Die Ameisen
hat er sein Labor eingerichtet … Der erste Schritt seiner Forschungen bestand darin, die Pheromonensprache der Ameisen zu entschlüsseln.
Diese Maschine hier ist ein Massenspektrometer. Wie der Name sagt, zeigt es ein Spektrum einer Masse, es zerlegt jede Materie, indem es die Atome aufzählt, aus denen sie zusammengesetzt ist … Ich habe die Aufzeichnungen meines Onkels gelesen. Am Anfang setzte er seine Versuchstierchen unter eine Glasglocke, die über ein Saugrohr mit dem Massenspektrometer verbunden war. Dann brachte er eine Ameise mit einem Stück Apfel in Berührung, diese traf eine andere Ameise und teilte ihr unweigerlich mit ›Da drüben gibt es Apfel‹. Nun ja, das war die Ausgangshypothese. Er saugte die ausgeschiedenen Pheromone an, entschlüsselte sie und gelangte zu einer chemischen Formel … ›Im Norden gibt es Apfel‹ heißt zum Beispiel: ›Methyl4 Methylpyrrol2
Carboxylat‹. Die Mengen sind verschwindend gering, in der Größenordnung von 2 bis 3 Pikogramm (10-12 g) pro Satz …
Aber das reichte. Auf diese Weise wußte er ›Apfel‹ und ›im Norden‹ zu sagen. Er setzte das Experiment mit einer Vielzahl von Gegenständen, Lebensmitteln oder Situationen fort. So erhielt er ein richtiges Wörterbuch der Ameisensprache.
Nachdem er zunächst nur den Namen von gut hundert Früchten, rund dreißig Blumen und einem Dutzend Richtungsangaben erkannt hatte, schaffte er es schließlich, die Pheromone für Alarm, Freude, Vorschlag, Beschreibung und so weiter herauszufinden, und er ist sogar fortpflanzungsfähigen Ameisen begegnet, die ihm beigebracht haben, wie man die ›abstrakten Emotionen‹ des siebten Antennensegments ausdrückt … Ihnen nur ›zuzuhören‹ reichte jedoch nicht. Er wollte mit ihnen reden, einen richtigen Dialog aufnehmen.«
»Sagenhaft!« entfuhr es Professor Daniel Rosenfeld.
»Er hat angefangen, für jede chemische Formel eine bestimmte akustische Entsprechung in Form von Silbenz u finden. Methyl4 Methylpyrrol2 Carboxylat hieß beispielsweise MT4MTP2CX, dann Miticamitipidicixu. Schließlich hat er in den Speicher des Computers eingegeben: Miticamitipi = Apfel; und: dicixu = befindet sich im Norden. Der Computer übersetzt in beide Richtungen. Wenn er ›dicixu‹ erkennt, übersetzt er es zu ›befindet sich im Norden‹. Und wenn man ›befindet sich im Norden‹ eintippt, formt er diesen Satz in ›dicixu‹ um, was einen Ausstoß von Carbolyxat durch eine Art Sprechgerät auslöst …«
»Ein Sprechgerät?«
»Ja, dieser Apparat hier.«
Er deutete auf eine Art Vitrine, die sich aus Tausenden von kleinen Phiolen zusammensetzte, die jeweils in einem kleinen Röhrchen endeten, das wiederum an eine elektrische Pumpe angeschlossen war.
»Die in den Phiolen enthaltenen Atome werden von dieser Pumpe angesaugt, dann in diesen Apparat befördert, der sie sichtet und genau nach der von dem elektronischen Wörterbuch angegebenen Dosierung sortiert.«
»Sagenhaft«, wiederholt Daniel Rosenfeld, »einfach sagenhaft. Ist es ihm wirklich gelungen, Kontakt aufzunehmen?«
»Hmm … Ich glaube, da lese ich Ihnen am besten seine Aufzeichnungen in der Enzyklopädie vor.«
GESPRÄCHSFETZEN: Auszug der ersten Unterhaltung mit einer formica rufa vom Typ Kriegerin.
Mensch: Empfangen Sie mich?
Ameise: krrrrrrrr.
Mensch: Ich sende, empfangen Sie mich?
Ameise: krrrnrrrkrrrkrrrnkrrr. Hilfe.
(Anm.: Die Dosierung wurde mehrfach geändert. Vor allem war der Ausstoß viel zu stark, er hat das Versuchsobjekt erstickt. Der Emissionsschalter muß auf 1 gestellt werden. Der Schalter für den Empfang hingegen muß auf 10 hochgedreht werden, damit kein Molekül verlorengeht.)
Mensch: Empfangen Sie mich?
Ameise: Bugu.
Mensch: Ich sende, empfangen Sie mich?
Ameise: Sgugnu. Hilfe. Ich bin eingeschlossen.
Auszug der dritten Unterhaltung.
(Anm.: Das Vokabular ist diesmal auf achtzig Wörter ausgedehnt worden. Der Ausstoß war immer noch zu stark. Neue Einstellung, der Knopf muß fast auf Null gestellt werden.)
Ameise: Was?
Mensch: Was sagen Sie?
Ameise: Ich verstehe nichts. Hilfe!
Mensch: Reden wir langsamer! Ameise: Sie senden zu stark! Meine Antennen sind übersättigt. Hilfe! Ich bin eingeschlossen.
Mensch: Und jetzt, geht es so?
Ameise: Nein, wissen Sie denn nicht, wie man sich unterhält?
Mensch: Na ja …
Ameise: Wer sind Sie?
Mensch: Ich bin ein großes Tier. Ich heiße ED-MOND.
Ameise: Was sagen Sie? Ich verstehe nichts. Hilfe! Zu Hilfe! Ich bin
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