Die Alchemie des Bösen: Roman (German Edition)
bin hier, um mich mit Robert Vandaariff zu treffen. Wenn das verhindert wird, werde ich den jungen Mann töten. Da Lord Vandaariff ihn lebend zu sehen wünscht, wird denjenigen die Strafe ereilen, der mich zum Handeln zwingt. Ich will mit Mr. Foison sprechen.«
»Sie sprechen mit mir«, antwortete ein Anführer der Wachen, der sich durch die Reihe nach vorn schob.
»Ich bin Stabsarzt Abelard Svenson von der Mecklenburgischen Marine. Dieser Mann hier heißt Pfaff. Er hat entscheidende Informationen für den Lord …«
»Svenson?«
»Korrekt – und ich versichere Ihnen, wenn Sie nicht zulassen …« Der Doktor geriet ins Stocken, als der Anführer ein Papier aus seiner Tasche zog und, nachdem er es konsultiert hatte, seinen Männern ein Zeichen gab. Die vier Männer mit Helmen gingen entschlossen auf Svenson und Pfaff zu, knieten hin und klappten zwei Türhälften im Boden auf. Darunter kam eine Treppe zum Vorschein. Das Dröhnen der Maschinen drang von unten herauf.
»Der Wächter. Sie werden erwartet«, sagte der Wachmann. »Lassen Sie Segeltuchtasche und Helm hier.«
Die Karabiner wurden erneut auf sie gerichtet. Pfaff legte die Tasche und den Helm auf den Boden.
»Das Messer auch.«
Svenson ließ das Hackbeil fallen. Der Wachmann wies auf die Treppe. Die Soldaten, die die Türen zur Treppe aufgeklappt hatten, standen knapp außer Reichweite … aber sie sprangen nicht los.
In einem Anflug seltsamer Gelassenheit holte Doktor Svenson die rote Blechdose aus seiner Uniformjacke, nahm eine Zigarette heraus, steckte die Dose wieder weg und entzündete ein Streichholz. Er stieß den Rauch aus und warf das Streichholz weg. Noch immer griff keiner der Grünmäntel an.
Verwundert stieg Svenson die Treppe hinunter, wobei die Stiefel auf der Stahltreppe wie Hammerschläge klangen. Pfaff folgte, und er war kaum mit dem Kopf auf Lukenhöhe, als die Türen zugeschlagen wurden. Beide Männer zuckten zusammen, und Svenson griff nach dem Geländer.
»Was meinte er mit ›Wächter‹?«, fragte Pfaff.
»Ich habe keine Ahnung.«
Ihre Schatten tanzten im Gehen über ihnen, langgezogene dämonische Formen mit sich krümmenden Gliedmaßen. Am Fuß verschwand die Treppe in dunklem Wasser wie ein Stift in einem riesigen Tintenfass. Auf der anderen Seite der dunklen Pfütze und zu weit entfernt zum Springen erwarteten sie eine Ziegelwand und eine rohe Eichentür.
»Glauben Sie, es ist tief?«, fragte Pfaff.
»Ja.« Svenson kniete sich hin und schöpfte eine Handvoll. Das Wasser perlte wie Öl. »Es ist warm … und schmutzig von den Maschinen. Man sollte es nicht trinken.«
»Ich hatte nicht das Bedürfnis.«
Svenson steckte die Hand ins Wasser und stieß sie nach vorn, sodass kleine Wellen gegen die Tür schwappten. Er stand auf. »Kommen Sie.«
»Wohin?«
Svenson hielt einen Fuß über die Wasserfläche und trat hinein. Das Wasser war lediglich knöcheltief. Mit dem anderen Fuß versetzte er das Wasser erneut in Bewegung.
»Schauen Sie, wo sich die Wellen brechen. Darunter liegt ein Pfad aus Steinen. Wirklich simpel.«
Er machte sich auf den Weg zur Tür, und Pfaff folgte erst, nachdem er sich seine karierte Hose hochgerollt hatte. »Warum sollte jemand so etwas tun?«, murmelte Pfaff. »Dieser ganze Aufwand?«
»Um Leute wie uns fernzuhalten. Und weil das Wasser abfließen muss.«
»Wozu?«
»Um die Maschinen anzutreiben.« Svenson hatte die Tür erreicht und drehte sich um. »Aber es ist kein Salzwasser.«
»Was heißt das?« Pfaff balancierte auf dem letzten Stein und wartete darauf, dass Svenson die Tür öffnete und ihm Platz machte. Er tat es nicht.
»Das heißt, es ist der Fluss. Wo ist die Contessa, Mr. Pfaff?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Natürlich wissen Sie es.«
»Machen Sie die Tür auf.« Pfaff hatte auf einmal ein schmales Messer und einen Messingschlagring in Händen.
Svenson nickte über das dunkle Wasser hinweg zur Treppe. »Sie sollten zurückgehen. Die Soldaten werden Ihnen nichts tun.«
Pfaff spuckte ins Wasser. Dann öffnete Svenson die Tür und betrat eine Szenerie aus seiner eigenen Hölle.
Ein gutes Stück über dem Boden war Kupferdraht, der von schmut zigem Wasser wie von Blut in einem Schlachthaus überspült war, um Haken gewickelt worden. Um einen Untersuchungstisch standen ein Dutzend Gestalten in weißen Roben. Ein großer Mann lag angeschnallt auf dem Untersuchungstisch, das Gesicht hinter einer schwarzen Gummimaske verborgen, die mit zahllosen Schläuchen und
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