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Die Ameisen

Die Ameisen

Titel: Die Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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mühelos Tausende von kleinen grünen Warzen aus, die langsam – in dem Maße, wie sie den Saft »abgrasen« – wachsen.
    Vor langer Zeit wurde zwischen den Ameisen und den Pflanzenläusen ein Abkommen geschlossen. Letztere ernähren die Ameisen, die sie als Gegenleistung schützen. Tatsächlich stutzen manche Städte ihren »Milchkühen« die Flügel und geben ihnen ihre eigenen Identifizierungsdüfte. So lassen sich die Herden bequemer hüten …
    Auch Zubizubi-kan übt sich in dieser miesen Technik. Als Wiedergutmachung, oder vielleicht aus purem Modernismus, hat die Stadt auf ihrer zweiten Etage grandiose Ställe gebaut, die mit allem für das Wohlergehen der Pflanzenläuse erforderlichen Komfort ausgerüstet sind. Die Ameisenammen pflegen dort die Eier ihrer Läuse mit der gleichen Konzentration wie die ihrer Artgenossinnen. Das erklärt auch die außergewöhnliche Bedeutung und das feine Aussehen des dortigen Viehbestands.
    Nr. 103 683 und ihre Begleiterinnen nähern sich einer Herde, die damit beschäftigt ist, dem Zweig eines Rosenstrauchs das Blut auszusaugen. Sie stellen zwei, drei Fragen, aber die Läuse lassen ihren Rüssel in dem pflanzlichen Fleisch, ohne sie im geringsten zu beachten. Außerdem, vielleicht beherrschen sie die Duftsprache der Ameisen überhaupt nicht … Die Kundschafterinnen suchen mit ihren Antennen nach der Hirtin.
    Doch sie entdecken keine.
    Dann geschieht etwas Erschreckendes. Drei Marienkäfer lassen sich mitten unter die Herde fallen. Diese gefährlichen Raubtiere säen Panik unter den armen Läusen, die mit ihren gestutzten Flügeln nicht fliehen können.
    Doch die Wölfe rufen die Hirtinnen auf den Plan. Zwei zubizubikanische Ameisen springen hinter einem Blatt hervor.
    Denn dort haben sie sich versteckt, um die roten Räuber mit den schwarzen Punkten überraschen zu können. Sie legen auf sie an und erlegen sie mit ihren präzisen Säurestrahlen.
    Dann laufen sie herbei und beruhigen die noch völlig verängstigten Herden. Sie melken sie, trommeln auf ihren Hinterleib, streicheln ihre Antennen. Daraufhin geben die Pflanzenläuse eine große Blase durchsichtigen Zuckers von sich. Den kostbaren Honigtau. Während sie sich mit diesem Likör sättigen, nehmen die zubizubikanischen Hirtinnen die belokanischen Kundschafterinnen wahr.
    Sie begrüßen sie. Antennenkontakt.
    Wir sind gekommen, um die Eidechse zu jagen, sendet eine der Belokanerinnen.
    Dann müßt ihr weiter nach Osten gehen. Man hat eines dieser Ungetüme in der Nähe des Postens Guayei-Tyolot gesichtet.
    Statt ihnen die übliche Trophallexie anzubieten, fordern die Hirtinnen sie auf, sich direkt an den Tieren zu laben. Die Kundschafterinnen lassen sich das nicht zweimal sagen. Jede wählt sich eine Pflanzenlaus und klopft ihr auf den Hinterleib, um den köstlichen Honigtau hervorzulocken.
     
    Das ist schwarz, ölig im Innern des Rachens, und es stinkt. Nr.
    56, gänzlich mit Sabber beschmiert, rutscht in den Schlund des Raubvogels. Da jener keine Zähne hat, hat er sie nicht zerkaut, sie ist noch unversehrt. Kommt nicht in Frage, sich aufzugeben, mit ihr würde eine ganze Stadt untergehen.
    Mit äußerster Anstrengung pflanzt sie ihre Mandibeln in das glatte Fleisch der Speiseröhre. Dieser Reflex rettet sie. Der Schwalbe wird übel, sie hustet und speit die widerspenstige Nahrung weit von sich. Geblendet versucht Nr. 56 zu fliegen, aber ihre klebrigen Flügel sind viel zu schwer. Sie fällt mitten in einen Fluß.
    Ringsum zappeln Männchen in ihrem Todeskampf. Sie registriert den unrhythmischen Flug von rund zwanzig ihrer Schwestern hoch oben, die den Schwalben entkommen sind.
    Erschöpft verlieren sie an Höhe.
    Eine von ihnen landet auf einer Teichrose, wo zwei Salamander unverzüglich Jagd auf sie machen. Sie holen sie ein und zerfetzen sie. Die anderen Königinnen werden eine nach der andern von den Tauben, den Kröten, den Maulwürfen, den Schlangen, den Fledermäusen, den Igeln, den Hühnern und den Küken aus dem Spiel des Lebens gerissen … Letzten Endes haben von den eintausendfünfhundert Weibchen, die losgeflogen sind, nur sechs überlebt.
    Nr. 56 gehört dazu. Wie durch ein Wunder. Sie muß leben.
    Sie muß ihre eigene Stadt gründen und das Rätsel der Geheimwaffe aufklären. Sie weiß, daß sie dazu Hilfe braucht, daß sie auf die Menge zählen kann, die bereits ihren Bauch bevölkert. Sie braucht sie nur daraus zu entlassen …
    Aber als erstes muß sie sehen, daß sie hier wegkommt …
    Indem sie

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