Die Amazonen von Vanga
geworden und breit mit starken Backenknochen. Die schwarzen, fett wirkenden Haare waren straff an den mächtigen Schädel gekämmt und fielen, von einem Tuch zusammengehalten, bis auf die Schultern.
Die Brauen waren buschig und bildeten einen dicken, geraden Strich unter der Stirn. Über der großen, knochigen Nase vereinten sie sich.
Ein Schatten lag auf Burras Augen, die von Natur aus dunkel schimmerten. Die schweren, blutunterlaufenen Tränensäcke ließen sie zudem aufgedunsen erscheinen.
Ihre abstehenden fleischigen Ohren schienen sich noch weiter vom Schädel zu entfernen, als die Frau den breiten Mund zu einem Grinsen verzog. Die wulstigen Lippen entblößten dabei ein kräftiges Gebiß.
Burras Haut schimmerte rötlich, war großporig und wirkte wie von Wind und Wetter gegerbtes Leder. Nur eine einzige Narbe zog sich quer über ihre linke Wange. Sie war so fein, daß sie einem flüchtigen Beobachter entgehen mußte. Alle Amazonen besaßen mehr oder weniger große Wundmale, nur Burra, die sich täglich bis zur Erschöpfung in allen Kampfarten übte, hatte ihre Meisterin noch nicht gefunden. Selbst Mashagima hätte in einem Kampf auf Leben und Tod nicht mehr gegen sie antreten dürfen, denn Burra focht für zehn.
Das Geräusch knirschenden Kieses ließ sie herumfahren. Aber es war nur Gorma, die sich ihr näherte.
»Bald ist es soweit. Der Schwertmond wird unserem Leben den erhofften Sinn geben.«
»Ich weiß nicht. Ich trage nur ungern eine Maske. Vielleicht sollte ich mein Gesicht entstellen und meine Zähne zufeilen, um einer Gegnerin Furcht einzuflößen.«
»Du sonderst dich ab, Burra. Seit Tagen beobachte ich, wie du eine immer größer werdende Unruhe mit dir herumträgst. Fast scheint es, daß du auf etwas wartest, was nicht eintreten will.«
»Ich werde es wirklich tun.«
»Was?«
»Meine Zähne zuspitzen!«
»Du hast mir nicht zugehört«, begann Gorma von neuem. »Ich fragte, was dich bedrückt.«
Burra stierte ins Wasser, wo Fische dicht unter der Oberfläche gemächlich dahinschwammen. Sie ließ sich in die Hocke niedersinken, zog einen Pfeil aus ihrem Köcher und stieß zu. Ein Aufblitzen war in ihren Augen, als sie die Beute auf das Ufer schleuderte.
»Ich werde nach Burg Anakrom zurückkehren«, ließ sie dann wissen.
Gorma schürzte die Lippen.
»Es treibt dich dorthin, nach allem…?«
Burra wirbelte herum, ihre Hände schnellten vor und packten Gorma am Kragen.
»Was weißt du?« fauchte sie mit kehliger Stimme. »Heraus damit.« Ungestüm stieß sie Gorma von sich.
»Du bist wirklich ahnungslos?«
»Es ist wegen meiner Mutter? Rede! Nicht umsonst hat der Sturmvogel mich ihr Bild sehen lassen.«
Du forderst das Böse heraus, wenn du eines dieser Tiere tötest«, erschrak Gorma. »Aber… sie fliegen so hoch, daß kein Pfeil sie erreicht.«
»Hier!« Burra warf ihr den mittlerweile steifen Körper vor die Füße. »Mein Pfeil ist schneller als der jeder anderen Amazone. Ich traf den Vogel mitten ins Herz.« Sie stieß einen wüsten Fluch aus. »Und nun sage, was du weißt!« Drohend ballte sie die Fäuste.
»Gaida von Anakrom ist tot - seit Jahren schon. Sie starb als du zwölf warst.«
»Also doch. Während der letzten Monde lastete die Ungewißheit wie ein Alp auf mir.
Gaida ist keines natürlichen Todes gestorben?«
»Nach allem, was ich hörte, wurde sie vergiftet aufgefunden.«
Burra verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse.
»Woher hast du die Kenntnis, Gorma?«
»Es war gestern, als Mashagima und die Hexe Sosona über dich sprachen. Die Meisterin meinte, daß du nicht eher ruhen würdest, bevor du Jodrel gestellt und…«
Burra begann zu zittern.
»Sag das noch einmal!« platzte sie heraus.
»Was?«
»Den Namen, Gorma, nenne mir den Namen!«
»Mashagima sprach von einem Mann namens Jodrel, der seither verschwunden ist.«
»Ich ahnte es.« Burra sah aus, als wolle sie sich auf Gorma stürzen und ihr den Hals umdrehen.
»Ich muß weg von hier!« rief sie dann.
»Hast du vergessen, welchen Schwur du abgelegt hast? In wenigen Tagen ist Vollmond im Süden des Landes. Wenn du nicht den Zorn der Zaubermutter Zaem auf dich ziehen willst, so zügle deine Ungeduld.«
»Ich habe gelernt, geduldig zu sein - aber wie kann ich ruhig bleiben, wenn ein Mann gemeuchelt hat? Gaida war es, die mir das Leben schenkte, soll ich ihren Tod vergessen?«
»Mashagima und die Hexe fürchteten wohl, daß du sofort aufbrechen würdest, denn Sosona sagte: Warte mit der Wahrheit, bis
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