Heimliche Sehnsucht: Mittsommergeheimnis (German Edition)
1. KAPITEL
D er Tag stand von Anfang an unter einem schlechten Stern.
Mit vollem Tempo preschte der Geländewagen den unbefestigten Weg entlang, vorbei an weiten grünen Wiesen, saftigen Rapsfeldern und dem Fluss Lillälv, der sich wie ein silbernes Band durch ganz Dvägersdal zog, einem kleinen Örtchen in der mittelschwedischen Provinz Dalarna. Die Sonne strahlte am beinahe wolkenlosen Himmel, und der Wind, der von den Bergen her kam, sorgte dafür, dass es trotzdem nicht zu warm wurde.
Kristian Västarsand liebte die schwedische Landschaft über alles, vor allem jetzt im Frühling, wenn nach einem scheinbar endlosen, eisigen Winter die ersten Blumen und Obstbäume blühten und die Tage endlich länger wurden.
Doch an diesem Vormittag nahm er das alles nicht einmal am Rande wahr.
“Nej!”,
schrie er aufgebracht in die Freisprechanlage seines Handys. “Sag ihrem Manager, dass ich dafür keineswegs Verständnis habe. Wir hatten eine Vereinbarung! Wo sollen wir denn jetzt so schnell Ersatz herbekommen?”
Wütend beendete er das Gespräch und brachte den Wagen so heftig zum Stehen, dass die Bremsen quietschten und der Staub unter den Rädern aufwirbelte. Dann stellte er den Motor ab und fuhr sich mit der Hand durch sein welliges dunkelbraunes Haar.
Heute war eindeutig nicht sein Tag. Schon beim Aufstehen hatte er gespürt, dass es Probleme geben würde. Prompt war dann auch so ziemlich alles schiefgegangen, was schiefgehen konnte: Erst gab es Schwierigkeiten mit einer eigentlich schon fest zugesagten Baugenehmigung, dann hatte sein Wagen nach einer Ortsbesichtigung in Rättvik einen Platten gehabt – und jetzt kam, auf dem Weg zurück nach Hause, auch noch die Absage von Svenja Normansson.
Kristian seufzte. Vor knapp fünfeinhalb Jahren hatte er
Vildmarksäventyr
gegründet – eine Agentur, die “Urlaub in der heimischen Wildnis” anbot. Das Projekt war aus der Not heraus entstanden. Weil sein Leben zu diesem Zeitpunkt in Trümmern lag und er nicht mehr so weitermachen wollte wie bisher.
Und um jemandem zu beweisen, dass er mehr war als ein idealistischer Träumer.
Linnea.
Wut packte ihn, wie immer, wenn er an sie dachte. Im Grunde trug sie auch die Schuld daran, dass nun schon seit Wochen nichts mehr richtig rund lief bei ihm. Seit dem Tag, an dem er diesen unsäglichen Brief erhalten hatte.
Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten. Fast sechs Jahre lang hatte er nichts von ihr gehört, und dann plötzlich brachte sie sich wieder in Erinnerung. Jedoch nicht, um sich zu entschuldigen, o nein! Auf so einen Gedanken kam eine Frau wie Linnea überhaupt nicht. Es ging ihr nur um …
Er schüttelte den Kopf. Es wäre falsch, sich weiter damit zu belasten. Er hatte angemessen auf das Schreiben reagiert, und jetzt gab es Wichtigeres in seinem Leben, um das er sich kümmern musste.
Als er
Vildmarksäventyr
damals gründete, hatte er nicht zu hoffen gewagt, einmal so großen Erfolg mit der Agentur zu haben. Doch schnell zeichnete sich ab, dass er eine Marktlücke entdeckt hatte, und heute nahmen sein Angebot nicht nur immer mehr abenteuerlustige Skandinavier in Anspruch, es kamen auch regelmäßig Buchungen aus dem europäischen Ausland.
Und genau aus diesem Grund hatte er sich nun zu einer umfangreichen und kostspieligen Werbemaßnahme entschlossen: Um seine Agentur in ganz Europa bekannt zu machen, hatte er ein erfolgreiches schwedisches Model engagiert, sich beim “Urlaub in der heimischen Wildnis” von einem Fotografen begleiten zu lassen. Svenja Normansson sollte potenziellen Gästen auf anschauliche Weise näher bringen, wie durch
Vildmarksäventyr
organisierte Ferien abliefen und welche Vorteile sie boten. Anschließend würden entsprechende Erlebnisberichte mit zahlreichen Fotos in vielen europäischen Zeitschriften und Urlaubskatalogen erscheinen.
So weit der Plan – doch leider entwickelte die Realität sich vollkommen anders als erwartet. Womit er wieder beim eigentlichen Thema war.
Kristian unterdrückte einen Fluch. Die Kampagne stand kurz vor dem Beginn, alle Vorbereitungen waren getroffen – entsprechend groß war der Schock gewesen, als sein Mitarbeiter Lasse ihm soeben telefonisch die Hiobsbotschaft überbracht hatte, dass Svenja Normansson sich aufgrund eines überraschenden Engagements in den USA nicht imstande sah, ihren Verpflichtungen nachzukommen.
Sie ließ einfach ihren Vertrag platzen!
Kristian kochte vor Wut. Keine Frage, dass dieses Verhalten Konsequenzen für das
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