leben, dann als ihr Gefangener – so wie er selbst der Gefangene von Foison und Celeste Temple in der Hand der Contessa war. Was war nur aus ihrem großartigen Bündnis geworden – Vertraute, jeder an der Leine eines anderen Teufels?
Die Vorhut gab Zeichen, dass sie stehen bleiben sollten. Chang beugte sich vor, noch immer misstrauisch wegen der Verfolger, die sie abgehängt hatten. Foison wischte sich mit zwei Fingern den Schweiß vom Hals und leckte dann in einer beunruhigenden Geste daran, wie ein Tier, das nach Salz verlangt. Ihr Weg hatte sie in eine Sackgasse geführt, wo sie den Lärm einer Menschenmenge hörten, deren Stimmen über die Dächer schallten …
»Noch zwei Straßen, und wir finden eine Kutsche«, sagte Foison.
»Oder noch mehr leere Ställe.« Foison antwortete nicht. Chang spuckte auf das Kopfsteinpflaster. »Kommen Sie – wir sind allein. Niemand hört etwas. Was bedeutet es, dass das Kind tot ist? Was bedeutet es, dass Mrs. Kraft geheilt wurde? Warum hat Ihr Herr mich Celeste vorgezogen?«
»Das geht mich alles nichts an.«
»Vielleicht wird jemand gerettet. Sie können wählen.«
»Und Ihrem Beispiel folgen – die Nation eines einzigen Mannes? Eine Illusion.«
Die Mischung aus Schicksalsergebenheit und Pflichterfüllung machte Chang verrückt, fast so sehr wie der Doktor …
Doktor Svenson. Chang streckte die Hand aus. »Die Nachricht aus dem Stall!« Foison zog das Blatt aus seiner Manteltasche, und Chang schnappte es ihm weg. Der schwarze Scharfrichter war gezeichnet wie die Tarotkarte eines Zigeuners, mit rohen Strichen einer einfachen und symbolischen Macht – die Axt in der Hand, die Schatulle zu seinen Füßen …
»Erklären Sie das«, sagte Foison.
» Illusion. Die chymische Hochzeit .« Chang tippte auf den neu hinzugefügten Tintenstrich. »Der Scharfrichter legte eine Augenbinde um, wenn er tötete – dieses Zeichen ist der Befehl für Bronque, uns das Leben zu nehmen.«
»Das wissen wir.«
»Ja, doch sehen Sie sich das ganze Bild an – es wurde aus einem Buch herausgerissen …«
»Ja und? Drusus Schoepfil hat die seltsamen Gewohnheiten seines Onkels übernommen.«
»Kennen Sie die Einzelheiten dieser Geschichte … Die chymische Hochzeit ?«
»Sollte ich? Das gehört nicht zu meinen Pflichten …«
Chang unterbrach ihn. »Das ist genau der Punkt. Sie wissen, dass es sie gibt. Aber nur weil sich Ihr Herr dafür interessiert.« Er hielt das Papier in die Höhe. »Bei Schoepfil ist es genau das Gleiche. Er kennt das Thema und versucht, mehr darüber zu erfahren – aus Büchern. Doch der Comte d’Orkancz hat sich von den Büchern abgewandt, um seine eigene Version davon zu schaffen – begreifen Sie? Schoepfil kann die Vision des Comte von der chymischen Hochzeit nicht kennen, weil er das Gemälde nicht gesehen haben kann.«
Foison hielt inne. »Sie aber schon?«
»Wir alle – Svenson, Celeste Temple und ich. Eine Erinnerung aus der Zeit, bevor die Leinwand verbrannt ist – festgehalten in blauem Glas.«
Einer von Foisons Männern rief unterdrückt etwas aus der Straße herüber, die vor ihnen lag. Ohne den Blick von Chang abzuwenden, hob Foison eine Hand, damit der Mann wartete. »Sie haben also gelogen. Warum jetzt das Thema anschneiden?«
Chang hielt Foison das Blatt hin. »Weil das hier aus keinem Buch stammt.«
Über und unter dem Bild standen jeweils eine Reihe Buchstaben, die so dicht geschrieben waren, dass sie wie eine Verzierung aussahen, wie ein geprägter Rahmen – jedoch fraglos mit der gleichen schwarzen Tinte wie der
Weitere Kostenlose Bücher