Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
spöttisch, als er die Nervosität des anderen Mannes bemerkte. Die meisten Menschen reagierten auf diese Weise auf ihn. Jedes Mal war es ein wundervolles Gefühl, wenn sich ihr Herzschlag erhöhte, er den leichten Geruch von Angstschweiß wahrnahm und die warme Energie pulsieren fühlte. Dieses Mal löste es in ihm allerdings kein Verlangen aus. Kurz zögerte Dave, denn normalerweise regte sich bei einem solchen Anblick sofort der Hunger in ihm, heute schien er jedoch von seinem nächtlichen Mahl noch gesättigt zu sein.
„Finn Gordon“, sagte der fremde Mann und seine merkwürdigen Augen blickten, ohne zu blinzeln, in Peters ängstliches Gesicht. Peter blinzelte hingegen mehrfach, starrte ihn verständnislos an. „Er arbeitet hier“, stellte der Fremde fest. Peter nickte automatisch, nicht sicher, ob das eine Feststellung oder eine Frage sein sollte.
„Äh, ja?“, antwortete er daher und seine Gedanken rasten wild durcheinander. Instinktiv stellte sich Peter auf die Eröffnung ein, dass der große, schüchterne junge Mann, der ein paar Tage die Woche bei ihm arbeitete, entweder in Wahrheit von diesem Agenten hier gesucht wurde, ein Außerirdischer war, der vielleicht insgeheim die Weltherrschaft übernehmen wollte, Beziehungen zu außerirdischen Schmugglern hatte, den nächsten Anschlag auf Amerika plante oder aus seinem Laden eine neue Basis für Terroranschläge machen wollte. In Peters verquerer Gedankenwelt war alles davon möglich. Rasch erwog er seine eigenen Chancen. Was durfte er gefahrlos sagen? Konnte er glaubhaft versichern, dass er von Finnegan Gordon viel zu wenig wusste, um hilfreich zu sein? Feiner Schweiß perlte auf Peters Stirn. Ja! Er kannte ihn ja wirklich kaum. Finn war ein Student, zumindest hatte er das immer behauptet. Im Grunde eine gute Tarnung, sehr raffiniert, das musste Peter schon zugeben. Er war schließlich voll drauf reingefallen.
Dave lächelte, doch das Lächeln erreichte nicht die Augen, während er den dicklichen Mann gründlich beobachtete, der gerade ein wenig panisch zu werden schien und dessen Gesicht all seine Emotionen offen widerspiegelte.
„Finn ist erkrankt und wird diese Woche nicht kommen können“, bemerkte Dave nebenbei und Peter rutschte prompt ein überraschtes: „Was?“, heraus; natürlich hatte er mit einer viel dramatischeren Erklärung gerechnet. Um ein Haar hätte er sein Buch erneut vom Tresen gewischt, griff hastig danach und richtete sich auf. „Was?“, wiederholte er verblüfft, „Wie? Krank?“ Kein Außerirdischer? Kein Attentat? Verwirrt betrachtete er den Fremden.
„Ja“, antwortete Dave nachsichtig und lächelte sein gefährliches Lächeln. Er ist auf jeden Fall einer von Torchwood , dachte Peter. Oder wie die hier in Deutschland heißen mögen. Finnegan ist bestimmt nicht krank, also nicht einfach nur krank. Die haben ihn entführt oder er ist selbst ein Außerirdischer oder … Mühsam riss er sich zusammen, als seine Gedanken wieder verrückt zu spielen drohten. Es fiel ihm immer schwerer, im Hier und Jetzt zu sein.
„Ah, krank. Na, ja ... also ... okay“, begann er unsicher, was er in dieser Situation mit der Information anfangen sollte und stellte nebenbei irritiert fest, dass der fremde Mann bisher nicht ein einziges Mal geblinzelt hatte. Vielleicht war er ...
Peter betrachtete ihn sorgfältiger und wurde zusehends nervös. Eventuell war dieser Mann selbst ein Alien. Menschen blinzelten doch regelmäßig, dieser jedoch nicht. War er womöglich ein Außerirdischer? Aufgeregt schluckte Peter ein paar Mal und versuchte seine feuchten Hände am Zittern zu hindern.
„Ja“, meinte der Fremde und wandte sich in einer fließenden Bewegung zum Gehen. Peter war zu perplex und reagierte erst, als der Mann bereits die Tür öffnen wollte.
„Hey, Moment mal! Woher wissen Sie das denn von Finn? Wer sind Sie denn überhaupt?“, rief er ihm hinterher, stand erregt auf.
Dave drehte sich langsam um, maß ihn mit einem langen Blick aus seinen eigenartigen Augen und Peter setzte sich automatisch wieder auf seinen Stuhl. Abermals schluckte der Ladeninhaber hart durch seine viel zu enge Kehle und fühlte sich plötzlich mächtig unwohl in seiner Haut. Konnten diese merkwürdigen Augen ihn eventuell telepathisch durchleuchten? Oder gar Blitze schleudern? In jedem Fall war der Blick des Fremden gefährlich und es hätte Peter nicht im Mindesten überrascht, wenn er plötzlich die Zähne gebleckt hätte.
„Also ... ich meine ja nur …
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