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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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etwas Grauenvolles erlebt haben … Vielleicht die Geheimwaffe?
    Nr. 103 683 möchte mit einer großen Kriegerin, deren lange Mandibeln zerbrochen sind, einen Dialog aufnehmen. Woher kommen sie? Was ist passiert? Waren es die Termiten?
    Die andere geht langsamer und wendet ihr, ohnez u antworten, ihr Gesicht zu. Schrecklich, ihre Augenhöhlen sind leer! Und der Schädel ist vom Mund bis zum Halsgelenk gespalten.
    Sie entfernt sich. Nr. 103 683 blickt ihr nach. Ein Stückchen weiter bricht sie zusammen und erhebt sich nicht mehr. Sie findet noch die Kraft, zur Seite zu kriechen, damit ihr Kadaver nicht den Weg versperrt.
     
    Nr. 56 versucht der Schwalbe mit einem Sturzflug zu entgehen, aber jene ist zehnmal schneller. Schon senkt sich der Schatten eines großen Schnabels auf ihre Antennen. Der Schnabel holt sie ein, erfaßt ihren Hinterleib, ihren Thorax, ihren Kopf. Der Kontakt mit dem Gaumen ist unerträglich. Dann schließt sich der Schnabel. Es ist alles aus.
      OPFER: Wenn man die Ameisen beobachtet, könnte man meinen, ihr Handeln sei von einem Streben diktiert, das nichts mit ihrer eigenen Existenz zu tun hat. Ein abgetrennter Kopf versucht sich noch nützlich zu machen, indem er gegnerische Beine beißt, ein Samenkorn abschneidet; ein Thorax schleppt sich voran, um den Feinden den Eingang zu versperren.
    Selbstverleugnung? Fanatismus im Dienste der Stadt? Verdummung aufgrund von Kollektivismus?
    Nein, die Ameise kann auch allein leben. Sie braucht ihr Volk nicht, sie kann sogar aufbegehren.
    Warum opfert sie sich dann?
    Bei dem jetzigen Stand meiner Arbeiten würde ich sagen: aus Bescheidenheit. Anscheinend ist für sie der Tod kein Ereignis, das wichtig genug wäre, sie von der Arbeit abzulenken, die sie in den Sekunden zuvor verrichtet hat.
    Edmond Wells Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens
     
    Die Kundschafterinnen kurven um Bäume. Erdhügel, dornige Büsche herum, schlängeln sich weiter in Richtung unheilvollen Osten.
    Der Weg ist schmaler geworden, aber immer noch sind Einheiten zur Straßenreinigung unterwegs. Die Verkehrswege zwischen den einzelnen Städten werden niemals vernachlässigt. Straßenwärterinnen reißen das Moos aus, entfernen Zweige, die den Weg versperren, setzen Duftzeichen.
    Die Arbeiterinnen, die der Gruppe entgegenkommen, werden immer seltener. Mitunter finden sich auf dem Boden Pheromonenhinweise: »Bei Kreuzung 29 einen Umweg durch den Hagedorn machen!« Vielleicht ist man dort auf die jüngste Spur eines Hinterhalts feindlicher Insekten gestoßen.
    Nr. 103 683 erwartet eine Überraschung nach der andern. Sie ist noch nie in dieser Gegend gewesen. Es gibt hier Satanspilze von achtzig Kopf Höhe! Dabei ist diese Sorte charakteristisch für die Gebiete im Osten. Und sie entdeckt allerlei seltsame Pflanzen: den wilden Hanf, dessen Blüten den Morgentau so gut festhalten, den wunderbaren und beunruhigenden Frauenschuh. Katzenpfötchen mit langen Stengeln …
    Sie geht auf ein Springkraut zu, dessen Blüten Bienen ähneln, und ist so unvorsichtig, es zu berühren. Sogleich platzen ihr die reifen Früchte ins Gesicht, bedecken sie mit klebrigen gelben Samenkörnern. Ein Glück, daß das keine alternaria ist …
    Keineswegs entmutigt, klettert sie auf ein Hasenkraut, um sich den Himmel näher anzusehen. Dort oben sieht sie Bienen, die Achten beschreiben, um ihren Schwestern den Standort der Blütenpollen anzugeben.
    Die Landschaft wird immer wilder. Rätselhafte Düfte erfüllen die Luft. Hunderte von kleinen, nichtz u identifizierenden Wesen fliehen in alle Richtungen. Man bemerkt sie nur an dem Knacken der trockenen Blätter.
    Ihr Kopf kribbelt noch, als sich Nr. 103 683 wieder der Truppe anschließt. Und so gelangen sie ruhigen Schritts in die Umgebung der föderierten Stadt Zubizubi-kan. Ein Gehölz wie jedes andere auch, würde man von weitem sagen. Wären da nicht der Geruch und der »ausgeschilderte« Weg, würde niemand eine Stadt hier vermuten. In Wirklichkeit ist Zubizubikan eine klassische »rote« Stadt mit einem Baumstumpf, einer Kuppel aus Zweigen und Deponien. Aber alles ist unter Sträuchern verborgen.
    Die Eingänge befinden sich noch oben, fast am höchsten Punkt der Kuppel. Man erreicht sie über eine Gruppe von Farn und wilden Rosen. Was die Kundschafterinnen auch tun.
    Drinnen wimmelt es von Leben. Die Pflanzenläuse sind nicht leicht zu erkennen, sie haben die gleiche Farbe wie die Blätter.
    Eine kundige Antenne und ein kundiges Auge machen jedoch

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