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Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)

Titel: Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Dahlquist
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von Räumen, die im Dunkeln lagen, sodass Beobachter im Innern draußen etwas erkennen konnten. »Seine Männer beobachten die Umgebung. Wenn wir weglaufen, werden sie uns abknallen. Doch wenn wir vorrücken, wird der Zeitmangel ihres Herrn sie zur Kooperation zwingen.«
    »Warum sollten sie kooperieren?«
    »Weil sie mich gesehen haben werden.«
    Als er auf das gemähte Gras vor dem Gebäude trat, kam ein halbes Dutzend Männer heraus. In ihren grünen Mänteln und mit ihren Messinghelmen sahen sie wie Insekten aus, die ihren Bau verließen. Chang ließ sich auf ein Knie fallen, um ein kleineres Ziel abzugeben. Die anderen, die sich noch immer im hohen Gras befanden, taten es ihm nach, sodass nur ihre Gesichter zu sehen waren. Vandaariffs Männer stellten sich in einer Reihe auf, griffen gleichzeitig in ihre Segeltuchtaschen, die sie über eine Schulter geworfen hatten, holten aus und warfen.
    Chang war bereits in Bewegung und wich einem der Wurfgeschosse aus. Er hörte das Klirren von Glas und spürte ein Brennen in den Augen. Er hielt den Atem an. Hinter ihm knatterte Cunshers Karabiner, und einer der sechs Männer ging zu Boden. Zu seinen Füßen explodierte Glas in einer bläulichen Rauchwolke – etwas flog an seinem Kopf vorbei.
    Dann hatte sich Chang auf sie gestürzt – schlug wütend zu, packte Hände, die er nach hinten bog, und trat gegen Knie –, und vor allem blieb er in Bewegung, damit sie ihn mit ihrer Überzahl nicht zu Boden werfen konnten. Die Helme schränkten ihr Sichtfeld ein und erschwerten die Bewegungen. Zwei wichen zur Tür zurück, während sie nach ihren Waffen griffen. Chang befreite sich aus einem Versuch, ihn um die Taille zu packen, und sah, wie Cunsher von der Wiese stolperte, wobei der Karabiner an einer Hand baumelte, und zu Boden ging. Rauch wirbelte um sein Gesicht. Chang stieß einem Angreifer seinen Dolch in den Leib, und als dieser sich krümmte, trat er hinter ihn und zerrte ihm den Helm vom Kopf. Der Mann sank zu Boden, die Hände fest um seinen Hals geklammert. Anstatt den Helm aufzusetzen, stürzte sich Chang auf die beiden Männer, die jetzt die Tür mit Holzknüppeln bewachten. Noch mehr Glas zerbarst zu seinen Füßen. Er spürte einen Druck in der Brust, als er mit ihnen zusammenprallte und den Helm wild wie eine Keule schwang. Chang kämpfte sich an ihnen vorbei zur Tür, schlug sie hinter sich zu und verriegelte sie.
    Auch hier war die Luft mit aufsteigendem Rauch erfüllt, und im Licht konnte er die bläuliche Verfärbung besser erkennen. Er riss die Brille herunter und stülpte sich den Helm auf den Kopf. Die Gummiabdichtung legte sich eng um seinen Hals. Keuchend atmete er aus … und schmeckte beim Einatmen nichts als Luft. Die Tür bewegte sich in ihren Angeln, als von außen an ihr gezerrt wurde. An Haken hingen weitere Segeltuchtaschen. Chang legte sich eine um die Schulter und rannte los.
    Harschmort House hatte sich verändert. Chang erinnerte sich gut genug an den Westflügel (wo er vor langer Zeit Arthur Trappings Leiche gefunden hatte), um zu bemerken, dass man Wände durchbrochen und den Putz abgeschlagen hatte. In zwei Monaten war dieser Flügel von Robert Vandaariffs Luxusresidenz in seinen ursprünglichen Zustand zurückverwandelt worden und wieder schmucklos wie eine Militärkaserne.
    Er öffnete die Tasche. Sorgfältig eingenäht in Beutel lagen darin ein Dutzend blaue Glaskugeln von der Größe kleiner Äpfel. Mit der behandschuhten Hand holte er vorsichtig eine heraus und hielt sie gegen das Licht. Sie sah aus wie der Schwimmer eines Fischernetzes, abgesehen von den Wolken, die darin wie Milch im Tee Wirbel bildeten.
    Von einem Schatten an der Wand aufgeschreckt, drehte sich Chang um und warf die Kugel, die an der Wand zwischen zwei barhäuptigen Grünmänteln zerbarst. Mit einem rasselnden Atemzug fielen sie auf ihre Gesichter und lagen still da. Waren sie tot? Gab es für Cunsher und die anderen Hoffnung? Er trat nicht näher, um sich zu vergewissern. Dafür war keine Zeit.
    Mit dem Helm konnte er nur geradeaus sehen. In jedem Raum musste er sich wie ein grotesker Hund hin- und herdrehen, um sich zu vergewissern, dass er allein war. Dreimal war er es nicht gewesen – Grünmäntel, Diener, sogar zwei Hausmädchen –, und eine Glaskugel hatte ihm seine Freiheit bewahrt. Die Nachricht, dass jemand eingedrungen war, würde die Runde machen, und Vandaariffs Truppen sollten inzwischen längst aufgetaucht sein, auch wenn er ihnen bisher entwischt

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